Gemeinderat,
4. Sitzung vom 27.6.2001, Wörtliches Protokoll
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auch zu sagen: Die Gemeinde Wien ist aufgefordert, weiter zu gehen, denn
wenn wir schon über Kinder in Wien reden, dann soll man auch darauf verweisen,
dass die Forderung nach einem Gratis-Kindergarten für Kinder von drei bis sechs
noch im Raum steht. Wir müssen darauf verweisen, dass bei den Krippen immer
noch ein großes Manko besteht. Wir müssen darauf verweisen, dass in der
Kinderbetreuung vor allem auf Grund der geänderten wirtschaftlichen Bedingungen
ein Manko besteht. Wir wissen schon, Handelsöffnungszeiten, et cetera,
geänderte Beschäftigungszeiten.
Der Bund hat (GR Kurt Wagner: Schauen
Sie sich das in Kärnten an!) - und das möchte ich abschließend feststellen
- eine Initiative gesetzt und jetzt ist das Land Wien aufgefordert, in seinen
Möglichkeiten ebenso mehr für die Familien zu tun. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Als Nächste ist Frau GR Malyar zum Wort gemeldet. - Bitte.
GR Martina Malyar (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Damen und Herren!
Im Zuge der Familienpolitik, liebe Schwester auf der Galerie, freut es mich,
dass du da bist. So. Fünf Minuten sind kurz.
Erstens einmal, zu Ihrer Aussage, dass die SPÖ Familie zerstöre, ja. Also,
ich weiß nicht, ob es Zynismus ist, ob es wider besseren Wissens oder Gewissens
ist. Ich darf mich kurz vorstellen, falls das einige nicht wissen: Ich bin mit
dem Vater meiner beiden Töchter verheiratet, das heißt, ich liege auch
0,4 Prozent über der Fertilitätsrate in Wien, und ich denke mir, machen
Sie mir das nach, liebe Kolleginnen und Kollegen. Das heißt, soweit zu meiner
Legitimation, warum ich da heraußen stehe und ein lebendes Beispiel dafür bin,
dass rote sozialdemokratische Frauen sehr wohl nicht nur von Familie reden (GR Heinz Christian Strache: Mit Ihrem
Gehalt tut es sich leicht! Mit Ihrem Gehalt tut man sich ja leichter!),
sondern Familie sind und Familie haben und das mit Begeisterung. Und darauf
sind wir stolz. (Beifall bei der SPÖ. -
GR Heinz Christian Strache: Mit Ihrem Gehalt ist es ja leicht! Schauen Sie zu
den sozial Schwachen!)
Das Bild, das Sie vermitteln, könnte man optisch überhaupt nicht besser
treffen. Das familienpolitische Bild, das Sie haben, ist ja nahezu auch ein
Abbild Ihrer beiden Fraktionen. Ich möchte wirklich niemandem näher treten und
Sie wissen, dass ich viele Damen und Herren auch vor allem aus Ihrer Fraktion (Die Rednerin deutet auf die ÖVP.)
wirklich sehr, sehr schätze - das wäre fast ein Freud'scher Versprecher gewesen
(Heiterkeit bei der FPÖ.) -, aber
lassen Sie mich so als Junge so ein bissel einen frechen Seitenhieb machen. Es
ist natürlich schon ein bisschen die Familienpolitik der Großväter und der
Großmütter für ihre Enkelkinder. Und auch das Bild der Freiheitlichen ist
natürlich auch das eher männerdominierte Bild mit einigen Frauen als Aufputz.
Was interessant ist, ist, wie man dann Frauen gerade nach einem Wahlverlust
behandelt, die sind weg nämlich. Wenn wir uns dieses schöne durchmischte Bild
bei meiner Fraktion anschauen, dann sehen wir hier unser Familienbild, so wie
wir es vertreten (Heiterkeit bei der FPÖ
und bei der ÖVP.): Demokratisch, partnerschaftlich, gemeinsam, solidarisch,
mit der Freiheit jedes Einzelnen, sich in seiner Persönlichkeit
weiterzuentwickeln. Insofern tut mir auch der Herr Kollege Schieder überhaupt
nicht Leid, denn er hat sich seine eigene Familie selber ausgesucht und ist
auch glücklich dabei und dazu gratuliere ich dir, Andreas. (Beifall bei der SPÖ.)
Die Wahlfreiheit zwischen Beruf und Familie gibt es in Wirklichkeit nur in
Wien Das sollte man auch den Zuhörern und Zuhörerinnen auf der Galerie sagen.
Die Wahlfreiheit, ob ich als Frau, als Mann, als Vater, als Mutter arbeiten
gehe, zu Hause bleibe oder auch eine gemischte Lebensweise habe, die gibt es
nur in Wien, weil hier auch ausreichend Kindergartenplätze, Hortplätze und
Kinderbetreuungen vorhanden sind. Das zahlt natürlich auch der Wiener Steuerzahler,
aber das ist die sozialdemokratische rote Politik, dass es so etwas überhaupt
gibt. Und diesen erfolgreichen Weg wollen wir auch weiter gehen! (Beifall bei der SPÖ. - Aufregung bei der
FPÖ.)
Das schwarze Familienbild ist eher in Richtung Kinder, Küche, Kirche. Soll
so sein. Ist okay. Das freiheitliche Familienbild - na, das hat Ihr Herr Haider
schon längst gesagt -: Es gibt in der Familie einen dienenden Teil, das ist die
Frau, und einen führenden Teil, das ist sowieso der Mann. (GR Johann Römer: Die Harmonie ist wichtig!) Das ist Ihr
Familienbild. Soll mir auch recht sein. Aber das Überdrüber kommt ja noch. Ich
habe es gestern schon gesagt und das sollte man wirklich den jungen Leuten
sagen, den Besuchern und bitte tragt es aus diesem Haus auch hinaus! Das
Familiengeld, das Kindergeld, ist ein Geld für die Reichen. Es wird mit der
Gießkanne verteilt. Das heißt, ein reicher Politiker Westenthaler, ein reicher
Milliardenunternehmer Prinzhorn (StR
Karin Landauer: Das ist doch so ein Stumpfsinn! Wirklich, das ist so ein
Stumpfsinn!) und seine Kinder und seine Frauen, die von ihm Kinder haben,
das sind die, die die Nutznießer des Kindergeldes sind! Und wir sagen als Rote
dazu: Das ist ungerecht! Wir wollen denen helfen, die das Geld brauchen, den
Schwachen in der Gesellschaft und nicht die Reichen noch unterstützen! Die
sorgen für sich selbst. (Beifall bei der
SPÖ.- Aufregung bei der FPÖ.)
Jetzt noch zu sagen, das, was sich Wien einspart, ist den Familien
zurückzugeben ... (GR Heinz Christian
Strache: Das ist ja Steuergeld! - StR Karin Landauer: Das ist Steuergeld!
Steuergeld! Steuergeld!) Also abgesehen davon, dass es das ja gibt, ich
verweise auf die Unterlagen der MA 11, hat uns dieses Geld, und das wissen
Sie ganz genau (StR Karin Landauer: Das
ist Steuergeld! Steuergeld! Steuergeld! Steuergeld!), Herr Finanzminister
Grasser schon vor Tagen durch den Stabilitätspakt wieder aus der Stadtkassa
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