Gemeinderat,
3. Sitzung vom 26.6.2001, Wörtliches Protokoll
- Seite 33 von 121
aber es muss immer
erst zu einer Notsituation kommen, bevor eine Situation geschaffen wird, wo man
gar nicht abrutschen muss.
Was noch dazu
kommt, ist, dass MigrantenpensionistInnen keinen Zugang in
Pensionistenwohnhäuser haben, auch nicht in Altenpflegeheime. Was die Altenpflege
betrifft, gibt es sehr viele Probleme. Stellen Sie sich vor, eine Familie lebt
in einer Bassenawohnung und hat einen Pflegefall. Die Erschwernis, glaube ich,
ist dort eine doppelte.
Der nächste
Punkt: Pflegegeld kann nach zehnjährigem Aufenthalt in Österreich beantragt
werden. Rechtsanspruch gibt es keinen, aber es ist möglich. Wovon hängt es ab?
- Wahrscheinlich vom Goodwill des jeweiligen Beamten. Nicht immer ist eine
Familie vorhanden. Umso mehr müsste in dieser Problematik wirklich Vorsorge
getroffen werden. Sozialdienste sind in vermehrtem Maße gefragt, Orte, wo sich
die MigrantenpensionistInnen untereinander vernetzen könnten. Hat man schon
einmal an Pensionistenklubs für Migranten gedacht?
Was noch dazu
kommt, ist, dass es keinen Sozialpass für MigrantInnenseniorInnen gibt. Es gibt
die komische Situation, dass jemand wie ich zum Beispiel zum halben Preis die
WIENER LINIEN, die ÖBB und so weiter benutzen kann, sehr viel zum halben Preis
in Ausstellungen gehen kann, aber Menschen, die es dringend nötig hätten,
eigentlich nicht.
Es hat sich
leider auch herausgestellt, dass die älteren Migranten schlechtere
Deutschkenntnisse haben als die jüngeren, warum auch immer. Ich denke an mein
Hausmeisterehepaar. Er war Hilfsarbeiter, sie war Küchenhilfe. Die Dinge, die
man ihnen anschafft, hat man sozusagen schon verdeutscht, die hat man ihnen
schon mitgeteilt. Viele andere Möglichkeiten, Deutsch zu lernen - sie kommen
vom Land -, waren einfach nicht in ihrem Bewusstsein. Auch da hätte man schon
längst nachhelfen können.
Was aber jetzt
zu tun wäre, ist vermehrte muttersprachliche Beratung, auch in allgemein
zugänglichen Sozialinstitutionen. Da hat sich herausgestellt, dass immer wieder
ein großer Mangel herrscht.
Ebenso tauchen
im Spitalswesen, besonders bei älteren islamischen Patientinnen, Probleme auf.
Auch da wäre es dringend nötig, etwas zu tun. Ich habe selbst miterlebt, dass
einfach zu wenig muttersprachliches Personal da ist. Ebenso wäre es für
islamische Patientinnen äußerst wichtig, gleichgeschlechtliches Pflegepersonal
zu haben.
Jetzt komme
ich zum Endpunkt von Senioren und Seniorinnen. Das ist der Umgang mit dem Tod.
Auch da ist, laut Aussagen von österreichischem Pflegepersonal, einige
Problematik gegeben. Für Menschen aus anderen Kulturkreisen existieren
Trauerprozesse und Trauerrituale, um die wir sie oft beneiden können, das muss
ich schon sagen. Wenn die Sterbebegleitung von der Kollegin Korosec
angesprochen wurde, ist da für österreichische Verhältnisse noch sehr viel zu
tun. Was wir für die Volksgruppen aus anderen ethnischen Kulturen tun könnten,
ist, ihnen einen Raum zu geben, damit sie ihre Sterbebegleitung in Würde
durchführen können. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Schon vor der
Pension kommt es natürlich zu Problematiken. Jetzt möchte ich zu einem Problem
überleiten, das schon meine Kollegen und Kolleginnen immer wieder dargelegt
haben. Es ist nämlich so, wenn es zur Arbeitslosigkeit kommt und Migranten
länger als zweieinhalb Jahre arbeitslos sind - was gerade für eine ältere
Bevölkerungsgruppe, auch in der österreichischen Bevölkerung, sehr wohl
vorkommen kann, und zwar nicht zum geringen Teil -, so haben Migranten dann
keinen Anspruch auf Sozialhilfe. Was ist die Folge? - Zuwanderer verlieren
ihren Befreiungsschein, müssen sich erneut in die Quote einreihen, um wieder
eine Beschäftigungsbewilligung zu erhalten und stürzen damit ins Elend und in
die tiefste Armut. Das, meine sehr geehrten Damen und Herren, kann doch
wirklich nicht die Politik sein, die wir uns vorstellen, jetzt eine dritte
Gruppe von Armut zu erzeugen, die in Wien vielleicht noch für einen Slum sorgt!
Das möchte ich bitte vermieden haben, denn dann kann ich mir die Politik der
FPÖ schon vorstellen, das höre ich schon! Aber das will doch niemand von uns! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Um dieses
große soziale Problem für in Not geratene MigrantInnen zu beheben, stellen die
GRÜNEN einen Beschlussantrag, der die Beendigung dieser Ungleichbehandlung von
in Not geratenen Menschen fordert.
Um es nicht
weiterhin zu unerträglichen Härtefällen kommen zu lassen, ersuche ich Sie,
diesem Antrag zuzustimmen. - Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GR
Josefa Tomsik: Als Nächster
hat sich Herr GR Mag Maresch zum Wort gemeldet. - Jetzt ist die Anrede
"Herr" richtig.
GR Mag Rüdiger
Maresch (Grüner Klub im Rathaus): Frau Vorsitzende! Herr Berichterstatter!
Meine Damen und Herren!
Was Sie heute
vom Kollegen Rudolph gehört haben,
war eigentlich in einer Richtung mit Herrn Haider, Herrn Westenthaler und Herrn
Schweitzer. Die Lehrer sind eigentlich faul und wenn sie streiken, dann gehört
das endlich verboten. Das war der Tenor.
Damit kann man
sagen, dass Sie eigentlich gewerkschaftliche Aktivitäten aller Lehrerinnen und
Lehrer, aber natürlich auch der SchulleiterInnen unterbinden und für alle
Zukunft abstellen wollen, damit man dann wirklich das machen kann, was Ihre
Vizekanzlerin in einem Papier in Auftrag gegeben hat - und zwar dem so
genannten "Rushhour-Papier -, wo es darum geht, sozusagen alles zu
privatisieren, alle Rechte der Betroffenen irgendwie wegzustreichen und letztendlich
überhaupt nur mehr Polizei, Militär und Gerichte beim Staat zu lassen. Den
klassischen Nachtwächterstaat hätte Herr Rudolph
wahrscheinlich gerne, weil dann könnte er sich dort auch anstellen lassen.
Herausgekommen ist
bei dieser neuen Geschichte,
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