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Gemeinderat, 4. Sitzung vom 27.6.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 113 von 121

 

großartiges. Das waren in weniger als sechs Monaten 7 Eigenproduktionen, davon 1 Uraufführung, 5 Koproduktionen und zusätzlich 60 Einzelveranstaltungen durch Gastspiele und Vermietungen! Das haben viele andere Theater, die einen geregelten Dreijahresvertrag mit viermal so viel Geld haben, in der letzten Zeit nicht geschafft. Das ist ein großer Erfolg, den das Publikum anerkannt hat, und ein großer Erfolg, den die Presse anerkannt hat.

 

Ich könnte jetzt endlos zitieren, ich will nur einige wenige Zitate von Zeitungen bringen.

 

Der "Kurier" schreibt: "Der Rabenhof lebt. Hier ist eine Aufbruchsstimmung zu spüren, die die eingesessene Wiener Theaterlandschaft beben lässt."

 

Der "Standard" schreibt: "Diese Möglichkeit, anderes Theater zu machen, hat Karl Welunscheks Rabenhof bestens genutzt."

 

Im "Falter" ist zu lesen: "Spätestens seit Wolfgang Bauers 'café tamagotchi' ist der Rabenhof der spannendste Ort für angewandte Wahrnehmensforschung."

 

Im "profil" heißt es: "Das Konzept ist aufgegangen. Wien hat ein echtes, neues, aufregendes Volkstheater bekommen."

 

Damit wir nicht nur österreichische Zitate haben, nehme ich die "Süddeutsche Zeitung". Da sagt etwa Helmut Schödel: "In diesem schon wieder so braven Wien der etablierten Schnarchnasen ist die Neueröffnung des Rabenhoftheaters genau die Kühnheit, die Wien braucht."

 

Diese Kühnheit hat Karl Welunschek mit seinem Team umgesetzt. Einer hat es auch noch treffend gesagt: Peter Fitz, einer der bedeutendsten Schauspieler auf deutschen Bühnen, der auf allen Großbühnen spielt, mit allen Großregisseuren von Peter Zadek bis zu Peter Stein.

 

Er ist extra nach Wien gekommen und er hat gesagt: "Wir" - nämlich die großen Häuser - "haben viel Geld und keine Ideen. Und Sie" - da hat er den Rabenhof gemeint - "haben kein Geld und viele Ideen."

 

Das ist beachtenswert und da muss man sagen: Da ist vieles in kürzester Zeit gelungen, nämlich junges, aufregendes Theater zu machen.

 

Hier haben vor allem Junge die Chance bekommen. Ich nenne nur drei Namen: Tini Trampler, Tina Lanik und Georg Staudacher haben Regiearbeiten geliefert - umjubelte Regiearbeiten! Georg Staudacher, ein junger Schauspieler und Regisseur, um den reißen sich jetzt die Theater! Der hat ein Engagement im Burgtheater, in der Volksoper und im Volkstheater bekommen und ist für den Nestroy-Preis vorgeschlagen!

 

Das meine ich mit Nachwuchsförderung! Das ist auch ein Verdienst dieses Theaters und dazu muss man gratulieren! (Beifall bei der SPÖ.)

 

Wenn man sich zum Theater bekennt, dann muss man sich selbstverständlich auch zur öffentlichen Theaterfinanzierung bekennen. Das war immer klar, das gilt für jedes Theater, das sollte ein Kulturstadtrat auch wissen. Es war auch früher so, dass der Rabenhof Geld gekostet hat. Wenn man in der Josefstadt gesagt hat, man hätte für den Rabenhof kein Geld verwendet oder kein Geld bekommen, dann stimmt das nicht. Die Josefstadt hat jedes Jahr - und das haben sie selbst zugegeben! - 6 bis 8 Millionen S aus ihrem Budget für den Rabenhof verwendet. Anders wäre das gar nicht möglich gewesen. Jetzt sage ich nicht, dass die 170 Millionen S Schulden der Josefstadt ausschließlich durch den Rabenhof entstanden sind, aber in zehn Jahren sammelt sich da auch einiges an Schulden zusammen.

 

Es gab in dieser Phase einen Konsens, wobei wir gesagt haben, der Rabenhof soll von der Josefstadt ausgegliedert werden, denn die Josefstadt hat gesagt, wir sind nur dann bereit, den Rabenhof weiterzuführen, wenn wir zusätzlich 10 Millionen S von der Stadt bekommen. Da haben wir alle - da waren Sie, Herr StR Marboe, genauso dieser Meinung wie die Beamten, die maximale Sachkompetenz haben - gesagt: Wenn schon die Stadt 10 Millionen S zusätzlich für das Rabenhoftheater aufwendet, dann soll es jemand anderer bekommen.

 

Es wurde damals nicht formal ausgeschrieben, aber das hat sich wie ein Lauffeuer in der Stadt verbreitet und es haben sich ohne Ausschreibung sofort zwölf Bewerber gemeldet. Nur haben Sie leider damals Angst gehabt und die Courage verloren und haben keine Jury eingesetzt und keine Bewertung dieser zwölf Konzepte vornehmen lassen, sondern Sie haben die Josefstadt gezwungen, den Rabenhof nicht bei der MA 17 zu kündigen - weil das Haus, das Wohnhaus Rabenhof, der Stadt Wien gehört. Sie haben damals gesagt, die Josefstadt soll es entscheiden.

 

Wenn Andi Salcher heute sagt, da wurde irgendjemand wo hineingehetzt oder da wurde jemandem etwas zugeschanzt oder da wurde jemandem irgendwo etwas versprochen, dann ist das alles völlig unrichtig! - Die Entscheidung lag am Tisch von Peter Marboe. Er hat den heißen Erdapfel genommen, hat ihn in die Josefstädter Straße getragen, hat ihn in der Josefstadt dem Dior Götz auf den Tisch gelegt. Der hat dann das Problem auf dem Tisch gehabt und er fragte: Was soll ich machen? - Da habe ich ihm gesagt: Suchen Sie einen Mieter! - Er hat sich dann einen Mieter gesucht und der Einzige, der sich diese Wahnsinnigkeit zugetraut hat - das war ja nicht ganz einfach, das so zu machen in diesen sechs Monaten -, ist Karl Welunschek. Daher hat er von der Josefstadt den Mietvertrag übertragen bekommen und vom Bezirk die 3,2 Millionen S. Das heißt: Niemand hat es "zugeschanzt", sondern die Josefstadt hat es gemeinsam mit dem Bezirk entschieden, und das war ein sehr korrektes Verfahren.

 

Wenn jetzt StR Andi Mailath-Pokorny sagt, für alle Theater und alle Einrichtungen, die mehrheitlich öffentlich finanziert werden - und damit erübrigt sich auch die Frage von Frau Kollegin Unterreiner, für wen das gilt: das gilt für alle Einrichtungen, die in Zukunft

 

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