Gemeinderat,
4. Sitzung vom 27.6.2001, Wörtliches Protokoll
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mehrheitlich öffentlich finanziert werden -, gilt das
Prinzip der öffentlichen Ausschreibung. Dann gibt es da noch - das können wir
alles noch diskutieren - die Möglichkeit der einmaligen Verlängerung. Dadurch
wird es unglaublich viel Beweglichkeit und Innovation in der Kunst- und
Theaterwelt in dieser Stadt geben. Das ist eine der revolutionärsten Taten, die
StR Mailath-Pokorny innerhalb von zwei Monaten gesetzt hat, und dazu kann man nur
gratulieren. Der Rabenhof wird da nicht im Weg stehen. Wir werden dem Antrag
zustimmen. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Frau GR Ringler. Ich erteile es ihr.
GR Marie Ringler
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Auch jetzt werde ich es kurz halten: Wir werden
diesem Antrag zustimmen, nicht zuletzt deshalb, weil wir glauben, dass wir als
GRÜNE eine Verantwortung gegenüber Kunst- und Kulturschaffenden haben, und die
bedeutet, ihnen auch in schwierigen Situationen zu helfen.
Womit wir allerdings nicht glücklich sind - und Ernst
Woller hat es schon angesprochen -, ist die Frage, wie es zu dieser Besetzung
kam. Ich möchte das jetzt gänzlich trennen von der wirklich guten Arbeit, die
Karl Welunschek in den letzten Monaten im Rabenhof geleistet hat. Wir glauben,
dass die von Ernst Woller skizzierte Vergabepolitik nicht den Kriterien der
Transparenz und Nachvollziehbarkeit entspricht - keineswegs.
Deshalb sind wir auch der Meinung, dass es für den
Fall, dass es zu einer längerfristigen Finanzierung des Theaters kommt, also
etwa in Form eines Dreijahresvertrags, unbedingt zu einer öffentlichen
Ausschreibung des Leitungspostens kommen muss. Wir hoffen und wir wünschen uns,
dass Karl Welunschek sich bewerben wird, und wir können und wollen der Jury
nicht vorgreifen. - Danke. (Beifall bei
den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Herr StR Marboe. Ich erteile es ihm.
StR Dr Peter Marboe: Herr Vorsitzender! Frau
Berichterstatterin! Meine Damen und Herren! Herr Stadtrat!
Mir geht es wie dir. Ich wollte mich eigentlich auch
nicht melden und vielleicht wäre es, aus einer Reihe von Gründen, auch gut
gewesen, wir hätten es nicht getan. Du hast dich trotzdem gemeldet und es hat
sich Herr Woller gemeldet und das nötigt mich einfach, ein paar Bemerkungen zu
machen, die aber nicht den Charakter einer großen Konfrontation haben sollen -
eine solche Auseinandersetzung hätten wir schon am Montag führen können und
dazu war ich nicht bereit -, sondern die einfach eine Reihe von
Richtigstellungen sind, die ich für notwendig erachte.
Ich habe zugesagt, dass es eine Übergangszeit geben
wird, in der ich behilflich sein will, diese sicher nicht leichte Überbrückung
zu schaffen. Ich habe mir dabei immer so ein bisschen diese Dreimonatsfrist
vorgenommen, oder die "100 Tage"; jetzt sind es ungefähr 60. Man
könnte jetzt auch sagen, angesichts eines solchen Statements wie deines
heutigen, muss man die Restperiode fallen lassen und muss gleich zur Kritik
übergehen.
Ich will das nicht tun. Ich will bei dem Vorhaben
bleiben, dir diese, wie ich meine, angemessene Zeit von ungefähr drei Monaten
zuzugestehen, weil ich glaube, dass man die braucht. Das ist nämlich ein
ziemlich schwerer Job und ich werde dir das anhand von ein paar
Richtigstellungen oder Widerlegungen sowohl der hier erfolgten Statements als
auch der heutigen APA-Aussendungen nachweisen.
Der erste Bereich, in dem es mir notwendig erscheint,
das Gesagte etwas zu strukturieren, betrifft das Kindertheater. Was wir da
zuerst gehört haben, das waren wieder diese Halbwahrheiten, mit denen immer
argumentiert wird.
Wenn es in den letzten viereinhalb Jahren ein Problem
gegeben hat, das ich wirklich nicht lösen konnte, dann war das der Woller. (Heiterkeit bei der ÖVP.) Nein, ehrlich!
Ich habe es ehrlich versucht, ich habe es wirklich versucht, mit Gesprächen:
Ich habe - das würde ich dir übrigens auch sehr empfehlen - die
Kulturreferenten, die Kultursprecher der Parteien eingeladen, ich habe
versucht, es multilateral zu machen, ich habe es bilateral versucht. - Es geht
nicht! Und wenn du willst, wenn du ganz sicher sein willst, dass am nächsten
Tag etwas im "Standard" oder im "Kurier" steht, dann
vertrau das wirklich vertraulich und höchst geheim dem Woller an! (Heiterkeit bei Gemeinderäten der ÖVP und
FPÖ.) Dann hast du deine Pressearbeit schon zum Teil erledigt.
So hat sich das dauernd abgespielt, und zwar belegbar
und mit Zeugen. Daher muss ich schon richtig stellen, lieber Kollege Woller: Es
ist einfach nicht die Wahrheit, dass das Kindertheater im Museumsquartier
angedacht war! Und wenn es notwendig ist, rede ich jetzt mit dem Hubsi Kramer
und zeige dir den Briefwechsel, weil das ein genialer Einfall war, das
Kindertheater im ehemaligen Residenzkino unterzubringen. Denn man muss sich das
einmal vorstellen, wenn es im Museumsquartier kein Kindertheater gäbe! Und erst
durch das Kindertheater, das in der Summe ein Teil des Kinderkreativzentrums
war, ist die Verdoppelung des Platzes für das Kindermuseum möglich gewesen! Das
hätte sonst nicht stattgefunden und das Kindermuseum hätte genau dieselbe
Quadratmeterfläche gehabt wie vorher, hätte sich schwer getan und hätte jetzt
nicht ein Teil eines großes Kinderzentrums im Fürstenhof sein können! - Bleiben
wir doch bitte wirklich bei der Wahrheit! Oder sagen Sie jetzt auch nein? -
Dann bin ich gerne bereit, das noch einmal im Detail nachzuweisen, dass das
einfach eine Fehlinformation ist, die Sie uns da gegeben haben.
Zum Zweiten. Ich bin da jetzt ein bisschen ein Zeitzeuge und
ich empfinde das auch als Schützenhilfe für dich, wenn ich das sage, wie meine
Gespräche mit der Finanz verlaufen sind und wie meine Gespräche
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