Gemeinderat,
4. Sitzung vom 27.6.2001, Wörtliches Protokoll
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in diesen Arbeits- und sonstigen Samstagsjobs, sondern wir wollen, dass die
Frauen ordentliche berufliche Tätigkeiten ausüben, die bezahlt werden, wie es
auch einem ordentlichen Gehalt entspricht, und dass auch die Männer verdienen
und nicht abgekanzelt werden, als ökonomische Lückenbüßer und dann Aushilfsjobs
annehmen müssen noch und nöcher, um das Überleben ihrer Familie oder ihr
eigenes zu sichern. Das ist nicht Frauenpolitik und das ist nicht
Familienpolitik! (Beifall bei den GRÜNEN
und des GR Kurt Wagner.)
Die Wahlfreiheit, die so berühmte Wahlfreiheit! Ich glaube nicht, dass es
eine Wahlfreiheit ist zu sagen: Ach wie toll, ihr dürft 200 000 S
dazuverdienen. Das sind maximal 15 000 S brutto im Monat. Welcher
Mann in Österreich wird hier einsteigen und sagen: Ja super, ich verdien' jetzt
das! Und wer wird es verdienen? - Die Frauen! Und das ist nicht Wahlfreiheit,
weil wirkliche Wahlfreiheit würde heißen, stufenweisen Wiedereinstieg zur ermöglichen
und auch zu fördern und nicht den Ausstieg der Frauen aus dem Berufsleben zu
fördern, die Arbeitswelt auf die Betreuungspflichten einzustellen und auch
Rücksicht zu nehmen und dass es genügend Kinderbetreuungseinrichtungen gibt,
die man sich leisten kann, und nicht Gelder für den Kindergartenausbau zu
streichen, die so genannte Kinderbetreuungsmilliarde, denn die ist fort, die
gibt's net, gestrichen!
Wie man das ganze Kinderbetreuungsgeld finanzieren wird, wird man sehen.
Ich glaube, es ist ein Schmäh, es ist ein billiger Schmäh und es wird darauf
hinauslaufen, dass wir in 50 Jahren wieder so dasitzen. Nur die Frauen in
Österreich und in Wien werden sich das nicht gefallen lassen! (Beifall bei den GRÜNEN und bei der SPÖ.)
Vorsitzende GR Josefa Tomsik:
Danke. - Als Nächste ist Frau StR Landauer zum Wort gemeldet. Ich erteile es
ihr. (Aufregung bei der ÖVP und bei der
FPÖ. - GR Dipl Ing Martin Margulies: Faszinierend, wie sich die ÖVP und die FPÖ
darüber aufregen! - Heiterkeit bei den GRÜNEN.)
StR Karin Landauer: Die glückliche, die heile Welt, wie Sie
gesagt haben - stimmt, die gibt es nicht mehr, leider. Aber warum wohl gibt es
sie nicht mehr? - Weil die Sozialdemokratie da alles in die Wege gesetzt hat (GR Kurt Wagner: Geh bitte, das ist doch zweitklassig!),
dass man die Familie zerstört. Für uns ist das Kinderbetreuungsgeld ein kleines
Mosaiksteinchen, dass es möglich wird, vielleicht wieder die Familie zu fördern
und vor allem aufzuwerten. (Beifall bei
der FPÖ. - GR Martina Malyar: Das ist wirklich zweitklassig!)
Frau Kollegin Malyar - Sie melden sich dann eh, Sie können das dann alles
sagen - hat am 26., nein in einer Presseaussendung behauptet, dass wir da eine
brutale doppelzüngige Familienpolitik machen unter dem Hinweis, dass der
FPÖ-Lhptm Haider in Kärnten die Kinderbeiträge erhöht. (GR Mag Rüdiger Maresch: Mit Kinderpopo!) Da habe ich mir gedacht:
Aha, na ja, muss man sich das einmal anschauen. Das ist erstaunlich und ist
nicht wahr. Es wurden die Kindergruppen in Kärnten mit 15 Millionen S
gefördert. Und dann gibt es einen Verein, der heißt "Aktiv, verlässlich,
sozial, qualitätsbewusst" und da ist der Direktor der Herr
Landtagsabgeordnete Alfred Kollmann. Dieser Verein hat die Beiträge erhöht. Der
Herr Landtagsabgeordnete Kollmann gehört nicht den Freiheitlichen an, sondern
den Sozialdemokraten! (GR Kurth-Bodo
Blind: Da schau her! Pfui! Pfui! - Aufregung bei der FPÖ.)
So, das wäre einmal das Eine. Das Zweite ist, dass es eine Studie vom April
2000 vom Österreichischen Institut für Familienforschung gibt: Dass die
Öffnungszeiten der Kinderbetreuung die Berufstätigkeit der Mütter erschweren,
nehmen vor allem die Frauen wahr - Mütter nannten dies zu 57 Prozent, die
Männer deutlich weniger. Schwierigkeiten beim Finden einer Betreuung für Kinder,
die noch nicht in den Kindergarten aufgenommen werden, empfanden die Mütter mit
43 Prozent am weitaus stärksten.
Wir haben gestern Anträge eingebracht, die von Ihnen abgelehnt worden sind.
Es ist mir völlig schleierhaft warum. Wir wollten flexible Öffnungszeiten. Wir
wollten haben, dass Sie eine Bedarfsstudie machen. Wir wollten haben, dass Sie
Kindergärten am Samstag öffnen.
Wenn man sich hier "100 Projekte für die Zukunft Wiens"
anschaut, so liest man: "Kindergärten, Bedarfsorientierung und optimale
Qualitätsstandards sind die Ziele. Die Stadt Wien will eine flächendeckende
bedarfsgerechte Kinderbetreuung von der Kinderstube, Krippe bis zur
Mittelschule durch bedarfsorientierte und ganzjährige Öffnungszeiten sowie
Qualitätssicherung der Betreuung anbieten." - Toll, ich verstehe nur
nicht, warum die Anträge gestern abgelehnt worden sind. Mir ist schon klar, sie
sind von den Freiheitlichen gekommen und damit brauchen wir keine
Familienpolitik oder eine Erleichterung für die berufstätige Frau zu schaffen,
sondern das wischen wir einfach vom Tisch und damit ist das erledigt. So sind
Sie, da kann man nichts machen, das müssen Sie vor Ihren Wählerinnen und
Wählern vertreten.
Das Kinderbetreuungsgeld ist für mich reine Wahlfreiheit. Der springende
Punkt ist für mich: Frauen haben bis jetzt quasi ein Arbeitsverbot gehabt, weil
mit einer Geringfügigkeit kann man ja nicht wirklich sagen, dass es hier den
Frauen oder Vätern gut gegangen ist. Es gibt endlich 18 Monate
Pensionsbegründung und das Kinderbetreuungsgeld ist mit dem Mutter-Kind-Pass
verbunden. (GR Johann Driemer: Wo ist die
Bedeckung dafür? Wo ist die Bedeckung dafür?) Das sind Dinge, die zum
Schutze der Kinder und der Familien geschaffen worden sind. (GR Johann Driemer: Wo ist die Bedeckung für
diese Pensionsbegründung? Wo ist die Bedeckung für diese Pensionsbegründung?) Ich
bin sicher, Sie regen sich deswegen so auf, weil Sie eigentlich davon überzeugt
sind, dass es ein ganz tolles Modell ist! (GR
Johann Driemer: Und die Zukunft belastet! - Beifall bei der FPÖ.)
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