Gemeinderat,
4. Sitzung vom 27.6.2001, Wörtliches Protokoll
- Seite 106 von 121
Sie sich vor Augen halten, was es bedeutet, vielleicht als
jemand, der nicht so viel Geld verdient, Mitte des Monats oder erst Ende des
Monats oder vielleicht gar erst viele Wochen nach Ende des Monats sein Geld zu
bekommen, dann können Sie sich ungefähr vor Augen halten, was es für ein
Kindermuseum, für eine Institution dieser Größenordnung, bedeutet, erst viele
Monate ins Jahr hinein wichtiges, lebens- und überlebensnotwendiges Geld zu
bekommen.
Das wundert uns umso mehr, als wir im Gemeinderat
heute im Rahmen der Aktuellen Stunde den Beitrag der ÖVP zur Familienförderung
zur Kenntnis genommen haben und eigentlich immer schon davon ausgegangen sind,
dass gerade der ÖVP dieser Bereich sehr wichtig ist. Wir finden es natürlich
für umso trauriger, dass es offensichtlich bis jetzt nicht möglich war, dieses
Geld zu beschließen.
Ich möchte aber auch auf ein weiteres Problem hinweisen,
das wir nicht aus den Augen verlieren sollten. Das Kindermuseum ist eine
Institution, die nicht ganz unwichtig und auch nicht ganz klein ist, im
Museumsquartier finanziert mit Mitteln der Stadt Wien - und siehe da, diese
Institution hat keinen Mietvertrag. Das wird Sie jetzt auch etwas wundern. Wie
kommt es, dass eine Institution, die aus Geldern der Stadt Wien finanziert
wird, keinen Mietvertrag hat? - Nein, diese Institution hat nur ein Präkarium.
Für diejenigen, die sich mit dem Begriff des Präkariums nicht auskennen:
Präkarium heißt jederzeit kündbar. Das ist doch etwas seltsam für ein Museum,
das ja kontinuierliche Arbeit leisten soll! Wir hoffen sehr, dass es dort bald
- hoffentlich auch unter aktiver Mithilfe der Stadt Wien - zum Abschluss eines
ordnungsgemäßen Mietvertrags kommen wird.
Wir hoffen auch, dass die Mietkosten, die ja bis dato
dem Kindermuseum nicht bekannt gegeben wurden, nicht bedeuten, dass es dann zu
einer massiven Einschränkung des Programms für die Kinder, also für das eigentliche
Publikum, kommen muss, sondern dass es dort zu einer Lösung kommen wird, die es
ermöglicht, dass das Kindermuseum seine Arbeit fortsetzt, und das in einem
abgesicherten Zusammenhang, nämlich mit einem ordnungsgemäßen Mietvertrag.
Uns wurde im Übrigen zur Kenntnis gebracht, dass die
ÖVP heute einen Antrag einbringen wird, auf unverzügliche Zahlung der Gelder,
die für das Kindertheater schon lange angedacht waren. Wir werden diesen Antrag
unterstützen, wenn wir uns auch sehr wundern, dass die ÖVP, die jetzt doch fünf
Jahre lang in der Regierung war, diesen Antrag als nunmehr - wie Sie sich
selbst nennt - einzige Oppositionspartei einbringen muss. (GR Dr Matthias
Tschirf: Sie ist überhaupt die Einzige!)
In diesem Sinne: Denken Sie an das Kindermuseum, bringen
Sie Ihre Kinder hin und haben Sie dort Spaß! - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Dr Salcher. Ich erteile es ihm.
GR Dr Andreas Salcher (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen
und Herren!
Wir sind natürlich sehr für das Kindermuseum und wir
freuen uns auch darüber, dass wir heute die nötigen Mittel beschließen. Das
Kindermuseum war ja der Ausgangspunkt eines Kinderzentrums im Museumsquartier, und
ich glaube, es war wirklich eine Königsidee von StR Marboe zu sagen - gerade
als Familienpartei -, es kann jetzt nicht nur darum gehen, das Kindermuseum,
das damals schon eine wertvolle Einrichtung war, mit einer besseren
Infrastruktur im wichtigsten Kulturneubau der Republik auszustatten, sondern
ein echtes Kinder-Kreativzentrum zu machen, das eben aus mehreren Teilen
bestanden hat, nämlich dem Kindermuseum, dem Kindertheater, dem
Kinder-Infocenter/Servicecenter - wie auch immer - und den versprochenen
Workshops, die uns auch wichtig waren, weil wir dort besondere Angebote für
begabte Kinder setzen wollten. Dafür, ob das Ganze "Kinder-Kreativzentrum"
oder "Kinderquartier" heißt, sind wir sehr offen, da geht es uns
nicht um semantische Vaterschafts- oder Besitzerklärungen.
Womit wir
sehr wohl ein Problem haben - und deswegen werden wir auch anschließend einen Antrag
einbringen -, ist Folgendes; das sage ich auch in Beantwortung dessen, was Frau
Kollegin Ringler vielleicht gewundert hat. Es hat einen Regierungsbeschluss in
der Ära der gemeinsamen Regierung zwischen den Sozialdemokraten und uns
gegeben, dass dieses gesamte Kinder-Kreativzentrum, das ich jetzt skizziert
habe und das aus vier Bereichen besteht, im Prinzip 50 zu 50 zwischen
den Ressorts Laska und Marboe aufgeteilt zu werden hat, ohne aber schon eine
bereits bestehende Detailfinanzierung zu machen. Es war daher letztlich auch
egal, ob der eine ein bisschen mehr an Betriebskosten, der andere ein bisschen
mehr an Errichtungskosten zahlt. Aber es gab einen Regierungsbeschluss, dass es
zu einer 50 zu 50-Aufteilung zwischen den Ressorts Laska und Marboe
kommt.
Es hat dann Verhandlungen darüber gegeben, wie das
genau verteilt werden soll: Wo sind die Betriebskosten? Wer übernimmt eher das
Kinderquartier? (Amtsf StR Mag Dr Andreas
Mailath-Pokorny: Wo ist das budgetiert?) - Genau, Sie sagen jetzt etwas
sehr Richtiges: Wo ist das budgetiert? - Wenn ich jetzt noch zu Ende reden
darf, Herr Stadtrat, dann erkläre ich Ihnen, was passiert ist.
Es ist zu Verhandlungen zwischen den Ressorts
gekommen. Das waren keine sehr einfachen Verhandlungen, weil einmalige
Investitionen für einen Bau etwas anderes sind als Betriebskosten und so
weiter. Es hat auch einen Vorschlag gegeben - ich kann Ihnen den auch gerne zur
Verfügung stellen -, der aber noch kein endgültig sanktionierter war. Jetzt
sagen Sie zu Recht: Wo ist das budgetiert?
Das kann ich Ihnen sagen. Es ist deshalb nie zu einer
endgültigen Vereinbarung gekommen, weil die
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular