Gemeinderat,
3. Sitzung vom 26.6.2001, Wörtliches Protokoll
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Drei Viertel der
Wiener meinen, sie sind mit dem unmittelbaren Bereich der Wohnung zufrieden.
Aber diese Studie kommt auch zu ganz konkreten Schlüssen: Um eine bessere
Infrastrukturausstattung mit Freizeit, mit Nahversorgung et cetera zu
gewährleisten, sollen neue Siedlungen auch an bestehende Siedlungsgebiete
angebunden werden. Maßnahmen zur Verbesserung des Stadtbildes müssen gesetzt
werden. Integration ist wichtig. All das, was von Infrastruktur gesagt wurde,
ist wichtig.
Jetzt ist
natürlich auch die Stadtplanung aufgefordert, ihre Konzepte und Planungen durch
Flächenwidmungen sowie Bebauungsbestimmungen so zu gestalten, um diese
Kriterien auch zu ermöglichen. Daran werden wir arbeiten, dass das geschieht.
An fünf ganz
kurzen Beispielen aus meinem eigenen Bezirk möchte ich aufzeigen, wie
Wohnzufriedenheit sein kann. Ein Beispiel für Themenstädte könnte die
Homeworker-Siedlung sein - hier ist die Philosophie, Wohnen und Arbeiten sozusagen
unter einem Dach durchzuführen - oder die autofreie Mustersiedlung, die schon
einige Male von diesem Rednerpult aus erwähnt wurde, wo die Mieter freiwillig
auf den Gebrauch des Autos verzichten, oder das interkulturelle Wohnen, wo es
wirklich Integration von In- und Ausländern gibt, oder die Öko-Siedlung, wo
thermische Nutzungen erfolgen, oder - von meiner Kollegin Penny Bayr heute
angeführt - die "Frauen-Werk-Stadt", wo Architektinnen das Wohnen und
Projekte für Frauen organisiert und geplant haben.
Abschließend
vielleicht noch ein Punkt, der weniger positiv zu erwähnen ist, das ist dieser
gesamte Zusammenhang mit den Multiplexkinos. Das ist leider ein Beispiel für
ein operationales Agieren des ehemaligen Planungsstadtrats Görg, vor dem wir
immer gewarnt haben, da diese Kinos Besucher anziehen, da sie zu zusätzlichen
Verkehrsbelastungen führen, weshalb ein Regelement getroffen werden muss, und
das geschieht auch. Am Donnerstag werden wir im Landtag ein diesbezügliches
Gesetz beschließen, womit eigene Zonen geschaffen werden, sodass die Bauordnung
in Zukunft ein Instrument zur raumordnerischen Regelung und zum Schutz der
Bevölkerung vor einer nachhaltigen Auswirkung dieser Verkehrsbelastung zur Hand
hat.
Warum ich es
erwähnt habe, ist nur der ideologische Background dahinter. Auch hier hat man
gesehen, dass der Markt nicht alles regelt, weil immer wieder vom Markt
gesprochen wird.
Ich komme
schon zum Schluss, um nicht zu lange zu werden, meine sehr geehrten Damen und
Herren. Ich meine, die berufliche Ausbildung des neuen Planungsstadtrats Dipl
Ing Schicker ist ein Garant dafür - da braucht das Ressort nicht
Zukunftsressort zu heißen -, dass visionäre, umsetzungsorientierte "100
Projekte für Wien" geschaffen werden, dass keine anlassbezogene Widmung, sondern
eine strategische Planung mit wirklich engagierten Mitarbeitern erfolgt und
dass es zur Erstellung - ich habe es erwähnt - eines Masterplans für Wien und
eines neuen Stadtentwicklungsplans in den nächsten fünf Jahren kommen wird.
Dafür stehen - mit dem Vertrauen der Wiener ausgezeichnet und in Demut, das
will ich dazusagen - Bgm Dr Michael Häupl, StR Dipl Ing Schicker und wir
Sozialdemokraten. - Danke schön. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Der
Herr Stadtrat ist der nächste Redner. - Bitte.
Amtsf StR Dipl
Ing Rudolf Schicker: Sehr
geehrte Damen und Herren! Herr Vorsitzender!
Ich möchte
vorausschicken, ich fühle mich nicht für die vergangenen 100 Jahre
verantwortlich, Frau GR Zheden, ich fühle mich auch nicht für die 10 Jahre
verantwortlich, die mir Kollege Madejski nahe gelegt hat, ich fühle mich
eigentlich mitverantwortlich dafür, dass wir in dieser Stadt an der Zukunft, an
der Entwicklung dieser Stadt arbeiten. Ich fühle mich damit auch verantwortlich
dafür, dass die Stadtentwicklung an sich schon Zukunftsentwicklung ist. Ich
brauche es daher nicht im Namen des Ressorts wie mein Vorgänger.
Ich denke
allerdings, dass der Vorgänger einiges gemacht hat - über diese Periode
sprechen wir ja noch -, was durchaus erwähnenswert ist, und ich möchte auch
darauf hinweisen, dass der Strategieplan, der im vergangenen Jahr vom
Stadtsenat verabschiedet wurde, sehr wohl einiges beinhaltet, das jetzt in die
Umsetzung kommt. Ich denke, man sollte das erwähnen. Wir werden das auch
evaluieren und ich denke, dass das, was dabei herauskommt, eines der
Basisprojekte dafür sein wird, dass wir genügend und ausreichend
Grundlagenmaterial zur Verfügung haben, um den Stadtentwicklungsplan dann in
der geeigneten Form zu erstellen.
Im Wissen
darum, was aus dem Strategieplan umgesetzt wurde, welche Mängel bei der
Umsetzung bestanden haben, welche Lücken im Strategieplan bestanden haben, wird
es möglich sein, einen Stadtentwicklungsplan zu erarbeiten, der auf die neuen
Herausforderungen Rücksicht nimmt, nämlich auf die Herausforderungen durch die
Erweiterung der Europäischen Union, auf die Herausforderungen, Wien im
Städtekonzert Mitteleuropas, des südlichen Zentraleuropas richtig zu
positionieren und hier die entsprechenden Maßnahmen auch im infrastrukturellen
Bereich abzusichern.
Natürlich bedeutet
das, dass gerade dieses Feld, nämlich wie kann sich die Stadt, wie können sich
die Bezirke entwickeln, auch intensiv in Kooperation mit den Bezirken zu
erstellen ist. Ich denke dabei sowohl an die formal gegebenen Gremien, nämlich
Bezirksvertretungen, Bezirksentwicklungskommissionen, als auch an jene
Einrichtungen, die spontan entstehen, die bestimmte Ideen transportieren, also
die Bürgerinitiativen, die natürlich nicht die Kontinuität wie ein gewähltes
Gremium in der Bezirksvertretung aufbieten können, dafür aber viel deutlicher
die Einzelinteressen artikulieren. Ich denke, dass es wert ist, das im Stadt-
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