Gemeinderat,
4. Sitzung vom 27.6.2001, Wörtliches Protokoll
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Berichterstatter GR Dr Michael LUDWIG: Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Es wäre natürlich jetzt
sehr verlockend, auf die Diskussionsbeiträge einzugehen. Als Berichterstatter
muss ich mich aber auf das vorliegende Geschäftsstück beschränken. Ich möchte
aber doch anmerken, dass in diesem vorliegenden Geschäftsstück in überhaupt
keiner Weise Unterstützungen für Stefan Hermlin, der ja, wie Sie selbst
angeführt haben, schon verstorben ist, noch die Unterstützung für ehemalige
DDR-Sympathisanten, frühere SED- oder heutige PDS-Mitglieder zu finden sind,
sondern dass es sich dabei um ein wissenschaftliches Symposium handelt, das
nicht nur von der internationalen Erich-Fried-Gesellschaft, sondern vor allem
auch von der Österreichischen Exilbibliothek und der Dokumentationsstelle für
neue österreichische Literatur durchgeführt und geplant wird.
Dieses Symposium findet
bereits zum siebenten Mal statt und unter großer internationaler Anerkennung
und auch unter Mitwirkung internationaler Referenten, die ganz unterschiedlicher
politischer Herkunft zuzurechnen sind.
Wenn man sich das Programm
des Symposiums ansieht, wird man bemerken, dass sich die verschiedenen Programmpunkte,
die in Arbeitskreisen, aber vor allem auch in öffentlichen Diskussionen abgewickelt
werden, vor allem auch mit den politischen Kontroversen seit 1945 beschäftigen.
Es ist - und wir haben das ja erst vor wenigen Minuten hier in diesem Haus auch
diskutiert - notwendig, sich mit der Geschichte unseres Landes auseinander zu
setzen, sich mit der Geschichte Europas seit 1945 auseinander zu setzen und das
auch in sehr kontroversieller Art und Weise, und dazu dient auch dieses
Symposium.
Zum Thema Gewalt in der
Politik sollte man aber nicht verschweigen, dass Erich Fried ein
Schriftsteller, ein Lyriker war, der sich vor allem zum Ziel gesetzt hat, gegen
Gewalt, gegen politische Gewalt, aufzutreten und das immer wieder in seinen
Gedichten und lyrischen Beiträgen dokumentiert hat, und er war ein sehr
emsiger, ein sehr fleißiger Schriftsteller. Er hat oft pro Tag ein Gedicht
geschrieben, hat sich deshalb auch mit sehr aktuellen politischen Anlässen
auseinander gesetzt und hat aber immer Position bezogen und war immer auf der
Seite jener, die unterdrückt und von politischer Gewalt konfrontiert waren.
Gerade Erich Fried zu unterstellen, dass er für politische Gewalt eingetreten
ist, ist meines Erachtens völlig unrichtig.
Und Erich Fried hätte heuer
seinen 80. Geburtstag gefeiert. Es ist deshalb auch ein besonders würdiger
Anlass für dieses Symposium. Wir hoffen alle, dass seine Witwe aus
Großbritannien zu uns nach Österreich und nach Wien kommen und auch dem Symposium
beiwohnen wird.
Man sollte nicht unerwähnt
lassen, dass Erich Fried und auch seine Familie in der Zeit des Nationalsozialismus
verfolgt war, ein Opfer eines diktatorischen Regimes war und gerade auf Grund
dieser Opferrolle sich immer vehement gegen jede Form der Diktatur und
Unterdrückung eingesetzt hat. Und wenn Sie Mitglieder des Vorstands der
Erich-Fried-Gesellschaft angesprochen haben, haben Sie uns eigentlich völlig
vorenthalten, wer die Referentinnen und Referenten dieser Tagung sind, deren
Unterstützung wir heute beschließen sollen. Das sind so unter Anführungszeichen
"Linksextreme", wie Ilse Eichinger, Christoph Ranzmaier (GR Günter
Kenesei: Der Ranzmaier sicher!), Barbara Frischmuth, Elfriede
Gerstl. Also, die werden sich hier alle dafür bedanken, dass Sie hier von Ihnen
als Linksextreme bezeichnet werden und es ist eigentlich eine Unterstellung,
dass man den bedeutendsten österreichischen Literaten, aber nicht nur Schriftstellern,
sondern auch Übersetzern, die an dieser Tagung mitwirken, solches unterstellt
und noch dazu in einem, wie ich meine, völlig unqualifizierten Zusammenhang.
In diesem Sinne möchte ich ersuchen, diesem Geschäftsstück
zuzustimmen, weil es ein Beitrag dazu ist zu zeigen, dass Wien eine offene
Kulturstadt ist und durchaus in der Lage ist, kontroversiell über verschiedene
politische Standpunkte zu diskutieren. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzende GR Mag Heidemarie Unterreiner: Wir kommen nun zur Abstimmung.
Wer dem Antrag des Berichterstatters zustimmen will,
möge die Hand erheben. - Dies ist gegen die Stimmen der Freiheitlichen der
Fall. Der Antrag ist angenommen.
Es gelangt nunmehr die Postnummer 44 (PrZ 115/01-M07)
der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an den Verein Wiener
Kulturservice.
Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GR Winklbauer,
die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatterin GR Renate Winklbauer: Ich bitte um Zustimmung zu diesem Akt.
Vorsitzende GR Mag Heidemarie Unterreiner: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Ebinger. -
Bitte.
GR Mag Gerald Ebinger (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende!
Meine Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Es ist jetzt einigermaßen schwer, zu einem völlig
anderen Thema überzugehen, das zwar auch unerfreulich ist, aber nicht so massiv
ideologisch aufgeladen ist. Zum 18. Mal jährt sich jetzt das
Donauinselfest und zum 18. Mal empören wir uns über die Subventionen für
dieses Fest und über die Kaltschnäuzigkeit, mit der die SPÖ diese ... (GR Heinz Hufnagl: Was heißt kaltschnäuzig!)
Nein, Moment, sich selbst subventioniert. Ich möchte das aber schon auseinander
halten, Herr Hufnagl. Denn das Donauinselfest als Fest genommen ist ein
gewisser Event-Fixpunkt, wo mittlerweile 2,6 Millionen Menschen hingehen.
Darüber kann man halt nicht hinwegsehen. Lang nicht nur Sozialisten.
Aber, bitte, meine Damen und Herren von der
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