Gemeinderat,
6. Sitzung vom 25.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 100
Beispiel rein
parteipolitischer Überlegungen, weit entfernt von objektiven Vergabe- und
Spielregeln. (GR Christian Oxonitsch: Und
wo ist da der Hund?)
Oder: Der
Eisring Süd ... (GR Christian Oxonitsch:
Wo ist da der Konnex? Wenn der Bund nicht mehr zahlt!) - Das kann ich Ihnen
sagen - obwohl das meine Zeit kostet -: Es hat Zusagen gegeben ... (GR Christian Oxonitsch: Welche Regierung
hält sich denn nicht daran?) Nein: Es hat Zusagen gegeben zwischen der SPÖ
und Public Netbase, dass Public Netbase im Wahlkampf hilfreich zur Seite
springen und gegen die ungeliebte Bundesregierung Maßnahmen über das Internet
setzen würde. (GR Godwin Schuster: Die
ÖVP wollte maßregeln! Kritik muss bestraft werden! - GR Christian Oxonitsch:
Mundtot machen war die Zielsetzung!) - Wer sich die Internetseite je angeschaut
hat, weiß, dass das so war. - Und das habt ihr mit 6 Millionen S
belohnt! - Das hat mit Kulturpolitik überhaupt nichts zu tun - es wurde auch
nie so argumentiert. (Beifall bei der
ÖVP.)
Der Eisring
Süd: Nach Angaben der MA 51 sind dort Sanierungsmaßnahmen in einem Ausmaß
zwischen 20 und 30 Millionen S notwendig. Beschlossen wurden
20 Millionen S zur Sanierung. Und jetzt kommt's:
10 Millionen S zur Erhaltung des Betriebs und für das Personal, damit
in einem Jahr der Eisring Süd auch betrieben werden kann. Das bekommt die
Stadthalle, weil diese dort der Betreiber ist. - Alle Dachverbände,
Sportverbände würden sich freuen, auch nur annähernd zusammen auf eine ähnliche
Summe zur Erhaltung ihrer Sportanlagen zu kommen! - Auch hier also, wie wir
deutlich sehen, eine klassische Form von parteipolitisch motivierter Geldvergabe
oder Förderung, der keine vergleichbaren Beispiele gegenüberstehen und die nach
objektiv überhaupt nicht nachvollziehbaren Regeln erfolgt. Das ist ein Ausdruck
einer sozialdemokratischen Überheblichkeit!
Lassen Sie
mich abschließend noch das Beispiel der Holding erwähnen. Auf die Frage, was
hier mit der Holding passiert, wird in der Presse zitiert: "Wir wissen
davon nichts." - Büro Rieder. - "Dazu können wir nichts sagen."
- Büro Häupl. - Tatsache aber ist, dass es hier offenbar nur um eine Angst
geht, weil nämlich hier in diesem Hause über finanzielle Zuwendungen, über
Zuschüsse in der Höhe von 300 Millionen S nicht diskutiert werden
soll. Nur darum geht es bei dieser Angst, und Herr StR Rieder hat das sehr
deutlich zum Ausdruck gebracht, indem er faktisch nach dem Motto "auch das
Rathaus ist kein Sakralwert" angedeutet hat, dass es sich hier sozusagen
um eine sozialdemokratische private Überlegung einer Reideologisierung, einer
neuen Form der Verstaatlichung handelt.
Diese
Beispielliste ließe sich fortsetzen. Ich schließe damit, dass ich Ihnen
empfehle, nachzulesen, was Spinoza über den Begriff Demut sagt: "Demut
ist, wenn jemand ohne Verlangen, hoch geachtet zu werden, seine
Unvollkommenheit erkennt."
Vorsitzende GR
Josefa Tomsik: Entschuldigung,
Herr Kollege Strobl, Sie haben jetzt durch die Irritierung des roten Lichts
länger gesprochen als fünf Minuten. Es war auch Herrn Kollegen Kusta nicht möglich,
dieses auf die genaue Zeit einzustellen. - Nur das möchte ich sagen. Ich
entschuldige mich, aber Sie müssen aufhören! - Danke schön. (Heiterkeit bei der ÖVP und Beifall bei der
ÖVP für den das Rednerpult verlassenden GR Walter Strobl. - Vorsitzende GR Josefa
Tomsik und der Leiter des Landtagsbüros, RegR Sven Kusta, versuchen neuerlich,
die Uhr für die Redezeit neu einzustellen. - GR Mag Christoph Chorherr: Wir
können eine Armbanduhr herborgen!)
Die Technik
beweist uns: Frauen gehören in technische Berufe! In meinem nächsten Leben werde
ich Uhrmacherin, damit ich mich da auskenne!
Ich darf nun
Herrn Kollegen Strobl ... (Ruf: Nein,
Wagner!) - Entschuldigung: Herrn Kollegen Wagner um seine Wortmeldung
bitten. (Heiterkeit bei der ÖVP.) -
Man sieht, wie leicht man eigentlich erheitern kann. - Danke schön.
Herr Kollege
Wagner, bitte!
GR Josef Wagner (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich danke
Ihnen für den spannenden Auftritt. Ich werde versuchen, auf die Uhr zu schauen,
damit Sie nicht technische Probleme bekommen.
1996
sprachen vom "roten Wien" eigentlich nur noch die Fremdenführer, wenn
sie den Geist des Karl-Marx-Hofs erklärten oder wenn sie den Gästen aus aller
Welt sagten, dass in Wien am 1. Mai die Straßenbahn nicht mehr fährt. Für
die SPÖ ist damals ein sehr dramatischer Verlust bei den Wahlen eingetreten und
sie hat ihre absolute Herrschaft verloren. Manche haben gemeint, Wien wird
jetzt wirklich nicht mehr rot sein. Die ÖVP hat es aber ermöglicht, Wien
weiterhin in der Macht der SPÖ zu behalten. Nur: Einige im nichtsozialistischen
Lager haben schon die Vermutung gehabt, dass Wien jetzt golden wird, wie der
Erdball auf der Sezession oben, dass es hübsch und sicher werden wird. Manche
haben gesagt: Rot? - Nein! Die SPÖ hat doch die Wahl verloren!
Seit dem
25. März 2001 ist wieder alles anders. An diesem Abend trat Bgm Häupl vor
die Kameras und verkündete stolz zweimal "Demut" - ein "Freundschaft"
ist ihm nicht über die Lippen gekommen, auch keine sonstige rote Parole. Daher
hat er auch entsprechenden Applaus eingeheimst.
Diese Demut
und diese Bescheidenheit haben allerdings nur eine Wahlnacht gedauert. Die
Freunderlwirtschaft ist an die Stelle der Demut getreten und die neue
Bescheidenheit wurde von der alten Begehrlichkeit abgelöst.
Der
Ex-Bürgermeister Leopold Gratz hat am Wahltag auch etwas ganz Interessantes
gesagt. Er hat gemeint, jetzt seien die "natürlichen Verhältnisse"
wieder hergestellt.
Diese kennen wir zur
Genüge, meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich zitiere: "Proporz und
Postenschacher in einem zynischen, zutiefst unehrlichen und
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