Gemeinderat,
3. Sitzung vom 26.6.2001, Wörtliches Protokoll
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Stimmen 52 von
100 Mandaten zu erhalten. Das ist nirgendwo anders möglich, nicht in
Niederösterreich (GR Dr Helmut GÜNTHER:
"Nein"! "Nein"!) und nicht in irgendeinem anderen
Bundesland. Dieser traurige Rekord ist Wien vorbehalten geblieben - wobei man
schon sagen kann: na ja, demokratisch ist es trotzdem. Aber bitte gerieren Sie
sich dann nicht als Verfechter eines Verhältniswahlrechts, wenn Sie nicht
bereit sind, hier Veränderungen vorzunehmen.
Bedauerlicherweise
haben bei der letzten Gemeinderatswahl nicht einmal zwei Drittel der
wahlberechtigten Bevölkerung ihre Stimme abgegeben. Wir müssen daher alles
daransetzen, das Wählen zu erleichtern, dem Bürger entgegenzukommen, mehr
Teilnahme an Wahlen zu ermöglichen. Ein sehr guter Vorschlag dafür ist
sicherlich die Einführung der Briefwahl. (Beifall
bei der ÖVP.)
Es gibt einen
Beschluss- und Resolutionsantrag der ÖVP zu diesem Thema - ich darf ihn
gemeinsam mit Herrn Kollegen Tschirf einbringen -, mit welchem wir die
zuständige Stadträtin auffordern, die Einführung der Briefwahl als einen der
Hauptpunkte der aktuellen Wahlrechtsreformdebatte bei den entsprechenden
Arbeiten zu den Gesetzesentwürfen zu berücksichtigen.
In formeller
Hinsicht wird die sofortige Abstimmung beantragt.
Es gibt aber
auch andere Möglichkeiten, mehr Wiener zu den Urnen zu bekommen. Zu überlegen
ist sicherlich auch, ob es nicht möglich sein sollte, die Stimme in einem
anderen Bundesland abzugeben, sei es in der Landeshauptstadt, sei es in den
Bezirkshauptstädten. Auch die Einführung eines zweiten Wahltags ist es
sicherlich wert, überlegt zu werden.
Das
Integrationsressort ist aber auch das Innenressort, das mit Polizeiagenden
stark betraut ist und viel mit der Wiener Polizei zu tun hat. Es ist an uns
natürlich nicht vorbeigegangen, dass nun eine längst fällige Reform bei der
Wiener Polizei eingeleitet wird. Im Gegensatz zu den Schwächen bei der
Verwaltungsreform - wo es dank der ÖVP zwar gelungen ist, eine Durchleuchtung des
Magistrats zu erreichen, wo aber die Umsetzung der Verwaltungsreform noch lange
auf sich warten lassen dürfte -, werden wir jetzt bei der Polizeireform sehen,
wie man es schaffen kann, mit gleichen Mitteln, mit gleicher Aufwendung mehr
Leistung zu bekommen.
Sehr geehrte
Damen und Herren! Ich zweifle nicht daran, dass es unter der Führung des
Innenministers gelingen wird, mehr Beamte vom Innendienst in den Außendienst zu
bringen, sodass letztendlich 100 Polizisten mehr auf den Straßen für mehr
Sicherheit in Wien sorgen werden.
Sehr geehrte
Damen und Herren! Bei allen Leistungen der Wiener Polizei muss doch
festgestellt werden: Es gibt auch Zahlen, die klarmachen, dass unsere
Sicherheit in Wien noch verbessert werden kann. Zu sehr hängen wir noch an der
Kriminaladministration und zu wenig setzen wir noch an Mitteln in die
Kriminalitätsbekämpfung ein. Wir haben gerade bei den mittleren Delikten nur
Aufklärungsquoten von 40 bis 50 Prozent. Wir haben zu kleine
Verwaltungseinheiten, die in der Nacht nicht in der Lage sind, auszurücken. Das
betrifft insbesondere die Kriminalpolizei, aber auch die Besetzung auf
kleineren Wachzimmern.
Sehr geehrte
Damen und Herren! Auch bei den Donnerstags-Demos und beim Opernball hat sich
die Wiener Polizeiführung nicht gerade mit Ruhm bekleckert. (GR Michael Kreißl: Aber der Innenminister
auch nicht!)
Wir brauchen
daher diese Reform, Herr Kollege Kreißl, und die Reform wird mehr Sicherheit
bringen - und darin, dass wir mehr Sicherheit gut gebrauchen können, werden Sie
mir ja Recht geben. (GR Godwin Schuster:
Wissen Sie, was Wien braucht? Mehr Personal! Das braucht Wien!) Herr
Kollege Schuster! (GR Godwin Schuster:
Tun Sie nicht G'schichterln erzählen!) Wir brauchen sinnvolle
Verwaltungseinheiten (GR Godwin Schuster:
Das sind die Phrasen, die aus dem Innenministerium kommen!), wir brauchen
keine Doppelgleisigkeiten, wir brauchen keine Mehrgleisigkeiten, wir müssen
reagieren auf eine Umstellung des Melderegisters, auf Umstellungen beim
Verkehrsamt. (GR Godwin Schuster: Die
Leute sind doch schon eingespart, Kollege Ulm! Das wissen Sie doch auch! Die
sind gestrichen!) Wir brauchen handlungsfähige Einheiten und wir brauchen
keine Doppel- und Mehrgleisigkeiten. (GR
Godwin Schuster: Sie brauchen keine G'schichterln zu erzählen!) Herr
Kollege Schuster, nach dieser Reform werden nicht mehr 35 Prozent der
Polizisten Innendienst versehen, sondern es werden dann mehr als
65 Prozent sein, die im Außendienst tätig sind. (Beifall bei der ÖVP. - GR Godwin Schuster: ... Sie wissen ja nicht,
was Sie reden!)
Und, Herr
Kollege Schuster! Sie wissen genau, dass das Meldewesen Ende dieses Jahres,
Anfang nächsten Jahres zu den Gemeinden kommt. Die Polizei hat hervorragende Arbeit
im Zusammenhang mit dem Meldewesen geleistet und ich hoffe, dass diese
Stadtregierung es zusammenbringen wird, einen ähnlichen Service für die Wiener
Bevölkerung zu bieten. Das wird nicht leicht sein: Rund um die Uhr oder bis
22 Uhr Montag bis Sonntag sich anmelden und abmelden zu können. (GR Godwin Schuster: Der Innenminister hat
125 Posten versprochen für Wien! Nichts ist gekommen!) Ich bin schon
neugierig, wie das auf den magistratischen Bezirksämtern funktionieren wird.
Wir werden uns das jedenfalls ganz genau anschauen. (GR Josefa Tomsik: Jetzt sind Sie wirklich zynisch! - GR Godwin
Schuster: Was hat das jetzt mit der Sicherheit zu tun? Sie müssen ja wissen:
125 Dienstposten ... sind der Wiener Polizei vom Minister persönlich
versprochen worden! Gestrichen sind sie! Unwahrscheinlich! - Weitere
Zwischenrufe des GR Godwin Schuster.)
Herr Kollege
Schuster! Warten wir es ab, ob wir es zusammenbringen, mehr Sicherheit für die
Wiener zu schaffen (GR Godwin Schuster:
Mit weniger
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