Gemeinderat,
3. Sitzung vom 26.6.2001, Wörtliches Protokoll
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organisationen." Caritas Präsident Franz Küberl
und Diakonie Direktor Michael Chalupka erklärten am Mittwoch im Radio
Morgenjournal, es sei ein Menschenrecht, mit seiner Familie zusammenleben zu
können. Und weiter unten heißt es dann: "Mit der Forderung nach Stopp der
Familienzusammenführung zeige die Regierung, dass sie die Integration von
Ausländern in Wahrheit nicht wolle", so Küberl. (GR Gerhard Pfeiffer: Stimmt nicht, stimmt nicht!) Die Integration
ist sinnvollerweise nur mit Familien möglich und führt auch dazu, dass sich
Leute in der neuen Umgebung, im neuen Land insgesamt, sich auch sozial
entwickeln können.
Also, Kollege Ulm, wenn Sie schon
Zeugen für die Politik der Bundesregierung zitieren, dann suchen Sie sich
andere aus. Das war nicht fair, dass Sie hier den Caritas Präsident nehmen. (Beifall bei der SPÖ. – GR Dr Wolfgang Ulm:
Ist Ihnen das unangenehm?)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke schön. - Zum Wort
gemeldet ist Frau GR Sandra Frauenberger. Ich erteile es ihr.
GR Sandra Frauenberger (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte
Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Weil vorher
Frau Kollegin Vana gesagt hat, wir kommen zum Schluss dran, sehen wir das
vielleicht ein bisschen positiv und sagen wir, wir sind der Höhepunkt der
heutigen Debatte (Beifall bei der SPÖ.) und
ich möchte auch gleich ganz kurz, bevor ich zum Rechnungsabschluss spreche,
eine Sache aufklären, die den Frauenbericht betrifft.
Tatsache ist,
dass eine Vielzahl der Publikationen der Frauen im Internet zu finden ist,
Publikationen und Studien, und dass der letzte Frauenbericht, den Sie in Händen
gehalten haben, auf Daten der letzten Volkszählung basiert und dass inzwischen
der Mädchenbericht herausgekommen ist, dass nächstes Jahr ein
Seniorinnenbericht herauskommen wird und dass wir auf Basis der neuen Daten der
Volkszählung auch wieder einen neuen Frauenbericht herausgeben werden. Das ist
das, was ich noch recherchiert habe. Soviel zu dem, was Sie vorher gebracht
haben.
Nun zum
Rechnungsabschluss. Die Maßnahmen der Bundesregierung haben seit dem
Regierungsantritt dieser derzeitigen Bundesregierung eigentlich fast tagtäglich
frauenpolitische Rückschritte gesetzt und der erste Schritt war die Abschaffung
des Frauenministeriums und die Eingliederung der Agenden der Frauenministerin
in die Agenden des Ministeriums für Soziale Sicherheit und Generationen.
Seither vergeht eigentlich keine Woche, in der nicht weitere Angriffe auf die
Frauenpolitik in diesem Land erfolgen. Unter dem Deckmantel des Sparens
passiert eine beinharte Umverteilung von unten nach oben und Frauen werden mit
konservativer Familienpolitik von diesem Arbeitsmarkt verdrängt. Mit dem Kurs
besiegelt eigentlich die ÖVP, aber auch die FPÖ, endgültig ihre Abkehr von
einer eigenständigen Frauenpolitik und Sie tragen auch aktiv zur
Benachteiligung von Frauen bei.
Dahinter steht
aus meiner Sicht eine ideologische Grundhaltung, die Frauen als abhängige,
unselbständige Mensch definiert. Die Pensionskürzungen treffen vor allem die
niedrigeren Einkommen, also besonders Frauen, und während dessen sind die
Arbeitsmarktprobleme unserer älteren Kolleginnen und Kollegen vollkommen
ungelöst. Der Meilenstein des Kinderbetreuungsgeldes, wie es von Ihnen
bezeichnet wird, wird tatsächlich zum Mühlstein von berufstätigen Frauen (Beifall bei der SPÖ.) und anstatt von
flächendeckenden Kinderbetreuungseinrichtungen, die wir auch immer fordern, mit
Arbeitnehmer orientierten Öffnungszeiten für alle Altersstufen, untergräbt die
derzeitige Bundesregierung eigentlich letztendlich mit der Abschaffung der
Kindergartenmilliarde die Eigenständigkeit von Frauen. Die Sparmaßnahmen im
sozialen Bereich treffen vor allem Frauen beziehungsweise sind die
Frauenberatungseinrichtungen von Kürzungen öffentlicher Subventionen bedroht.
Vor allem im
Bereich der Immigrantinnenberatung, bei der Mädchenberatung, besteht eine akute
Gefährdung und wir merken dort auch, dass das natürlich eine große Spannung für
die Mitarbeiterinnen und für die Mitarbeiter in dem Bereich dieser
Beratungseinrichtungen darstellt. Unser mühsam aufgebautes Netzwerk und immer
dichter werdendes Netz von Frauen- und Mädchenberatungseinrichtungen in dieser
Stadt steht damit aus unserer Sicht auf dem Spiel.
Der
Bundesregierung ist es offenbar nicht klar, dass Regieren tatsächlich auch
bedeutet, Verpflichtung gegenüber einer Gesellschaft wahrzunehmen. Wir
Sozialdemokratinnen stehen zu dem Ziel, ein vielfältiges Beratungsangebot für
Frauen in dieser Stadt anzubieten und haben auch dort unsere Zusagen
eingehalten. Die Stadt Wien ist weiterhin eine verlässliche Partnerin für
Frauen. (Beifall bei der SPÖ.)
Dort, wo die Stadt Wien
nämlich für finanzielle Unterstützung verantwortlich zeichnet, ist uns sogar
der Ausbau von bestehenden Angeboten möglich gewesen und das Angebot der Stadt
für Opfer von Gewalt in der Familie konnte auch sehr deutlich ausgebaut werden.
So entsteht derzeit zum Beispiel das vierte Frauenhaus und darüber hinaus
übersiedelt unser erstes Frauenhaus in einen Neubau. Das heißt, dass einerseits
neue Krisenplätze im Süden Wiens geschaffen werden und andererseits mit der
Übersiedelung des ersten Frauenhauses eine dringend notwendige Standardanhebung
stattgefunden hat. Die Stadt steht damit weiterhin konsequent auf Seite derer,
die unsere Unterstützung brauchen.
Das
Gewaltschutzgesetz ist zwar eine deutliche Verbesserung, für viele Frauen ist
jedoch die Flucht in ein Frauenhaus nach wie vor die einzige Möglichkeit, einer
gewaltvollen Beziehung zu entkommen. Der wesentliche Punkt des Gesetzes ist es,
dass nicht mehr die Opfer, nämlich meistens die Frauen und die Kinder, den
gemeinsamen Wohnort verlassen müssen, sondern dass die Täter von der Polizei
mit einer Weg
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