Gemeinderat,
4. Sitzung vom 27.6.2001, Wörtliches Protokoll
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ihm vorgeworfen haben, er sei kulturpolitisch nicht
kompetent! Es ist das Übliche, das uns immer widerfährt! (GR Franz Ekkamp: Besser informieren!) Sie haben sich ja - was
besonders alarmierend ist - nicht einmal distanziert von dem, was in diesen
Links von "Public Netbase" drinnen gestanden ist, und diese mangelnde
Distanz zu Gewaltaufrufen ist eine Haltung, die unserer Ansicht nach
außerordentlich bedenklich ist. Ich möchte das hier noch einmal kundtun. (Beifall bei der FPÖ.)
Das heißt, wir stimmen der Überbrückungshilfe zu. Ich
finde auch diese Aufregung bei der ÖVP nicht ganz angebracht. Wir werden auch
der Freien Bühne Wieden zustimmen. Auch das ist eigentlich noch ungelöst, auch
da ist es noch etwas chaotisch. Ich kann aber nicht die eine Sache in
irgendeiner Form besonders der Kritik unterziehen und der anderen Sache sehr
wohl zustimmen, sondern ich muss da bei beiden Dingen den gleichen Maßstab
anlegen.
Ich glaube, dass es aber viel wichtiger ist, jetzt,
wo ein neuer Stadtrat da ist, einmal darüber nachzudenken, wie wir Richtlinien
finden, was die zukünftigen Besetzungen von Intendantenpositionen betrifft.
Sie, Herr Stadtrat, sagen jetzt, bei diesem und jenem Theater sollte man
ausschreiben, aber wir haben noch immer nicht darüber gesprochen, bei welchem
nicht! Es sollte hier also bestimmte Richtlinien geben, damit der Vorwurf der
Freunderlwirtschaft oder des Machtmissbrauchs nicht immer wieder an Sie
herangetragen werden kann.
Das ist unsere wichtigste Aussage: Man sollte jetzt einmal
Richtlinien erarbeiten, damit in aller Zukunft Intendantenpositionen vollkommen
unabhängig von parteipolitischen Interessen vergeben werden können.
Wir haben deshalb einen Antrag vorbereitet, mit dem
wir unseren Wunsch an Sie herantragen, dass Sie eine Enquete einberufen, die
sich eben mit dem Thema der Bestellung von Direktoren beziehungsweise
Intendanten an Theatern und Opernhäusern und auch von Festivals befasst. Denn
die Erfahrung mit Luc Bondy, die war für uns nicht sehr angenehm. Wir haben ihn
alle sehr geschätzt als Regisseur, als Theatermacher, nur: Die Erfahrung, dass
er dann seine Position sehr wohl genützt hat, um gegen die Regierung vorzugehen
(GR Dipl Ing Martin Margulies: Weil er
sich traut, seine Meinung zu sagen?!), etwas, was unserer Meinung nach
einem Intendanten nicht zusteht (GR Dipl
Ing Martin Margulies: Das ist ja unglaublich!) - unserer Meinung nach steht
es einem Intendanten nicht zu, eine Kulturposition zu missbrauchen, um gegen
eine Regierung vorzugehen -, hat uns gelehrt, in dieser Hinsicht vorsichtig zu
sein. (GR Dipl Ing Martin Margulies:
Also, wer Oppositionsschiene hat, hat zu schweigen! Das ist Zensur, was Sie
betreiben da in Österreich!)
Deswegen ist uns dieser Antrag sehr wichtig, damit
man zu diesem Thema eine Enquete einberuft, um über diese Dinge zu diskutieren.
(Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Woller. Ich erteile es ihm.
GR Ernst Woller
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Gemeinderats und Landtags):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Wien gilt zu Recht als Theaterstadt. Gemessen an der
Einwohnerzahl gibt es wahrscheinlich keine Stadt, die ein derart dichtes Netz
an Theatern hat wie Wien, und wir sind darauf stolz. Wir sind auch insofern darauf
stolz, als wir die einzige Stadt sind, die ein klares Bekenntnis abgegeben hat,
dass keine Theater gesperrt werden, und wir haben das auch bewiesen: StR Andi
Mailath-Pokorny hat das jetzt zusammen mit dem Bürgermeister bewiesen, indem
das von der Sperre bedrohte Volkstheater in den Außenbezirken gerettet wurde,
sodass diese wichtige Theatereinrichtung in den Bezirken auch ab Herbst
weiterbestehen wird, und zwar in noch verbesserter Form.
In den vergangenen sechs Monaten waren es von den
vielen Theatern in Wien vor allem zwei, die in Wien, aber auch weit über Wien
hinaus im deutschen Sprachraum großes Aufsehen erregt haben: Das war zum einen
das Burgtheater und zum anderen der Rabenhof. - Das ist ein Vergleich wie David
und Goliath: Auf der einen Seite das Burgtheater, das größte Bundestheater mit
600 Millionen S Jahresbudget; auf der anderen Seite der Rabenhof mit
bisher gerade so viel Budget, dass sich damit die Kosten für ein Bühnenbild bei
einer größeren Produktion im Burgtheater abdecken ließen.
Der Rabenhof hat bisher mit 3,7 Millionen S
gearbeitet - 3,2 Millionen S vom Bezirk und eine halbe Million
Projektförderung von der Stadt Wien - und das ist auch einzigartig. Dass es den
Rabenhof heute überhaupt in dieser Form gibt, das war und ist ein Verdienst der
Bezirksvertretung Landstraße, die einen einstimmigen Beschluss gefasst hatte -
Dank an alle Fraktionen! -, insbesondere ein Verdienst des Herrn BV
Hohenberger. Das ist nicht selbstverständlich! Das wurde aus dem normalen
Bezirksbudget gezahlt, das war nicht das Kulturbudget - das Kulturbudget, nebenbei
bemerkt, hat noch immer 1 Million S für andere Kleinkulturprojekte im
Bezirk vorgesehen. 3,2 Millionen S aus dem Bezirksbudget zu nehmen,
das war ein Verdienst von Erich Hohenberger, des Bezirksvorstehers, und es war
insbesondere ein Verdienst des ÖVP-BVSt Dr Georg Schüller, der sich unabhängig
von dem, was Herr Marboe gesagt hat, immer für den Rabenhof und für die
Finanzierung von Seiten des 3. Bezirks eingesetzt hat. Das ist einmalig in
der Geschichte der Stadt Wien und das sollte man auch einmal deutlich
herausstreichen! (Beifall bei der SPÖ. -
GR Heinz-Christian Strache: Alle Fraktionen!) Alle Fraktionen - habe ich
zweimal gesagt!
Der Rabenhof hat in weniger als sechs Monaten mit fast keinem
Geld großartige Theaterarbeit geleistet. Ganz unabhängig davon, ob nun alle
Rechnungen bezahlt sind oder nicht, ist das Ergebnis dieser sechs Monate von
Karl Welunschek und seinem Team ein
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