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Gemeinderat, 5. Sitzung vom 21.9.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 56 von 105

 

aber Ausschließungsgründe, vor allem wenn es sich um Urteile handelt, wie immer man die auch einschätzen mag - auch hier gibt es eine geteilte Meinung, aber es war ein Urteil -, nach so vielen Jahren dazu verwendet, einen Menschen zu diskreditieren, in die Öffentlichkeit zu zerren und ihm nach vielen, vielen Jahren wieder den Ruf zu schädigen - das halte ich eigentlich für nicht sehr korrekt, Kollege Salcher! Wir werden deshalb dies auch zum Anlass nehmen, auch darüber nachzudenken, wie wir uns in Zukunft da und dort manche Vorstandslisten und auch manche Anträge von Kulturvereinen genauer anschauen werden. Das war auch Ihre Anregung und wir werden dem gerne auch sehr intensiv folgen.

 

Es ist meines Erachtens auch der zweite Punkt, der sachliche, den Sie eingebracht haben, völlig unrichtig und an den Haaren herbeigezogen.

 

Im Antrag steht sehr genau drinnen, was sich dieser Kulturverein, dieses Wiener Filmarchiv der Arbeiterbewegung, vorgenommen hat. Es ist keinesfalls so, wie Sie das etwas polemisch dargestellt haben, dass es hier darum geht, Arbeiterfilmfestspiele zu machen, sondern es geht darum, und das steht auch so im Akt, dass die Mitglieder dieses Vereins sich vorgenommen haben, Filmmaterialien, die in den verschiedensten Einrichtungen in unserer Stadt bestehen, aktiv zu sammeln, das heißt aufsuchende historische Arbeit zu leisten und nicht nur zu warten, bis sie kommt, sondern in Arbeiterbüchereien, Volksheimen und anderen Einrichtungen danach zu suchen. Das drängt, denn Filmmaterial aus den Zwanziger- und Dreißigerjahren wird auf Grund des Materials brüchig und wird in den nächsten Jahren verfallen und zerstört sein und für die Nachwelt verloren sein. Wenn wir jetzt nicht sehr schnell und sehr rasch Schritte einleiten, das heißt, dass sich Menschen aktiv auch bemühen, diese Filme zu sammeln und zu archivieren, dann wird ein großer und wichtiger Teil der Geschichte unserer Stadt und der Geschichte vieler Menschen in unserer Stadt verloren sein. Darum geht es diesem Verein, so entnehme ich das auch diesem Akt. Das ist auch dezidiert so als Ziel des Vereins ausgewiesen und ich denke, dass das eine große Aufgabe ist.

 

Viele Filmmaterialien sind im Filmarchiv gesammelt, das ist richtig. Ich denke, dass auch dieser Verein gut beraten ist, mit dem Filmarchiv zusammenzuarbeiten. Ich denke, das wird auch geschehen. Aber man muss schon auch sagen, dass viele Mitglieder dieses neuen Filmvereins beispielsweise auch selbst Filmmaterialien einbringen. Hier hätte der Herr Zahnt auf Grund seiner guten Verbindungen sehr viel leisten können, nicht nur für den Verein, sondern auch für die Aufarbeitung der Geschichte unserer Stadt. Wir alle hoffen, dass es uns gelingen wird, trotzdem den Herrn Zahnt dazu zu gewinnen, seine Möglichkeiten einzusetzen und den Verein zu unterstützen und dass diese Angriffe Ihrerseits, die meines Erachtens sehr polemisch gewählt sind, ihn nicht dazu verleiten werden, hier nicht mitzuwirken.

 

Das Filmmaterial ist ein bedeutsames und zwar nicht nur für unsere Stadt, sondern auch von großer internationaler Bedeutung. So sind einige Filme, die sich in Privatbesitz befinden, gerade jetzt bei einem Londoner Filmfestival und bei einem Filmfestival in Berlin, weil das Filmmaterialien über die Stadt Wien in den Zwanziger- und Dreißigerjahren sind, die nur im Privateigentum von Persönlichkeiten sind, die sich in diesem Verein engagieren. Diese Persönlichkeiten haben kein Interesse, ihr Privateigentum einem Verein, einem anderen Archiv zu überantworten, sondern die wollen selbst mitwirken, wollen selbst mittun und haben sich bereit erklärt, diesen Kulturverein zu gründen und aktiv diese Filme nicht nur zu sammeln und zu archivieren.

 

Ich denke, dass wir gut beraten sind, diesem wichtigen Ausschnitt der Geschichte unserer Stadt und der Bevölkerung unserer Stadt entsprechende Unterstützung angedeihen zu lassen. Es ist ein wichtiges Kulturerbe unserer Stadt. Das sollte gesichert werden. Deshalb werden wir auch die Tätigkeit dieses Filmvereins unterstützen. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet.

 

Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort.

 

Berichterstatterin GR Elisabeth Vitouch: Meine Damen und Herren!

 

Wir haben jetzt viel Schnee von gestern geschaufelt. Nur der guten Ordnung halber, Kollege Sacher: Der Herr Zahnt hat im Gegensatz zu Ihnen kein Doktorat. Direktor steht im Akt, falls Sie ihn auch erst kürzlich kennen gelernt haben sollten.

 

Das sollte uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese wichtige, kulturpolitisch, kulturhistorisch wichtige Arbeit des Wiener Filmarchivs der Arbeiterbewegung unterstützt werden sollte.

 

Ich bitte daher um Zustimmung zu diesem Geschäftsstück.

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Wir kommen nun zur Abstimmung, wobei ich bemerken will, dass nach § 22b, wenn ich das richtig vernommen habe, ein Antrag auf Vertagung des Geschäftsstücks aufrecht ist. Dieser Antrag ist sofort nach Anhörung der Frau Berichterstatterin ohne Debatte zur Abstimmung zu bringen.

 

Ich bringe ihn somit zur Abstimmung.

 

Wer für den Antrag auf Vertagung ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. - Das ist die Minderheit. Dieser Antrag ist sozusagen abgelehnt.

 

Wir kommen nun zur Abstimmung über das Poststück.

 

Ein Gegen- oder Abänderungsantrag wurde nicht gestellt.

 

Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderats, die dem Antrag der Frau Berichterstatterin zustimmen wollen, die Hand zu heben. - Danke. Der Antrag ist mit Mehrheit gegen die Stimmen der Freiheitlichen, der ÖVP und, nein ...(GR Heinz Hufnagl: Die GRÜNEN waren dafür!) Die GRÜNEN waren dafür.

 

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