Gemeinderat,
6. Sitzung vom 25.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 100
Prüfantrag
eingebracht haben und sich das Kontrollamt mit dieser Frage wird beschäftigen
müssen. Ich bin sicher, dass auch das in nächster Zeit Gegenstand einer
Aktuellen Stunde hier im Haus sein wird. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Für die
weiteren Wortmeldungen darf ich in Erinnerung bringen, dass die Redezeit fünf
Minuten beträgt. - Herr GR Ellensohn, bitte.
GR David Ellensohn (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr
geehrte Damen und Herren!
Herr Kollege
Serles hat mit einem Versprecher eingeleitet. Er hat gesagt: "Neue
Bescheidenheit der FPÖ". - Jetzt will ich wegen einem Versprecher nicht
kleinlich sein, aber das gibt mir natürlich die Gelegenheit, einen kleinen
Schlenker zu machen und einmal aufzuzeigen, was für alte Begehrlichkeiten statt
neuer Bescheidenheit auch bei der FPÖ in der Bundesregierung auftauchen. Wenn
ich mir das anschaue, dann habe ich das Gefühl, es hat viel auch mit der SPÖ,
aber sehr viel vor allem mit Macht zu tun. Die FPÖ hat dort, wo sie die
Gelegenheit hatte, in der Bundesregierung genau das nachvollzogen, nämlich
sehr, sehr wenig Bescheidenheit und sehr, sehr viel Begehrlichkeit gezeigt.
Ich nenne nur
drei Beispiele: Erstens, die Bezahlung der Ministersekretäre und Ministersekretärinnen
- da brauchen wir nicht lange darüber zu reden, das hat jeder von uns gelesen
-; zweitens den Hauptverband der Sozialversicherungsträger, der mehr oder
weniger in einem Putsch übernommen wurde; und drittens den ORF.
Zum Thema ORF
darf ich ein kleines Zitat aus dem aktuellen "Format" bringen.
Betreffend die Frage, wer denn im Stiftungsrat sitzen soll, sagt Frau
Riess-Passer, die FPÖ-Chefin: "Im Stiftungsrat müssen Vertraute von mir,
nicht Bekannte von anderen sitzen." - Das ist der "politikfreie
ORF"! - Das sind die Begehrlichkeiten der FPÖ, das sind die Begehrlichkeiten
der Bundesregierung. - Auch die ÖVP darf sich hier betroffen fühlen. (GR Gerhard Pfeiffer: Betroffen, wenn Sie
reden?)
Es geht bei
diesem Tagesordnungspunkt aber um die Sozialdemokratie. Es geht um Punkte, die
von den GRÜNEN bereits 1996 eingebracht wurden - das ist ja schon ein altes
Thema. Die FPÖ ist jetzt auf einen Zug aufgestiegen, den die GRÜNEN 1996 in
Bewegung gesetzt haben. (Ironische
Heiterkeit der GRe Dr Wilfried Serles und Heinz Christian Strache.) Bereits
damals hat es Anträge von Günter Kenesei im Kontrollausschuss gegeben, die
ähnliche Bereiche behandelt haben, wie die derzeitigen Anfragen der FPÖ.
Traurig, aber wahr ist, dass in dieser Hinsicht fünf Jahre lang so gut wie
nichts geschehen ist: Sämtliche Missstände, die die GRÜNEN damals kritisiert
haben, können heute mit Fug und Recht die Freiheitlichen immer noch
kritisieren. - Da frage ich mich natürlich schon: Wie schlau ist die Sozialdemokratie,
dass sie immer wieder die Gelegenheit bietet, dieselben Dinge zu kritisieren?
Die
Sozialdemokratie hat im März beziehungsweise im April bei der Angelobung hier Demut
versprochen, aber sie hat wenig davon erkennen lassen. Es sind vielmehr
Arroganz und Macht zu beobachten - ich nenne das das Projekt "AdaM":
"Arroganz der absoluten Macht". Ich hätte gerne, dass die
Sozialdemokratie dieses Projekt "AdaM" beendet und dazu übergeht,
mehr von der versprochenen Demut an den Tag zu legen.
Der
Kontrollbericht ist ganz ausgezeichnet. Herr Serles hatte zehn Minuten Redezeit,
ich habe nur fünf Minuten: Damit können wir nicht einmal gemeinsam alle Punkte
auflisten, die im Kontrollbericht angesprochen wurden. Im Wesentlichen geht es
auch darum, dass das Kontrollamt selbst sagt: Wir sind nicht in der Lage, alles
so schnell zu überprüfen. - Es sind offensichtlich so viele Fehler vorhanden,
dass es heißt: Wir müssen bei diesen Objekten weiterhin schauen, dass wir das
aufarbeiten können. - Und das, obwohl wir, die GRÜNEN, das 1996 bereits
eingebracht haben!
Wahr ist, dass
es diese überhöhten Mieten für die Mieter gibt, wenn von ihnen SPÖ-Lokale mitbezahlt
werden müssen. - Sie haben so etwas Ähnliches wie ein Plebiszit in den
Gemeindebauten durchgeführt, denn Sie sagen uns öfters - wir müssen das öfters
hören -: Ausländer und Ausländerinnen in den Gemeindebau, das geht nicht, denn
das wollen die Leute dort nicht. - Wenn die SPÖ im Gemeindebau eine Befragung
machen würde, ob irgendjemand, der dort wohnt, die SPÖ-Lokale, die sich im
Erdgeschoß befinden, mitfinanzieren möchte, dann würde sie, glaube ich, kaum
eine große Mehrheit bekommen. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Das Kontrollamt wird das weiterhin überprüfen, und wir
hoffen, dass Sie dann irgendwann die richtigen Schlüsse ziehen. Nicht, dass wir
im Jahr 2006, in fünf Jahren, dieselben Punkte wieder hier besprechen können.
Ich fordere Sie noch einmal dazu auf, mehr von Ihrer Demut und weniger von
Ihrem Projekt "AdaM" - "Arroganz der absoluten Macht" - zu
zeigen. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächster ist Herr GR Pfeiffer zum Wort gemeldet.
GR Gerhard Pfeiffer (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Ich bin nicht
einverstanden mit Titel und Inhalt dieser Aktuellen Stunde. Dieser Titel
bedeutet eigentlich, dass die Freiheitlichen die anderen Parteien in die
Geiselhaft nehmen wollen, um mit ihnen auf die Sozialisten hinzuprügeln. Das
aber ist absolut nicht Sinn und Inhalt einer Aktuellen Stunde. Eine Aktuelle
Stunde soll Themen allgemeinen Interesses einer politischen Diskussion
unterziehen. (GR Mag Helmut Kowarik: Das
ist allgemeines Interesse!) Ihr Sinn ist nicht, hier politisches
Parteien-Hickhack auszutragen und das schon im Titel dieser Aktuellen Stunde
anzuführen. (GR Heinz Christian Strache:
Ihr seid ja gar nicht
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