Gemeinderat,
3. Sitzung vom 26.6.2001, Wörtliches Protokoll
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Heiterkeit bei der SPÖ.)
In den letzten
Wochen haben wir sehr oft SP-Stadtrat Schicker gehört, der versucht hat, auch
pragmatische Vorschläge zu bringen. Ich möchte hier ganz bewusst unterscheiden:
einerseits den parteipolitischen Bereich, den Sie hier angeführt haben und den
Sie gerade auch mit einem Zwischenruf nochmals provoziert haben, und auf der
anderen Seite den sachpolitischen Bereich. Wenn Ihr Finanzstadtrat gestern die
ganze Zeit über den Abfangjägerkauf gesprochen hat, dann frage ich mich, was
ein Finanzstadtrat hier in diesem Hause über einen Abfangjägerkauf wirklich an
konstruktiven Debattenbeiträgen bringen kann! Was kann er dazu bringen? - Die
Antwort ist: Nichts! Er kann überhaupt nichts dazu bringen! (Ruf bei der ÖVP: Richtig!)
Aber wir
kennen diese Debatte. Wir haben diese Debatte in den vergangenen Jahrzehnten
auch schon gehabt. Es war Bruno Kreisky, der 1970 geglaubt hat, auf Kosten des
Bundesheeres Parteipolitik zu machen und damit gleichzeitig das Land
verschulden zu müssen. (Heiterkeit der GR
Renate Winklbauer.) An dieser Verschuldung leiden wir noch heute, diese
Schulden müssen wir heute abbauen! Daher sind die Maßnahmen, die die Regierung
setzt, notwendig - dank Ihrer Politik in den siebziger Jahren nicht zuletzt. (Beifall bei der ÖVP. - GR Kurt Wagner: Ihr
könnt eure Wahlniederlagen aus den siebziger Jahren nicht verkraften! Das ist
es!) Wenn Sie sich konstruktiv beteiligen, dann bitte ich Sie: Beteiligen
Sie sich an den Verfassungsgesetzen, die im Nationalrat zu beschließen sind.
Beteiligen Sie sich daran! Stimmen
Sie mit, wenn es um die Einführung der Briefwahl geht, und versuchen Sie nicht,
Ihre Stimmen im Nationalrat dazu auszunützen, die Briefwahl wieder zu verhindern.
Verhindern Sie
auch nicht den Beschluss vernünftiger Gesetze im Schulbereich oder in anderen
Bereichen. Nehmen Sie Ihre Stimmen nicht in jener Art und Weise wahr, dass Sie
alle anderen Verfassungsgesetze nicht mehr ermöglichen. Es geht hier um Österreich,
es geht um Wien, und es geht um die Wienerinnen und Wiener, und hier sollen wir
zum Wohle aller handeln. (Beifall bei der
ÖVP. - GR Kurt Wagner: Die erste Fraktion sind wir aber schon noch im
Parlament! Da seid ihr ein bisschen schwächer, denn ihr seid nur die drittstärkste
Partei!)
Der
Unterschied besteht ganz einfach darin, ob man mit seinen Mehrheiten
verantwortungsvoll umgeht oder nicht. Dazu möchte ich in diesem Hause aufrufen:
dass man verantwortungsvoll mit seinen Mehrheiten umgeht, egal ob es eine
Verfassungsmehrheit ist oder ob es eine absolute Mehrheit in diesem Hause ist.
Mehr Demut ist wirklich angesagt! (Beifall
bei der ÖVP. - GR Kurt Wagner: Sie haben ja keine Mehrheit bei der Wahl
gehabt!)
Auch Berlin
wurde zitiert und der interimistische Bürgermeister Wowereit wurde hier auch
schon als wahrscheinlich besonders neue Leistung für Berlin ins Rennen geführt.
Ich hoffe nur, dass Sie nicht einmal eines Tages aufwachen und Gregor Gysi ist
Bürgermeister in Berlin! Dass hoffe ich sehr für die SPD-Fraktion, die diese
Koalition dort platzen hat lassen.
Ich möchte nun
ganz konkret zum Bereich des Verkehrs kommen und dies ganz besonders auch
deshalb, weil dieser Bereich von meinen Debattenvorrednern in relativ kurzer
Form behandelt worden ist. Kollege Chorherr hat nur das Thema Radwege angeschnitten.
Wir wissen, dass das sein Bereich ist, der Bereich, auf den er sich stützt und
dabei versucht, alle anderen Bereiche außer Acht zu lassen. Ich sage Ihnen ganz
klar: Es ist falsch, nur einen Bereich des Verkehrs zu sehen. Wir müssen alle
Verkehrsbereiche miteinander betrachten! Wir müssen das in Kooperation sehen
und es muss Schluss sein mit der Konkurrenz von Radfahrern und Fußgängern, mit
der Konkurrenz von Autofahrern und öffentlichen Verkehrsteilnehmern et cetera.
Wir bedürfen einer Kooperation. Sie ist notwendig, um den Verkehr fließen zu
lassen, und sie ist auch notwendig, um sicherzustellen, dass auch Nicht-Verkehrsteilnehmer
nicht durch den Verkehr erstickt werden. Auch diese Gruppe muss mit einbezogen
werden, Verkehrsteilnehmer genauso wie Nicht-Verkehrsteilnehmer.
Sehr geehrter
Herr Stadtrat! Sie haben bisher mit dem Vorschlag einer Maßnahme aufhorchen
lassen, der, glaube ich - oder hoffe ich! -, in der Zwischenzeit schon wieder
vom Tisch ist: ein Lkw-Fahrverbot auf der Südosttangente. Dieser Vorschlag ist
nicht nur nicht durchdacht, er ist auch eindeutig falsch, nicht nur, weil er
wirtschaftsfeindlich ist, sondern vor allem auch weil es um die Menschen geht,
die im Umkreis dieser Südosttangente wohnen oder die auf anderen
Hauptverbindungsstraßen wohnen. Es wäre doch vollkommen sinnlos, auf einer
Straße, zu der ich noch keine Alternative habe, einen bestimmten Verkehr zu
verhindern und ihn gleichzeitig in die anderen kleinen Gassen hineinzutreiben,
sodass alle Anrainer nur mehr sagen: Was soll denn das? Ist das wirklich
sinnvoll? Kann man sich das wirklich vorstellen? - Ich weiß nicht, was da in
den Herrn Stadtrat gefahren ist, dass er diesen Gedanken geäußert hat. Ich kann
es mir wirklich nicht vorstellen.
Dieser Vorschlag ist
vor allem zu einer Zeit gekommen, wie wir bereits den Stau gehabt haben. Das
bedeutet, dass man in diesem Moment versucht hat, ein Management zu betreiben.
Aber ich glaube, dass es vollkommen falsch wäre, mit einem Staumanagement zu
beginnen, sondern wir sollten mit einem Verkehrsmanagement beginnen, mit einem
echten Verkehrsmanagement, und das beginnt weit, weit früher. Da gehört der
Modal split dazu, da gehören die Radfahrer dazu und da gehören auch die
Fußgänger dazu. Aber da muss man früher ansetzen, das Ganze muss miteinander in
Verbindung stehen. Man muss dabei auch bedenken, welche Verkehrsträger konkret
vor Ort sind, und man muss sie aufeinander abstimmen. Denn es kann nicht sein,
dass die öffentlichen Busse sehr oft bei Haltestellen nur zu einer bestimmten
Zeit
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