Gemeinderat,
5. Sitzung vom 21.9.2001, Wörtliches Protokoll
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Kinder hat,
15 000 S netto hat. Sie hat also 15 000 S und soll für zwei
Kinder einen Beitrag von 3 100 S zahlen. Ich behaupte, das ist nicht
gerecht, das ist nicht soziale Gerechtigkeit, wie wir sie verstehen, sondern
diese Frau sollte unserer Meinung nach keinen Beitrag bezahlen müssen.
Aber auch
darüber können wir ja dann vielleicht bei der Budgetsitzung noch ausführlicher
reden. Ich belasse es jetzt einfach dabei, dass ich diese Dinge benenne und
aufzähle.
Dritter Punkt:
Kindergruppenförderung. Auch dazu eine Anmerkung: Wir haben das letzte Mal ein
Gesetz beschlossen, das sich mit den Kindergruppen beschäftigt. Ich habe damals
gesagt, ich bin schon neugierig auf die Verordnung und darauf, was da drinnen
stehen wird. Wird alles, was da steht, so sein, dass es für die Kindergruppen
leistbar ist? - Es ist nicht leistbar. Denn jetzt steht einmal drinnen, dass in
Bezug auf die Ausbildung und die Fortbildung auf die Kindergruppen Kosten
zukommen, die diese sicher nicht leisten können. Das heißt, es wird sicher von
unserer Seite auch in der Budgetsitzung einen Antrag geben, dass diese Kosten
von der Stadt Wien übernommen werden, damit die Ausbildung gewährleistet werden
kann.
Ich bin schon
beim letzten Punkt. Ich haste durch die Punkte, weil alle schon etwas müde
schauen.
Jeder Mensch,
der ein Kind zu Hause hat, das sich schwer tut in Englisch oder in Französisch,
schickt dieses Kind nach England oder nach Frankreich zu einer Gastfamilie.
Warum wohl? - Doch sicher in der Annahme, dass man in einer englischsprachigen
Gastfamilie recht gut Englisch lernt. Das weiß jeder und das tun auch alle, so
sie es sich leisten können.
Von derselben
Annahme ausgehend behaupten seit 10, 15 Jahren Fachleute und viele
Nichtfachleute, Laien in Wien: Wäre es nicht wahnsinnig gescheit, wenn die
Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache in Wien einen Kindergarten besuchen würden?
Dann wären sie unter deutschsprachigen Menschen und würden faktisch spielerisch
Deutsch lernen. Das sagt so der gesunde Menschenverstand. Da gab es im Rahmen
des Integrationsfonds schon 1992 eine Arbeitsgruppe, in der ich drinnen war und
in der wir uns darauf geeinigt hatten, dass dem so sein soll. Das verstehen
alle, nur gibt es von Seiten der Gemeinde kein Signal, das besagt: Wir haben verstanden
und wir kümmern uns jetzt darum, dass diese Kinder wirklich in einen Kindergarten
kommen.
Es gibt nicht
nur kein Signal, sondern es gibt auf alle Anträge, die mittlerweile zu diesem
Thema gestellt wurden - von den Grünen
gestellt wurden; Herr Kollege Strobl hat einen gestellt -, auch eine gleich
bleibende Antwort. Die Antwort lautet immer - ich habe mir einmal das, was
immer gleich geblieben ist, unterstrichen -: Die Schulungsmaßnahmen für Einzelfertigkeiten
sind nicht vorgesehen, weil sie nicht zielführend sind. Dieser Satz zieht sich
fast unverändert durch alle Beantwortungen. Gemeint ist, dass es dort ein
ganzheitliches Bildungsangebot gibt und keinen Deutschunterricht, was auch
niemand verlangt, bitte. Ich wiederhole es noch einmal: Es ginge nur darum,
dass Kinder unter Kindern miteinander Deutsch sprechen und die Kindergärtnerin
mit ihnen, dann würden alle spielerisch Deutsch lernen.
Das zweite
Argument ist: Das Hervorstreichen des Ziels Spracherwerb setzt Eltern, Kinder
und MitarbeiterInnen unter hohen Druck, der für dessen Erreichen kontraproduktiv
ist. Ich möchte mich mit diesem Satz nicht länger befassen - ich persönlich
halte ihn für groben Unfug, für so was von unvernünftig, ich möchte gar nicht sagen,
wie, sonst bekomme ich einen Ordnungsruf -, ich möchte, dass wir uns mit dem
Problem einfach auseinander setzen.
Es hat nun das
Boltzmann-Institut eine Studie gemacht - der gesunde Menschenverstand hat nicht
gereicht, die Aussagen aller Fachleute haben nicht gereicht, also hat man das
Boltzmann-Institut beauftragt, eine Studie zu machen - und das
Boltzmann-Institut kommt nunmehr zu dem Ergebnis, es wäre wahnsinnig gescheit,
wenn diese Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache in den Kindergarten gingen,
wo viele Menschen Deutsch sprechen, damit sie auch Deutsch lernen. Also auch
das Boltzmann-Institut ist genau zu dieser Erkenntnis gekommen, die schon jeder
weiß.
Jetzt möchte
ich alle Antworten, die da schon gekommen sind, einfach schubladisieren.
Vergessen wir diese Antworten! Nehmen wir zur Kenntnis, was das
Boltzmann-Institut nun auch festgestellt hat - wir alle kennen das Problem -,
und gehen wir einfach an die Arbeit! Tun wir etwas, damit diese Kinder mit nichtdeutscher
Muttersprache, bevor sie in die Schule gehen, auch einen Kindergarten besuchen.
Selbstverständlich freiwillig, selbstverständlich werden sie Deutsch eher
spielerisch lernen und nicht, weil dort Schulungskurse oder sonst irgendetwas
stattfindet, was nicht kindgerecht ist. Tun wir etwas! Und bitte keine solche
Antworten mehr! Die sind vollkommen überflüssig und bringen niemandem auch nur
das Geringste.
Damit möchte
ich auch schon enden und alles, was wir sonst noch zu Kindergärten und
Kindergruppen zu sagen haben, auf die Budgetsitzung verschieben, in der wir uns
ja mit der Budgetierung sehr genau befassen werden. - Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)
Vorsitzende GR
Mag Heidemarie Unterreiner: Zum
Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
Die Berichterstatterin
hat das Schlusswort.
Berichterstatterin GR
Martina Ludwig: Ich freue mich, dass wir mit dem heutigen
Poststück das System der Wiener Kinderbetreuung wiederum ein Stückchen
verbessern können. Ich denke, dass wir damit auch nach wie vor Vorreiter in
Österreich sind, und ich denke, wir haben es geschafft, neben einer Vollversorgung,
was die Drei- bis Sechsjährigen betrifft, trotz eines intensiven Ausbaus in den
letzten Jahren,
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