Gemeinderat,
4. Sitzung vom 27.6.2001, Wörtliches Protokoll
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sich, historisch betrachtet, Sozialprotest häufig nur in den
Formen des Bestehenden auszudrücken. Das kann niemand verhindern, und es steht
uns nicht an, derlei Begehren als falsches Bewusstsein zu kritisieren. Als
ZuschauerInnen können wir uns allerdings wünschen, dass es mehr Banküberfälle
mit Stil und Format geben möge."
Nett, nicht wahr! Das soll wahrscheinlich lustig
sein, hat aber nicht umsonst auch im "TATblatt" großen Jubel ausgelöst.
(GR Heinz Christian Strache: Gesinnungsgenossen!) Abgesehen davon, dass (GR Dr Monika Vana: Was hat der Herr Jost
dazu gesagt?) Bankraub üblicherweise an Leib und Leben und an der Psyche
der Beteiligten Verletzungen ausübt, zeigt es von der anarchistischen Einstellung
des Autors und von der grundlegenden Einstellung zur Gesellschaft überhaupt.
Man erkennt die krausen Ideen aus der - und Sie hören es ja so gerne -
linksextremen Mottenkiste. (Zwischenrufe
bei den GRÜNEN.)
Das soll eben gefördert werden. Sind das Werte, die
Kultur vermitteln soll? Soll Kultur überhaupt keine Werte vermitteln? Oder soll
Kultur Werte zerstören? (GR Günter
Kenesei: Esskultur ...! - Weitere Zwischenrufe bei den GRÜNEN.) Mit uns
können Sie einen solchen Weg der Kulturpolitik jedenfalls nicht gehen. Gegen
derartige Subventionen werden wir weiterhin scharf protestieren. (Beifall bei der FPÖ.)
Nochmals daher die Feststellung: Freiheit der Kunst
ist eine Sache und muss unangetastet sein. Politische Agitation samt Aufruf zur
Zerstörung der Gesellschaft, Aufruf zum Gesetzesbruch und zur Gewalt sowie
deren Subventionierung durch Steuergelder ist etwas anderes. Ich bin auch
überzeugt davon, dass die Mehrheit der Bevölkerung diese Dinge in keiner Weise
mitträgt. Es ist, glaube ich, nur ein Glück derjenigen, die jetzt Wahlen
gewonnen haben, dass es nicht an die Bevölkerung hinausdringt. Wir werden uns
aber weiterhin stark darum bemühen, dass die Bevölkerung davon erfährt, was Sie
mit ihrem Steuergeld subventionieren. (Beifall
bei der FPÖ. - Zwischenrufe bei den GRÜNEN.)
Sie missverstehen das, es geht nicht darum, wer etwas
äußerst, sondern es geht darum, wer was subventioniert und was gefördert wird.
Nicht um die Freiheit der Meinungsäußerung oder um die Freiheit der Kunst geht
es, sondern um die Subvention. Aber das missverstehen Sie immer wieder, das
merke ich an diesen Zurufen. (Beifall bei
der FPÖ.)
Daher unsere Bitte und unsere Aufforderung, Herr Stadtrat:
Beschränken Sie sich in Ihrer Kulturpolitik auf die Ermöglichung eines breiten
Kulturangebots in dieser Stadt, aber verzichten Sie auf die Subventionierung
politisch genehmer Speerspitzen gegen politische Gegner und die Bundesregierung!
Dann können Sie mit unserer konstruktiven Zusammenarbeit rechnen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort.
Berichterstatterin GR Nurten Yilmaz: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und
Herren!
Ich finde es ein wenig schade, dass die Fraktion der
Freiheitlichen dagegen stimmen wird. Im letzten Ausschuss am 12. Juni
hatten Sie signalisiert, Sie hätten zu wenig Unterlagen zu diesem Projekt und
könnten sich nicht ausführlich damit auseinander setzen. Das war bis jetzt der
Fall, es gab nun genug Zeit. Es ist, nochmals, sehr schade. Sie dürften es
gelesen, aber nicht verstanden haben, weil Ihr Redebeitrag mit dem Projekt
überhaupt nichts zu tun hat. (StR Johann
Herzog: Urteile stehen Ihnen nicht zu! - Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Sie reflektieren es vielleicht in einer anderen Zeit oder woanders, aber nicht
hier. (Zwischenruf des GR Michael
Kreißl.) Es ist schade, aber - okay, ja.
Ich bitte um Zustimmung. (Beifall bei der SPÖ. - Zwischenruf des StR Johann Herzog.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Wir
kommen nun zur Abstimmung.
Ein Gegen- oder Abänderungsantrag wurde nicht
gestellt.
Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderats, die
dem Antrag der Frau Berichterstatterin zustimmen wollen, die Hand zu heben. -
Das ist mehrheitlich, gegen die Stimmen der Freiheitlichen, angenommen.
Es gelangt nunmehr die Postnummer 55 (PrZ 116/01-M07)
der Tagsordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Zusatzsubvention 2001 für den
Betrieb des ZOOM Kindermuseums.
Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GR Inge Zankl,
die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatterin GR Inge Zankl: Ich
ersuche um Zustimmung.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Ich
eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Frau GR Ringler.
GR Marie Ringler (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich verspreche Ihnen, ich werde Ihnen jetzt nichts
vorlesen, sondern nur kurz ein paar Worte zum Kindermuseum im Museumsquartier
verlieren.
Wir begrüßen es natürlich sehr, dass wir heute diese
7 Millionen S für das Kindermuseum beschließen dürfen, weil diese
Institution unserer Meinung nach genau dem entspricht, was besonders wichtig
ist in einem Land wie Österreich, wo viele noch immer nicht wissen, was die
Freiheit der Kunst genau bedeutet, und viele Menschen auch mit einem gewissen
Maß an, sagen wir einmal, Unverständnis gerade der zeitgenössischen Kunst gegenübertreten.
Wir glauben, dass gerade das Kindermuseum hier eine sehr wichtige
Vermittlungsaufgabe für die Jüngeren und die Jüngsten hat.
Allerdings möchte ich anmerken, dass es uns wundert, dass
wir heute, am 28. Juni, diesen Antrag beschließen, und nicht vielleicht
schon im Jänner oder gar im Februar dieses Jahres. Denn schließlich geht es bei
diesem Geld um Geld für das Jahr 2001. Wenn
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