Gemeinderat,
5. Sitzung vom 21.9.2001, Wörtliches Protokoll
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Begründung für den
Beschlussantrag von Herrn Mag Wolfgang Gerstl und Herrn Robert Parzer Folgendes
drinnen:
"Die
geplante Maßnahme schafft jedoch auch vor allem ein erhebliches
Gefahrenpotential für die Verkehrsteilnehmer." Dem kann ich ja noch
folgen, aber jetzt kommt es: "Jeder Stau geplagte Wiener Autofahrer vermag
sich die Situation vorzustellen, wenn mitten im stehenden Verkehr ein Fahrer
sich plötzlich entschließt, aus der zweiten Spur einzuparken." - Also im
stehenden Verkehr aus der zweiten Spur einzuparken, geht überhaupt nicht. Das
ist schon einmal sprachlich ein Wahnsinn.
Aber nun
weiter zum Nächsten, was hier steht: "Hinzu kommt, dass in den nächsten
Jahren mit einem steigenden Verkehrsaufkommen gerechnet werden muss" - no
na, solange jedes Jahr 11 000 Autos hinzukommen, ist das so -, was diese
Maßnahmen auch fragwürdig erscheinen lässt." - Das heißt, die ÖVP meint,
bei steigendem Autoverkehr lässt man mehr Autos in das Stadtzentrum
hineinfahren. Das wird sich nicht ausgehen, selbst wenn wir den Donaukanal
überplatten und dort eine Autobahn errichten. Das wird nicht funktionieren.
Und dann am
Schluss heißt es: "Einer Problemlösung ist damit nicht gedient, da sich
die Stauzonen auf der Roßauer Lände noch weiter in Richtung Norden verlagern."
Meine lieben
Herren! Wenn Sie die Stauzonen kennen, die sich da jeden Morgen abspielen, dann
reichen sie jetzt bis zur Donauuferautobahn. Wenn Sie glauben, dass die Roßauer
Lände bewirkt, dass die Stauzonen bis nach Korneuburg reichen, dann könnte gewährleistet
sein, dass die Autofahrer endlich umdenken und in Korneuburg in die Schnellbahn
einsteigen. - Danke schön. (Beifall bei
den GRÜNEN.)
Vorsitzende GR
Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr GR Gerstl zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Mag
Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine Damen
und Herren!
So wie mein
Vorredner von den Grünen begonnen
hat, kann ich auch beginnen, nur genau konträr. Für uns ist es
selbstverständlich, dass wir diesen beiden Projekten zustimmen werden, denn
hier haben wir fundamental unterschiedliche Ansichten. Es steht Ihnen zu, eben
diese andere Ansicht zu haben, so wie wir eben jene haben, aber ich glaube,
dass es auch wichtig ist, dass wir hier versuchen, die Sachen auf dem Tisch zu
lassen und sie nicht in die Höhe zu bringen. Emotionen sind, glaube ich, hier
nicht angebracht, sondern es geht darum: In welcher Form bewältigen wir den
Verkehr am allerbesten? Und wenn ich sage, in welcher Form bewältigen wir den
Verkehr am besten, dann ist auch ganz wichtig, dazu zu sagen: Wie stehen wir
zur Wirtschaft und wie stehen wir überhaupt zur Mobilität in einer Stadt?
Mobilität ist
ein Stichwort, und es gilt, diese nicht zu verhindern, sondern zu ermöglichen.
Doch Sie, meine Damen und Herren von den Grünen,
erwecken in mir den Eindruck, dass Sie Mobilität verhindern wollen. Mobilität
zu verhindern, kann aber nicht der Ansatz sein, um den es geht. Mobilität zu
ermöglichen, heißt, auf vielen Punkten zu arbeiten, heißt, viele verschiedene
Bereiche anzuziehen, heißt, sich natürlich auch darum zu kümmern: Wo kann ich
die Autos abstellen? Wo kann ich sie unterbringen? Welchen Individualverkehr
ermögliche ich und in welchem Bereich fördere ich den öffentlichen
Personennahverkehr?
Dass uns das
ein wichtiges Anliegen ist, zeigt auch der Umstand, dass wir zu Ihrem
Beschlussantrag noch einen eigenen Beschlussantrag für den autofreien Tag eingebracht
haben, weil es uns wichtig ist, dass diese Maßnahme nicht zu kurz greift. Ich
glaube aber, dass Ihr Ansatz, einfach zu sagen, wir wollen, dass am autofreien
Tag alle gratis mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren können, eindeutig
zu kurz greift. Ganz, ganz eindeutig! Es ist sicherlich eine 100-prozentig
populistische Maßnahme - es gibt wahrscheinlich nur Befürworter in der
Bevölkerung -, aber Sie werden damit nicht erreichen, dass Sie an anderen Tagen
von den 364, die möglich wären, die Leute in der Stadt dazu bewegen können,
auch auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen.
Wenn ich den
autofreien Tag als Signal hernehmen möchte, wie ich den Verkehr erleichtere,
wie ich den Individualverkehr ermögliche und Anreizsysteme zum Umsteigen
schaffe, dann, sage ich Ihnen, ist dies zu wenig. Wir stellen daher einen
Beschlussantrag, wo ein Gesamtkonzept damit verbunden wird. Es ist nötig, ein Gesamtkonzept
zu entwickeln, wie dieser Anreiz bei den Wiener
Linien und bei den Konsumenten entstehen kann, damit mehr Personen am
öffentlichen Verkehr teilnehmen - und dies nicht nur am autofreien Tag. Ich
möchte diesen Beschlussantrag kurz vorlesen:
"Der Herr
amtsführende Stadtrat für Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke
wird aufgefordert, über eine Freifahrtaktion auf den Wiener Linien am autofreien Tag 2002" - und hier unterscheide
ich mich von Ihnen, denn Sie sprachen von 2001, aber ich glaube, Sie meinten
auch 2002 (GR Mag Rüdiger Maresch: Ja,
2002!) -, "in Verbindung mit der Erstellung eines Gesamtkonzepts für
mehr Leistung im öffentlichen Verkehr, Verhandlungen mit den Wiener Linien aufzunehmen."
In formeller
Hinsicht wird die sofortige Abstimmung beantragt. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und
Herren! Mein Vorredner hat einen weiteren Beschlussantrag angesprochen, den wir
einbringen. Dieser bezieht sich auf die heutige Fragestunde und auf die
Antworten des Herrn Stadtrats für Stadtentwicklung und Verkehr im Hinblick auf
die Roßauer Lände. Über sprachliche Dinge bin ich bereit, mit Ihnen zu reden.
Keine Frage! Hier bin ich bereit,
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