Gemeinderat,
4. Sitzung vom 27.6.2001, Wörtliches Protokoll
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SPÖ, die kommen dort nicht hin, das brauchen Sie ja nicht
glauben, dass die dort hinkommen, dass sie das Mitarbeiter-Camp der Fraktion
Sozialistischer Gewerkschafter besuchen und zuschauen, wie die Personalvertreter
eine Lagerfeuerromantik üben. Die kommen dort auch nicht hin, damit sie von der
SPÖ Burgenland eine Pendlerinsel präsentiert bekommen, sondern sie kommen wegen
dem Spektakel dorthin. Die kommen wegen dem Feuerwerk dorthin und die kommen
natürlich wegen der Musik dorthin.
Die kommen dorthin, weil - das muss man zugeben -
drei Tage lang auf unzähligen Bühnen, der Herr LUDWIG ist da sehr informiert,
der wird mich sicher korrigieren, 1 800 Künstler habe ich gelesen, ich
kann das nicht nachvollziehen, viele gute Künstler, sehr gute Künstler auch,
dort auftreten.
Damit haben wir ja nicht das Problem. Das Problem
haben wir mit der Subvention, das Problem haben wir mit der Art der Subvention,
mit der Unschärfe, wie hier die Trennung zwischen Parteiveranstaltung und
Veranstaltung von Vereinen vorgenommen wird. Unser Problem ist, dass die SPÖ
durch lange, lange Zeit der Machtausübung hindurch es offensichtlich verlernt
hat zu trennen zwischen der Stadt Wien und ihrer Partei. Weil wenn es sich um
ein reines Parteifest handeln soll, vergönnen wir Ihnen das auch, meine Damen
und Herren, aber dann zahlen Sie es bitte aus Ihrer SPÖ-Parteikasse (Beifall bei der FPÖ.) und lassen uns
nicht alle mitzahlen.
Da schaut mich gerade der Vater des Donauinselfestes
an, der Herr Harri oder Harry, das weiß ich nicht. In der letzten Zeit ist das
ein Thema hier, Kopietz .... (GR Mag
Thomas Reindl: Herr Kopietz für Sie!) Ja, ich weiß nicht. Von der Schreibweise
bin ich auf diese Frage gekommen. (GR Mag Thomas Reindl: Nun, was ist!) Wir
haben ... (Zahlreiche Zwischenrufe von der FPÖ.)
Wenn es die Gemeinde Wien veranstalten würde, dann
wäre mir das auch recht. Dann würden halt alle Parteien, oder besser noch, gar
keine Partei vertreten sein. Wenn aber ein Verein als Veranstalter dort auftritt,
dann sollte der auch eindeutig als Veranstalter dort auftreten. Wenn ich mir
jetzt aber die Homepage, der Herr Stadtrat lacht schon, weil ich bin schon wieder
bei einer Homepage gelandet, gell, wenn ich mir jetzt also diese Homepage
anschaue, dann wird mir eines deutlich: Da habe ich einmal abgebildet den Herrn
Kopietz, die Frau Vizebürgermeisterin und den Bürgermeister, und da steht: Der
Wiener Bürgermeister lädt ein. Das ist ja okay. das ist so, als ob es die Stadt
Wien veranstaltet. Und auf der anderen Seite steht: Die Veranstalterin SPÖ
bietet mit einer Reihe von Partnern ein attraktives Programm.
Also, klar hält sich das eindeutig nicht auseinander.
Meine Damen und Herren von der SPÖ! Sie haben so viele finanziell potente
Partner dabei. Sie haben den Vienna International Airport, Bank Austria, ORF,
ORF-Radio. Ich brauche es jetzt nicht aufzählen, ihr wisst es ja ohnedies alle.
Diese ganzen Partner sind dabei, die werden ja sicher auch sponsern. Ich frage
mich bei so einem Zustrom von Menschen und so vielen potenten Partnern, warum
müssen wir da eine Subvention geben? - Aber einen Verein Wiener Kulturservice,
der übrigens Sitz in der Löwelstraße hat, um Subventionen ansuchen zu lassen
... (GR Heinz Hufnagl: Eine gute Adresse!)
Das ist marginal. Und dann selbst als Veranstalter aufzutreten, Veranstaltung
SPÖ Wien bitte schön, ja, und dann selbst als Veranstalter aufzutreten, das ist
dieser Hochmut, von dem der Kollege Görg gesprochen hat, nicht Demut, sondern
Hochmut. In dem Fall ist er natürlich auch ruhig, weil da partizipiert er mit,
das ist klar.
Aber es ist schon grundsätzlich das: Sie, meine Damen
und Herren von der SPÖ, geben damit eindeutig der Opposition zu verstehen, dass
Sie tun, was Sie wollen und dass Sie sich nicht einmal die Mühe machen, den
Schein zu wahren. Aber gehen wir weiter, gehen wir weiter. (GR Heinz Hufnagl: Beantragen Sie eine Subvention!) Ich habe ja den
Subventionsakt da. Ich habe ihn ja hier. Lassen Sie mich reden. Gehen wir
weiter. Der Verein beantragt ja auch eine Subvention in der Höhe im gleichen
Akt von 3,7 Millionen S für Kulturveranstaltungen und Kreativitätsmessen,
das meiste Geld dafür für Gemeindebau- und Straßenfeste. Bitte, das heißt,
meine Damen und Herren, wir alle hier dürfen der SPÖ auch ihre Gemeindebau- und
Straßenfeste zahlen! (GR Heinz Hufnagl: Aber die Straßenfeste sind ja nicht
publikumswirksam!)
Und
das ist ja noch immer nicht alles, jetzt kommt ja das Allerbeste.
2,5 Millionen werden beantragt für ein 1. Mai-Fest. Und da habe ich
schon grundsätzliche Probleme. Hier wird im Prater am 1. Mai, zur Erholung
nach dem Maiaufmarsch von der SPÖ - steht übrigens sogar hier drinnen -,
gemeinsam mit der SPÖ ein Fest veranstaltet und dafür braucht man
2,5 Millionen S für Künstler, Bühnen, Strom, alles klar. Der Antrag
wird am 21. Mai, am 21. Mai vom Wiener Kulturservice vorgelegt,
eingebracht. Eingelangt-Stempel 31. Mai. Fast einen Monat nach dem
1. Mai, meine Damen und Herren. Wer zahlt das inzwischen? Nimmt sich der
Verein Kredite auf? Der muss das ja am 1. Mai schon bezahlt haben. Oder
hat der Verein soviel Geld, dass er gar keine Subvention braucht?
Herr Stadtrat, wir sprechen immer davon, dass gerade
in der Kunst viele Projekte Subventionen brauchen, weil sie ohne Subvention
nicht durchgeführt werden können. Nehmen wir zum Beispiel die Theater. Für
Theater kann eine Subvention auch eine Überlebensfrage sein. Und hier? - Da
wird locker aus dem Handgelenk heraus eine Subvention zwei Monate nach dem
stattgefundenen Zeitpunkt ausbezahlt. Ich gehe davon aus, als Beamter gehe ich
natürlich davon aus, dass die Beamten das erst auszahlen, wenn die offizielle
Zustimmung hier heute erfolgt ist. Ja, der Verein stellt überhaupt erst einen
Monat nach der Veranstaltung den Antrag. Hat der Verein soviel Geld, um diese
Zeit zu überbrücken? (GR Heinz Hufnagl: Es gibt Zahlungsziele!)
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