Gemeinderat,
6. Sitzung vom 25.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 100
gemäß: "Wien darf nicht Chicago werden". Also,
Wien ist eigentlich als Hochhausstadt nicht wirklich geeignet und das ist ja
dann in diesen Zehn-Punkte-Kriterien auch ausgedrückt worden, einem
Zehn-Punkte-Programm, wo also Hochhäuser gebaut werden dürfen und wo nicht oder
was dazu zu erfüllen ist.
Ich habe übrigens bis jetzt noch nicht wirklich definieren
können, wo in Zukunft Hochhausstandorte wären, man hat aber oft auch in diesem
Haus schon darüber gesprochen, dass Gesetze und Verordnungen auf ihre
pekuniären Auswirkungen geprüft werden sollen.
Haben Sie und hat sich auch Ihr Ressort überlegt, welche
Verzögerungen mit diesem Zehn-Punkte-Programm bei der Planung und beim Bau
verbunden wären und vor allem, welche Zusatzkosten für Bauwerber damit
verbunden sein könnten?
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
Amtsf StR Dipl
Ing Rudolf Schicker: Also, zunächst
einmal: Wenn Sie aus der Überschrift herauslesen, dass ich bei den
Freiheitlichen Anleihen nehme über Wien ist keine Hochhausstadt, dann ist das
aus der Gegenwart gegriffen und bei 89 Häusern, die höher als
40 Meter sind, ist der Vergleich mit Chicago wirklich nicht drinnen.
Nebstbei bin ich auch der Ansicht, dass Chicago eine sehr schöne, eine sehr gepflegte
und eine nachahmenswerte Stadt ist, was viele Dinge betrifft, unter anderem
auch die Regulierungen, was Hochhausbauten betrifft.
Und genau um
diesen Punkt geht es dabei, dass wir mit diesem Hochhauskonzept zu klaren
Regulierungen finden, die für alle transparent sind und offen aufliegen und wo
wir auch die Hochhausbetreiber, die Projektbetreiber, dazu anhalten, in der
Qualität, die sie errichten, auch tatsächlich einen Wiener Standard zu
erreichen, der dann auch international herzeigbar ist, und dass wir damit auch
erreichen, dass das Umfeld mit
berücksichtigt wird.
Wenn Sie
fragen, ob es für die Betreiber Kosten verursacht, dann sehe ich das schon so.
Denn wenn wir Projekte haben, die an Standorten entstehen, wo hohe
Planungsgewinne möglich sind, dann muss es auch möglich sein, dass diejenigen,
die in dieser Stadt dann die Infrastruktur bereit stellen müssen, nämlich in
der Regel die öffentliche Hand, auch an diesen Planungsgewinnen beteiligt
werden.
In concreto
heißt das, dass bei der sozialen Infrastruktur, die auf Grund dieser Bauten
notwendig wird und ebenso bei der technischen Infrastruktur und bei der
Verkehrsinfrastruktur natürlich verankert werden muss, dass die Projektträger
hier mit beteiligt werden, was im Übrigen ja nichts Neues ist.
Beim vorhin
erwähnten Wienerbergareal ist das schon gang und gäbe und es war auch in der
Zeit von VBgm und Planungsstadtrat Görg so, dass diese Projektbetreiber mit
finanziert haben, was dort an Infrastruktur noch notwendig war.
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Danke.
- Die dritte Zusatzfrage stellt Herr GR Strache.
GR Heinz
Christian Strache (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr StR Schicker!
Sie haben ja, wie gesagt, Ihr Hochhauskonzept nur
schemenhaft bei einer Pressekonferenz vorgestellt. Und diese schemenhaften
Darstellungen zeigen deutlich, dass dieses Hochhauskonzept in überhaupt keiner
Weise einen Schutz für die historische Wiener Innenstadt darstellt, sondern
ganz im Gegenteil, und auch ein Freibrief letztlich für das umstrittene
Hochhausprojekt Wien-Mitte ist, welches sich in nur 700 Meter Luftlinie
vom Stephansdom entfernt befindet.
Sie selbst haben im Jahre 1992 in der Bezirksvertretung
einen Antrag eingebracht - an den Sie sich wahrscheinlich zwar sehr ungern
erinnern werden -, wo Sie damals als Antrag mit anderen Parteien ein
Zehn-Punkte-Forderungsprogramm
eingebracht haben und dementsprechend
dort auch wortwörtlich festgelegt und unterstützt haben, dass die Baukörper des
Überbauungsprojekts Wien-Mitte eine differenzierte
Höhenentwicklung aufweisen sollen, wobei der höchste Baukörper die Höhe des
Hilton Hotels nicht überschreiten darf. Das heißt, inklusive technischer Aufbauten
sind das 65 Meter über Niveau. Das haben Sie unter anderem, neben anderen
zehn Punkten, damals als Antrag eingebracht.
Ich frage Sie, was ist das
Hochhauskonzept, beziehungsweise Ihr Wort wert, wenn Sie sich heute nicht mehr
an Ihren eigenen unterstützten und eingebrachten Antrag erinnern wollen?
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
Amtsf StR Dipl
Ing Rudolf Schicker: Herr GR
Strache!
Es kommt
selten vor und wird auch künftig selten vorkommen, aber ich bin Ihnen sehr
dankbar für diese Frage, gibt sie mir doch Gelegenheit, auch hier zu Protokoll
zu geben, wie der Sachverhalt tatsächlich ist oder vor beinahe zehn Jahren war
und wie Sie die Inhalte dieses damaligen 10-Punkte-Pakets der Bezirksvertretung
Landstraße immer wieder verdrehen.
Sie beginnen
immer damit zu sagen, ich hätte einen Notariatsakt unterschrieben. Ich sage
Ihnen, ich habe bisher drei Notariatsakte unterschrieben. Zwei davon betrafen
die Verlassenschaften nach meinen Eltern und einer davon war eine Schenkung
eines Grundstücks von meiner Mutter an mich.
In diesen drei
Notariatsakten kommt Wien-Mitte nicht vor und andere Notariatsakte habe ich
bisher nie unterschrieben. (GR Heinz
Christian Strache: Bezirksvertretung!)
Herr
Gemeinderat, Sie haben dann Ihre Argumentation leicht modifiziert und ziehen
immer wieder einen Uraltbeschluss einer Bezirksvertretung, nämlich der
Bezirksvertretung Landstraße, hervor, wo ich damals die Ehre hatte, den
Bauausschuss zu leiten und klarerweise bei einem einstimmigen Beschluss des
Bezirksbauausschusses diesen Antrag auch in der Bezirksvertretung mit
eingebracht und unterschrieben habe.
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