Gemeinderat,
6. Sitzung vom 25.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 100
menschenverachtenden
System." - Dieses Zitat stammt vom früheren Verstaatlichten-Manager Klaus
Woltron, einem besonderen Kenner des Systems, und er machte diese Feststellung
anlässlich des Selbstmords des Kontrollbank-Vorstandsdirektors Gerhard
Praschak.
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! (GR Heinz
Hufnagl: Die Kontrollbank steht aber nicht unter dem Einfluss der Stadt Wien!)
Nein, aber die Karriere - das wissen Sie schon! - steht im Einfluss der SPÖ und
war abhängig von der SPÖ. (GR Godwin
Schuster: Kollege Wagner, wenn Sie schon von Proporz reden, dann schauen Sie
doch, was ihr zurzeit macht!) Wenn Sie den Fall Praschak noch aufrollen wollen,
dann werden wir das gerne für Sie tun. Ich habe nur jetzt nicht die Zeit dazu,
aber ich kann gerne darauf zurückkommen. (Beifall
bei der FPÖ. - GR Godwin Schuster: ... Hatz! Es gibt nichts anderes mehr! Menschenhatz!
Hoch qualifizierte Leute werden beseitigt, im wahrsten Sinne des Wortes!)
Es hat sich an
den Zuständen in Wirklichkeit seither nichts geändert. Es gab Millionensubventionen
für Mitarbeiter des linksextremen "TATblattes", Herr Kollege
Schuster. Sie kennen doch das "TATblatt": Das sind jene, die zu einem
Boykott gegen die Polizei aufgerufen haben, wie damals Linksextremisten die
Masten in Ebergassing gesprengt haben. Dieses "TATblatt" wurde mit
900 000 S subventioniert! (GR
Godwin Schuster: Von wem?) Vom AMS. (GR
Godwin Schuster: Und mit wessen Zustimmung?) Wer beim AMS damals das Sagen
hatte, wissen Sie, und wer dort auch heute noch das Sagen hat, das ist die SPÖ!
(Beifall bei der FPÖ. - GR Godwin
Schuster: ... Geschichten sind das!)
Herr Kollege!
Es gibt vom Kontrollamt nachgewiesene Bauskandale: Kostenexplosionen, freihändige
Vergaben statt gesetzlicher Ausschreibungen. (GR Mag Sonja Wehsely: Meinen Sie den Haupt?) Eine Verdreifachung
der Baukosten allein beim Innenhof des Historischen Museums ist das letzte
Beispiel. (GR Mag Sonja Wehsely: Meinen
Sie die Frau Forstinger? Oder wen meinen Sie denn?) Es existieren Gebäudeversicherungen,
die ohne Ausschreibung abgeschlossen wurden. 11 Millionen S zu viel
zahlen die Mieter pro Jahr an Versicherungsprämien! Zufälligerweise sitzt in
der Versicherung in der obersten Etage ein Ex-Bürgermeister von Ihnen.
Das sind die
Zustände, die jemand beklagt und bejammert, wenn er sieht, wie es im roten Wien
zugeht! Es gibt auch Billigstmieten von 26 S pro Quadratmeter, die heute
schon angesprochen worden sind (GR Godwin
Schuster: Unrechtmäßig oder nicht?), und es gibt offensichtlich auch
Genossen, die - wie manche gemeint haben: "Golden Age" ist das
goldene Wien - es sich gerichtet haben (GR
Godwin Schuster: Mit Zustimmung der FPÖ!) im geförderten Villenverkauf.
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! - Haben Sie jetzt die Uhr vorzeitig ausgeschaltet? (Vorsitzende GR Josefa Tomsik: Nein, nein,
... !) Nein. Ich bin also noch in der Zeit. Gut. (Rufe bei der SPÖ: Sie haben doch selbst eine Uhr! Sie haben doch gesagt,
Sie schauen!)
Es ist Ihnen
noch vieles zu sagen und es wird noch Gelegenheiten dazu geben. Was aber den Zustand
Ihrer Partei betrifft, so hat Hannes Androsch ihn am 24. August treffend
beschrieben, indem er sagte - ich zitiere -: "Der Zustand der SPÖ ist
erbärmlich." - Dem habe ich nichts hinzuzufügen. Es ist auch heute so. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GR
Josefa Tomsik: Als Nächster
ist Herr GR Scheed zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Norbert Scheed (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Kollege Wagner
hat mir jetzt meinen Einstieg "zusammengehauen", denn eigentlich
wollte ich sagen: Angesichts des lauen Verlaufs dieser Aktuellen Stunde zeigt
sich eigentlich, wie substanzlos das Ganze ist. - Aber mit seinen Abstrusitäten
hat er tatsächlich für ein bisschen Stimmung im Raum gesorgt.
Es ist,
wenn man den Verlauf dieser Debatte verfolgt, in der Tat interessant, in
welcher Bandbreite die Attacken stattfinden. Da beschwert sich eine Fraktion
über Dinge, an deren Durchsetzung sie selbst beteiligt war und bei deren
Beschlussfassung im zuständigen Ausschuss sie selbst positiv mitgestimmt hat.
Die anderen
wiederum beschweren sich darüber, dass das Mietrechtsgesetz gemäß dem
rechtsstaatlichen Grundsatz, wonach vor dem Gesetz alle gleich sind,
blöderweise auch für Parteien und damit auch für die SPÖ gilt. Da wird mit
Unmoralität argumentiert und in Bausch und Bogen sozusagen gleich jeder mitgenommen,
der eben nach 1945 einen Mietvertrag abgeschlossen hat.
Ich habe mir
bei der Vorbereitung für diesen Redebeitrag diese Überschrift "Alte
Begehrlichkeit statt neuer Bescheidenheit" auf der Zunge zergehen lassen,
und irgendwie konnte ich nicht umhin, Verantwortung mit Verantwortung zu
vergleichen. Da habe ich mir gedacht: Das Einzige, was an diesem Titel stimmt,
ist eigentlich das Wort "alt". Ich kann mich nämlich noch daran
erinnern, dass die FPÖ sehr oft mit dem Begriff der "Altparteien"
agiert hat und damit Dinge wie zum Beispiel den Proporz in Verbindung gebracht
hat. Wenn man sich die Regierungspraxis der FPÖ heute anschaut, dann kann man
sagen: Gemessen an dieser Diktion ist sie vorzeitig gealtert, und zwar in einem
Tempo, das dem Guinness Buch der Rekorde durchaus gerecht werden würde. (Beifall bei der SPÖ.)
Wenn man von
Begehrlichkeiten spricht, dann zahlt es sich nämlich aus, ein bisschen auf die
Relationen zu schauen: Da wird in dieser Frage, die die Wiener SPÖ betrifft,
von 7 Millionen S gesprochen. Und dann sehe ich, dass es da in einem
anderen Bereich offensichtlich Begehrlichkeiten nach sehr interessanten
Positionen und Einflusssphären gab. Ich nenne nur das Stichwort
"ÖIAG", wo man sich die
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular