Gemeinderat,
5. Sitzung vom 21.9.2001, Wörtliches Protokoll
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regierungserfahrung
habe ich ja, ist, dass es so gelaufen ist, dass ich annehme, dass Sie den
Kollegen Woller gefragt haben: "Was ist das für ein Verein?", weil es
sich um einen Verein handelt, der erstmalig neue Mittel bekommt. Normalerweise
fragt der Stadtrat: "Wie viel haben sie das letzte Mal gekriegt? Ist das
gleich viel, ist das weniger?" Wenn es sich um einen neuen Verein handelt,
fragt man natürlich jemanden, was das für ein Verein ist, und ich nehme an, der
Kollege Woller wird Ihnen gesagt haben: "Alles in Butter, alles
Genossen." - Das mit der Butter hat ja dann gestimmt. Aber ich glaube,
dass es notwendig sein wird, sich in Zukunft die Dinge ein bisschen genauer
anzuschauen und vor allem auch Ihr Umfeld so zu organisieren, dass derartige Dinge
nicht mehr vorkommen. Nicht Sie haben im Ausschuss dann, wie Sie gewusst haben,
was die Problematik dieses Akts ist - und die Frau Ringler hat Ihnen das ja im
Ausschuss gesagt und ich habe es Ihnen auch gesagt -, den Akt zurückgezogen und
sich noch einmal erkundigt, was da die genauen Hintergründe sind, nein, Sie
haben es mit der sozialistischen Mehrheit im Ausschuss gegen alle anderen
Parteien beschließen lassen.
Das ist halt
meiner Meinung nach eine Vorgangsweise, die einen Rückfall in alte Zeiten, in
alte Strukturen, in alte Gegebenheiten bedeutet. Ja, die alten Bunkerboys tauchen
halt wieder aus der Versenkung auf und versuchen, sich hier zu artikulieren.
Sehr geehrter
Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir als ÖVP machen es uns nicht
leicht, in der Kulturpolitik einen Antrag abzulehnen. Es gibt auch heute auf
der Tagesordnung den einen oder anderen Tagesordnungspunkt, wo es den einen
oder anderen Zweifel gibt, aber wir sagen: Okay, in der Kulturpolitik soll man
eher großzügig sein und daher zustimmen. Bei diesem Akt machen Sie es uns allerdings
sehr leicht, weil es hier um keinen Kulturakt geht, sondern hier geht es ganz
eindeutig um die Subvention an einen sozialistischen Parteiverein.
Wir wollen der
Renaissance dieser Zustände, die es lange Jahre in dieser Stadt gegeben hat,
nicht weiter Vorschub leisten und stimmen daher aus tiefer Überzeugung dagegen.
(Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Zum Wort
gemeldet ist Herr GR Dr Michael LUDWIG. Ich erteile es ihm.
GR Dr Michael LUDWIG (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Ja, Herr Kollege Salcher, weil Sie mich jetzt angesprochen haben, was die
Funktionsfähigkeit des Vereins betrifft. Darüber kann ich nicht unmittelbar
Auskunft geben, weil ich weder Vorstandsmitglied noch Mitglied des Vereins bin.
Aber ich habe mir genauso wie Sie den Akt genau angesehen und habe bemerkt,
dass es eine stellvertretende Kassierfunktion gibt und na-türlich diese Person
in einem ordnungsgemäß geführ-ten Verein diese Tätigkeit übernehmen wird, also
es nicht möglich und notwendig ist, dass jetzt unmittelbar und sofort ein neuer
Kassier gewählt wird. Von hier aus wird es genügen, wenn man eine entsprechende
Person kooptiert, beizieht und das dann auch der Vereinsbehörde meldet.
Nur nachdem
das erst vor wenigen Tagen geschehen ist, verwundert es mich nicht, dass das
bei der Vereinsbehörde noch nicht liegt, denn wir haben bei einem der
vorhergehenden Akte gehört, dass der Postweg von manchen Kulturvereinen zum Kulturamt
mehrere Monate erfordert. Also, Herr Kollege Salcher, da werden Sie mir doch
zugestehen, auch namens des Kulturamts, aller Vertreter der Post und vieles
mehr, darauf hinzuweisen, dass es halt manchmal schwierig ist, dass gewisse
Poststücke auch ihren Weg zu den zuständigen Stellen finden. In diesem Fall ist
das aber im Konkreten nicht einmal notwendig.
Wenn Sie die
Person des Herrn Zahnt ansprechen, dann muss ich ganz ehrlich sagen, dass mir
Ihre Argumentation unverständlich ist und es eigentlich auch erschreckend ist,
was hier gesagt wurde, Kollege Salcher, denn wir wissen, dass der Herr Zahnt
vor vielen, vielen Jahren verurteilt wurde. Er hat eine Geldstrafe bekommen,
die Geldstrafe hat er bezahlt, die Schuld ist getilgt. Jetzt, viele Jahre
später, soll er keine Möglichkeit bekommen, im Kulturleben mitzuwirken, egal ob
das in einer ehrenamtlichen Funktion ist oder in einer sonstigen Tätigkeit. Und
das halte ich eigentlich auch für menschlich sehr bedenklich, dass man Menschen
einfach ausschließt, die sich ehren-amtlich in einem öffentlichen Verein, der
gemeinnützig tätig ist, betätigen wollen. Ich halte das vom Gedanken her
eigentlich für nicht sehr sozial, nicht sehr unseren Gesellschaftsvorstellungen
entsprechend.
Deshalb kann
ich Ihrer Argumentation auch nicht folgen, denn wenn man das weiterspinnt, und
wenn das keine Lex Zahnt ist, sondern wenn das Ihre generelle Einstellung ist,
dann muss man sich ja erstens einmal fragen, ob wir in Zukunft jetzt generell
bei den Vorstandslisten die Vorstandsmitglieder überprüfen? Zweitens wie
intensiv, das heißt, ob es entsprechende Verurteilungen gibt? Wenn ja, welche
Delikte beispielsweise dann aus Ihrer Sicht ahndbar sind und ob das
beispielsweise auch für Künstlerinnen und Künstler gilt, die vielleicht einmal
verurteilt worden sind, Subventionen beziehen und diese auch mit dem Kulturamt
abrechnen müssen?
Selbstverständlich
gilt für diesen Verein, wie auch für viele andere, über die wir heute
diskutiert haben, dass die Abrechnungen, die vom Verein vorgelegt werden, auch
sehr streng vom Kulturamt und notfalls auch vom Kontrollamt geprüft werden.
Hier auch nur die Verdächtigung auszusprechen, dass es quasi möglich ist, dass
ein Vereinskassier Geldflüsse so beeinflusst und beeinträchtigt, dass sie
illegal und kriminell sind, das halte ich eigentlich auch für ungeheuerlich! (Beifall bei der SPÖ.)
Wir Sozialdemokraten
waren und sind eigentlich dafür, dass alle Menschen am Kulturleben teilhaben
können, dass Kunst und Kultur dazu beiträgt, dass die Gesellschaft humaner und
menschlicher ist. Dass man
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