Gemeinderat,
5. Sitzung vom 21.9.2001, Wörtliches Protokoll
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zweckgebundenen Mittel der Parkometerabgabe." - Jetzt
wissen wir schon, dass Geld kein Mascherl hat, aber letztendlich ist das eine
ganz ordentliche Förderung für den Stellplatz.
Einen wichtigen Punkt habe ich vergessen: Alle
Bezirkspolitiker sind immer ganz stolz, wenn sie Gehsteigrückbauten machen
dürfen, das gehört ja auch dazu. Vor vielen Jahren haben wir im Alsergrund, wo
ich Klubobmann der GRÜNEN war, eine Anfrage gestellt, und da wurde uns
mitgeteilt, dass der Gehsteigrückbau für einen einzigen Stellplatz
25 000 S kostet. Na, mittlerweile werden es schon 35 000 S
sein. Wenn man das wieder hochrechnet mit 50 000, kommt auch eine nette
Summe heraus, die sich der Milliardengrenze nähert. Also schmeißen wir im wahrsten
Sinne des Wortes das Geld zum Fenster hinaus.
Jetzt am Schluss zu meinem geliebten 9. Bezirk,
den ich ja zehn Jahre als Klubobmann bei den GRÜNEN irgendwie mitgestalten
durfte. Und da hat es ein Projekt von der Gattin des ÖVP-Klubobmanns gegeben,
das geheißen hat: Die verkehrsberuhigte Glasergasse. Und im Laufe der
Diskussionen, auch mit dem Herrn Klubobmann der ÖVP, sind wir zum Schluss
gekommen, einen Antrag zu stellen auf Nachtstellplätze auf der linksseitigen
stadteinwärts liegenden Fahrspur eben der Roßauer Lände. Hat der ÖVP zunächst
einmal gar nicht so schlecht gefallen - jetzt allerdings nicht mehr.
Wir glauben, es war ein weiser Entschluss, hat sich
ja schon anderswo lange bewährt, und zwar auf der Weißgerberlände stadtauswärts
kann man sehen wie das funktioniert.
Zum Kollegen Gerstl und seiner Garagenwut im
9. Bezirk möchte ich noch sagen, dass der Kollege Stallitzer, sein stellvertretender
Bezirksobmann im 9. Bezirk, bisher der Meinung war, man müsste den
Lichtentaler Park, bei dem die GRÜNEN erfolgreich eine Tiefgarage verhindert
haben, gemeinsam von der SPÖ, der ÖVP und den GRÜNEN beschlossen, umgestalten,
und zwar mit einer Investition von ungefähr 3 Millionen S. Seit ganz
kurzer Zeit glaubt Kollege Stallitzer oder besser Ex-Kollege Stallitzer, dass
diese 2 Millionen S, die bereits verbaut wurden im Lichtentaler Park,
eigentlich umsonst sind, denn jetzt ist er der Meinung, dass man genau unter
diesem Lichtentaler Park eine Parkgarage braucht. Das heißt,
2 Millionen S wurden sozusagen unnötig ausgegeben und jetzt soll dort
eine Parkgarage errichtet werden, wo jeder Mensch weiß, dass sich dort niemand
eine Parkgarage leisten kann, weil die umliegenden Parkgaragen in der WU und
unter dem Bahnhof nicht ausgelastet sind.
Also, brauchen wir dort ganz einfach keine Volksgarage,
keine Parkgarage, sondern die Leute brauchen einen Park dort und keinen
Parkplatz, weil - und das weiß der Kollege Gerstl nicht - an der Oberfläche im
9. Bezirk ausreichend Stellplätze vorhanden sind. BV Benke ist jetzt
leider nicht mehr da, er hätte ihn fragen können, dann hätte er sich besser
ausgekannt. Der Kollege Stallitzer wohnt schon seit vielen Jahren in Floridsdorf,
weit weg vom 9. Bezirk, und kennt sich eben nicht aus. Das ist der
Unterschied. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GR Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr GR Dipl Ing Margulies gemeldet. Ich erteile ihm
das Wort.
GR Dipl Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau
Vorsitzende!
Eigentlich wollte ich mich zu diesem Punkt überhaupt
nicht zu Wort melden. Sie hätten sich gefreut, denke ich mir einmal. Aber dann
kommen von der ÖVP und auch von der SPÖ Sachen, wo ich mir denke, das gibt es
doch in Wirklichkeit überhaupt nicht mehr.
Herr Kollege, wenn Sie heute noch sagen, die GRÜNEN
verteufeln den Autoverkehr, dann geht das an jeder Realität vorbei. (GR Mag
Wolfgang Gerstl zeigt auf GR Andreas Schieder.) Entschuldigung. Die reale
Situation ist nämlich in Wirklichkeit die, dass, wenn es in Wien um Parkgaragen
geht, die Wiener GRÜNEN die einzige Fraktion in diesem Haus sind, die ein
gesundes Verhältnis zum Autoverkehr haben und nicht den Autoverkehr und die
Autoparkplätze als heilige Kuh allem anderen in dieser Stadt opfern.
Wenn wir uns jetzt überlegen, was mit dem Finanzausgleich
2001 auf uns zukommt, mit dem Ergebnis der Volkszählung, der Nulldefizitpolitik
der Regierung, die Wien zwingt, einen Überschuss zu machen, was das kommende
Budget für 2002 an Einsparungsmaßnahmen bringen wird in den unterschiedlichsten
Bereichen, und wenn dann permanent nur auf Garagen gesetzt wird, dann greifen
wir uns, meine sehr geehrten Damen und Herren, als GRÜNE schon an den Kopf.
Wir lesen in den
Zeitungen vom Gesundheitsbereich. Wir wissen de facto, dass die öffentlichen Verkehrsmittel
verteuert werden sollen. Und da kommen wir zu den Mobilitätskriterien. Wenn wir
über Mobilität sprechen, dann sprechen wir doch darüber: Welches Verkehrsmittel
wird denn in Wien tatsächlich am häufigsten benutzt? Ist es das Auto - oder
sind es die öffentlichen Verkehrsmittel? Gibt es in Wien nicht noch immer
genügend Familien - und jetzt sage ich absichtlich "Familien" und
nicht "Einzelpersonen" -, die nicht einmal ein Auto besitzen, die
gezwungen sind, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, und die auf Grund des
Individualverkehrs des Öfteren frühmorgens im Stau stecken, die angewiesen sind
auf öffentliche Verkehrsmittel und die ebenfalls mit diesen öffentlichen
Verkehrsmitteln ihre Mobilität ausüben wollen? Aber was passiert? - In
absehbarer Zeit werden die Tarife erhöht. Und gleichzeitig werden Millionenbeträge
für die Errichtung von Parkgaragen ausgegeben. Und es wird ja nicht bei diesen
zwei Garagen bleiben, da können wir uns ganz sicher sein. Ich glaube nicht an
das Umdenken bei der Sozialdemokratie.
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