Gemeinderat,
4. Sitzung vom 27.6.2001, Wörtliches Protokoll
- Seite 93 von 121
Deutschlands geloben, in unserer Arbeit die Lehren Stalins
zu verwirklichen und ihm, dem Genius des Friedens, die Treue zu halten."
Das ist unfassbar, dass Wien so etwas unterstützen
soll, einen Menschen, der im Präsidium steht, der nach wie vor hier angeführt
wird und der solche Dinge vertritt. Und das finden Sie vielleicht auch noch in
Ordnung. Das würde mich wirklich hier interessieren an dieser Stelle. (Beifall bei der FPÖ. - GR Heinz Hufnagl:
Das ist ja ein negativer Totenkult!) Hermlin stand bis zu seinem Tod zu
diesem Text. In seinen letzten 25 Jahren verfasste er übrigens keine
Gedichte mehr. Seiner eigenen Aussage nach hatte er keine Zeit, weil er sich
der SED verschrieben hatte.
Eine Vereinigung, die solche Repräsentanten hat, soll
also wirklich vom Wiener Steuerzahler finanziert werden? - Das ist eine
Zumutung für jene Wiener, die die Schrecken der kommunistischen Machtausübung
am eigenen Leib ertragen mussten. Außerdem ist es ein schlechtes Vorbild für
die jungen Menschen in dieser Stadt, Personen mit lupenrein totalitärer Gesinnung
zu fördern. Das sind linksextreme Auswüchse und hier wird politischer Gewalt
Vorschub geleistet.
Wir haben angekündigt, dass wir als Freiheitliche in
der Kulturpolitik wachsam sein werden. In diesem Sinn geben wir Freiheitliche
die Hoffnung nicht auf, dass die Wiener Kulturpolitik von ideologischer Vereinnahmung
befreit wird. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GR Mag Heidemarie Unterreiner: Zu
einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr GR Hatzl gemeldet. Ich brauche
ihm sicher nicht sagen, dass die Redezeit auf fünf Minuten beschränkt ist.
GR Johann Hatzl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Herr Mag STEFAN hat heute etwas behauptet, das mir
nicht ganz fremd ist, weil ich das schon einmal in seinem Bezirksblatt in
ähnlicher Form gelesen habe. Ich habe nur damals gemeint, dass er es sich
vielleicht überlegt hat in der Zwischenzeit, indem er ein bisschen genauer Geschichte
recherchiert. Nachdem er es aber heute verstärkt in ähnlicher Form wiederholt
hat, indem er gemeint hat, die Linken sind jene, von denen grundsätzlich die
Gewalt in Österreich ausgeht
und in der Vergangenheit ausgegangen ist, fühle ich mich zur Berichtigung verpflichtet.
Abgesehen davon, wenn man
die Geschichte wirklich lernt und versucht zu verstehen, ist es manchmal auf
Grund der inneren Geisteshaltung etwas schwierig, dies zu erreichen, weil man
einen anderen Zugang und Tatsachen nicht anerkennen möchte - aber ich probiere
es trotzdem wieder, erneut und immer wieder -, so wird man darauf kommen, dass
die so genannten Linken, die angeblich so für die Gewalt in der Vergangenheit
in Österreich eingetreten sind und auftreten, jene sind, die für Österreich
gekämpft haben, die für Österreich ihr Leben gelassen haben und die gemordet
wurden. Zum Unterschied von manchen Parteivorderen von Ihnen, die die
Konzentrationslager nicht kannten. Das ist das Erste. (Beifall bei der SPÖ.)
Das Zweite, ich bin nicht für die Geschichtsfälschung
und darum wehre ich mich auch dagegen und möchte tatsächlich die Behauptung
berichtigen, dass Nazi und Neonazi Linke in Österreich sind, denn gerade die
sind es in erster Linie gewesen, die die Gefahr für diese Republik, für dieses
Land und für die Menschen in diesem Land bedeutet haben und nach allgemeinen
politischen Einteilungsregeln sind das Rechte, ja in Wirklichkeit Rechtsextreme
und ich bitte ganz einfach einmal, nur ein bisschen darüber nachzudenken und
dann bei der historischen geschichtlichen Wahrheit zu bleiben, was links und
was rechts ist, auch wenn es einem manchmal, auf Grund der inneren
Geisteshaltung, die man besitzt, noch so schwer fällt, die Tatsachen zu
akzeptieren.
Ich fühlte mich daher genötigt, nicht in diesem Raum
stehen zu lassen, dass Linke die Republik gefährden oder sie gefährdet haben,
sondern das sind Rechtsextreme. Sie haben nur die Begriffe verwechselt. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GR Mag Heidemarie Unterreiner: Zu
einer weiteren tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr StR Herzog gemeldet.
Ich erteile ihm das Wort.
StR Johann Herzog: Ich möchte Herrn Hatzl in keiner Weise widersprechen, wenn er gesagt
hat, dass die Linke in Österreich selbstverständlich in der Vergangenheit nicht
die Träger der Gewalt waren. Das hat auch niemand von uns behauptet. (GR Johann Hatzl: Oh ja!) Sicher
nicht! Wir haben festgestellt, dass die Gewalt in der heutigen eindeutig eine
Dominanz bei der Linken hat, dass sie ihr Monopol bei den Linken hat. Schauen
Sie sich die Zustände in Wien an, wie wir sie seit eineinhalb Jahren haben. (GR
Godwin Schuster: Die Donauinsel, gehen Sie einmal hin!)
Die Donnerstag-Demonstranten und andere Dinge, die in
Wien passieren, sind ganz eindeutig Zeichen, dass die Gewalt von links aus geht
und dass hier Hotels gestürmt werden, wo Mitglieder der Bundesregierung
Pressekonferenzen abhalten, rote Fahnen werden im gestürmten Burgtheater
entfaltet und es wird Gewalt gegen Sachen vollzogen, indem Gegenstände und
Eigentum der Bevölkerung zerstört werden, wohl wissend, genau diese Elemente
müssen es wissen, dass es keinen Versicherungsschutz für diese Dinge gibt. Es
wird Gewalt gegen Personen ausgeübt, es sind eine Reihe von so an die 100 oder
mehr als 100 Polizisten und andere Personen verletzt worden. Es ist keine
Frage, das ist Gewalt von Links und das ist zur Zeit deren Heimat und von dort
geht die Gewalt zur Zeit aus.
Dass das früher nicht so war und dass die Demokratie
durch Jahrzehnte von den Sozialdemokraten mit geschützt wurde, soll keine Frage
sein. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GR Mag Heidemarie Unterreiner: Zum
Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
Der Herr Berichterstatter
hat das Schlusswort.
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular