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Gemeinderat, 3. Sitzung vom 26.6.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 21 von 121

 

graphen ändern sich. Natürlich ist eine soziale Absicherung notwendig. Aber daneben muss sehr, sehr verstärkt unsere mitmenschliche und unsere kommunikative Phantasie walten, denn ein immer größerer Teil des Lebens wird nach der beruflichen Phase erlebt. Daher muss die Gesellschaft sicherstellen und auch ermöglichen, dass ältere Mitbürger ein aktives Leben, ein Leben der persönlichen Selbstentfaltung, ein interessantes, ein erlebnisreiches Leben führen können. Sie wollen nicht zum alten Eisen gehören und sie wollen auch nicht einen erzwungenen Ruhestand und sie wollen nicht das Objekt der Betreuung sein, sondern sie wollen anerkannt, ernst genommen werden in ihrer Persönlichkeit, mit ihrer Kompetenz, mit ihrem Wissen und mit ihrem Können, aber auch mit dem Wunsch, sich weiter zu entwickeln und ihrer Fähigkeit, für die Gemeinschaft wichtige Leistungen zu erbringen und Verantwortung tragen zu können.

 

Ich muss Ihnen sagen, gerade als Volksanwältin bin ich in diesen sechs Jahren fast täglich damit konfrontiert worden. Das ist natürlich auch mit ein Grund, dass ich mich als Wiener Gemeinderätin gerade für diese Gruppe besonders engagieren möchte. Da gibt es eine ganze Reihe von Themen, die ich jetzt gar nicht alle anführen kann, weil wir ja heute das Problem nicht lösen werden. Frau GR Dr Pilz, ich kann alles unterschreiben, was Sie gestern im Pflegebereich gesagt haben, in der Palliativmedizin über Kultur des Alterns. Dazu gehören natürlich das Sterben, die Sterbebegleitung, die Hospizbewegung. Ich muss sagen, der Vorschlag von Bundesminister Bartenstein, hier Karenzurlaub für die Sterbebegleitung zu bekommen, halte ich für sehr bemerkenswert und auch sehr diskussionswürdig. (GR Dr Sigrid Pilz: Wenn er bezahlt wird!) Ich hoffe, dass es hier zu einer Diskussion kommen wird. (GR Dr Sigrid Pilz: Er muss bezahlt werden!) Darüber kann man reden. Aber grundsätzlich einmal ist es überhaupt mutig, dass ein Politiker so eine Idee in der Öffentlichkeit bringt, weil das bisher nicht der Fall war. Das ist schon etwas Bemerkenswertes und ich freue mich darüber, dass er das getan hat.

 

Ich bin auch zutiefst davon überzeugt, dass es, wenn nicht relativ rasch Entscheidungen vorbereitet werden, nachhaltig negative Auswirkungen auf die Gesellschaft und natürlich dann auch auf uns haben wird. Es hat mich schon sehr erstaunt, dass in der Regierungserklärung des Herrn Bürgermeisters, die ja sehr breit angelegt ist, diese eminent wichtige Frage, nämlich die Kultur des späten Lebens, überhaupt nicht vorkommt.

 

Anfang Jänner, ich glaube am 3. Jänner, hat in der "Wiener Zeitung" der Hamburger Gesellschaftsforscher Prof Opuschovski mit dem Jahreswechsel das "Jahrhundert der Senioren" ausgerufen, weil er eben meint, dass das so wichtig sei. Wir wissen genau, durch die medizinischen Fortschritte, durch ein Gott sei Dank verändertes Gesundheitsbewusstsein, durch mehr Bildung, durch höheren Lebensstandard werden die Menschen in der westlichen Welt mindestens ein Drittel ihres Lebens als Ältere verbringen. Darauf muss sich Politik, darauf müssen sich Wirtschaft und Gesellschaft, aber natürlich auch die Betroffenen einstellen. Hier ist auch ein Klima zu schaffen und dieses Klima fehlt mir derzeit. Es ist dieses Thema auch in großen Teilen der Politik, in der Wirtschaft und auch in den Medien noch gar nicht angekommen. Wir werden alle, davon bin ich überzeugt, damit zu tun haben und wir werden dieses Thema gemeinsam weiterbringen. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Als ich jung war, es liegt ja doch einige Jahre zurück, hat man gesagt, es gibt drei Generationen. In der Zwischenzeit sind es auf jeden Fall vier Generationen und diese selbstbewusste Generation zwischen der zweiten und der vierten ist eben die so genannte "gewonnene" Generation. Als Beispiel: Die Oma, mit dem Auto in der dritten Spur stehend, mit dem Polizisten streitend, das Enkelkind abholend, sei stellvertretend für das Bild dieser "gewonnenen" Generation.

 

Ich selbst, muss ich sagen, zähle mich auch zu dieser "gewonnenen" Generation. Wenn ich so herumschaue, dann sehe ich auch einige von Ihnen, die sich zu dieser "gewonnenen" Generation zählen können. Ich finde, dass das auch sehr, sehr positiv ist, und ich hoffe sehr, dass wir durch gezielte Aufklärungsarbeit die Vorurteile, die es durchaus da oder dort gibt, und die Diskriminierungen abbauen können. Ich bin überzeugt, dass Alterskultur darin besteht, über die Lobbytätigkeit der Pensionistenvereinigungen, die sehr wichtig ist, hinaus publizistisches Bewusstsein zu wecken, um eben Handlungen zu aktivieren. Dieses Bewusstsein und Klima - ich sage es noch einmal - muss geschaffen werden.

 

Jetzt gibt es ein Bundesseniorengesetz. Das ist ein erster Ansatz, wo eben der österreichische Seniorenbeirat eingeladen ist, überall dort, wo Seniorenprobleme besprochen werden, auch mitzureden. Es heißt, der Bundesseniorenrat ist sozusagen ein Sozialpartner. Das ist sicher gut, aber in Wien gibt es einen Landesseniorenrat, auch etwas Positives, nur ist es mir zu wenig. Es steht für mich außer Frage, dass wir ein Landesseniorengesetz brauchen. Da gibt es schon eine Reihe von Initiativen in anderen Bundesländern. Ich meine, wir in Wien haben die Aufgabe, hier durchaus eine Vorreiterposition und eine Vorbildfunktion einzunehmen.

 

Daher bringen wir einen Beschlussantrag ein, mein Kollege Prof Strobl und ich:

 

" Frau VBgm Laska möge als Amtsführende Stadträtin veranlassen, dass ein Wiener Seniorengesetz die Mitsprache der Senioren und die Förderung der Seniorenarbeit gesetzlich regelt. Dieses zu schaffende Wiener Seniorengesetz soll folgende Zwecke erfüllen: Gesetzliche Verankerung der Rechte und Zusammensetzung des Wiener Landesseniorenbeirats, Förderung der Seniorenarbeit, Information der Wiener Senioren."

 

In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung

 

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