Gemeinderat,
3. Sitzung vom 26.6.2001, Wörtliches Protokoll
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können, dass Kinder
sie nicht belästigen, sondern dass sie wirklich unser Leben bereichern. -
Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GR
Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächste Rednerin ist Frau GR Korosec auf der Liste. Ich erteile ihr das
Wort.
GR Ingrid Korosec (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Frau
Vizebürgermeister! Meine sehr geehrten Damen und Herren des Wiener
Gemeinderats!
Vorweg möchte
ich einmal sagen: Ich freue mich, dass ich nach fast 20-jähriger Abwesenheit
von diesem Haus wieder sozusagen als Neuling hier sein darf und ich freue mich
auf eine hoffentlich gute Zusammenarbeit.
Nach zwei
Monaten, wo ich in diesem Haus bin, maße ich mir nicht an, über den
Rechnungsabschluss wirklich im Detail zu urteilen. Ich habe das bisher in
meinem politischen, aber auch in meinem beruflichen Leben immer so gehalten,
dass ich mich über Stärken und Schwächen persönlich überzeuge und dann
Vorschläge, Kritik oder, wenn möglich, auch Lob anbringe. Und dies wird auch
mein Stil hier im Gemeinderat sein.
Erlauben Sie
mir nur doch ein paar Sätze zu sagen, weil das Kindergeld hier so kritisiert
wurde. Ich stimme mit Ihnen, Frau GR Sommer-Smolik, überein, dass wir morgen
Gelegenheit haben, darüber zu reden. Nur zwei Sätze dazu.
Mir ist schon
klar, dass so ein Vorhaben umstritten ist, weil natürlich geht es um eine
gesellschaftspolitische Weichenstellung.
Wir, die Wiener ÖVP, wir stehen dazu, denn für uns sind Kinder und Familie
das Leitbild unserer Gesellschaft. (Beifall
bei der ÖVP.)
Wenn hier von Frau GR Malyar und auch von GR Jerusalem gesagt wurde, die
Reichen werden immer reicher, dann lesen Sie die Wirtschaftsforscher nicht. Da
gibt es nämlich ganz klare Aussagen, dass die Verteilungswirkung des neuen
Kinderbetreuungsgeldes besonders wichtig ist, nämlich die Hälfte dieser
zusätzlichen 9 Milliarden S im Moment und später
16 Milliarden S kommen dem untersten Einkommensdrittel zugute. Also,
das ist wirklich gelebte Armutsbekämpfung, meine Damen und Herren, und nicht,
wie Sie sagen, die Reichen werden immer reicher! (Beifall bei der ÖVP.)
Erlauben Sie mir noch zur gestrigen Debatte eine Bemerkung zum Herrn GR
Margulies. Sie haben gestern ..., er ist nicht da. (GR Günter Kenesei: Ich richte es ihm aus!) Doch? (GR Günter Kenesei: Ich richte es ihm aus!)
Ja. Er hat gestern zwei Anträge eingebracht, die mich nicht wegen der Thematik,
aber wegen der Einseitigkeit verwundern, und zwar geht es um die
Bezirksratstätigkeit trotz vorzeitiger Alterspension. Das ist natürlich ein
Problem. Das haben selbstverständlich alle Fraktionen. So viel ich weiß, werden
diese Anträge zugewiesen und ich finde es richtig und notwendig, dass man
darüber diskutiert. Aber haben Sie bedacht, dass es in Österreich 370 000
Frühpensionisten gibt, die sehr oft nicht freiwillig, wie wir alle wissen, in
die Frühpension geschickt wurden? - Sie haben das auch erwähnt, Herr
Gemeinderat. Darunter sind sehr viele Frauen, die Mindestpensionen haben, die
4 076 S im Monat dazu verdienen dürfen und wenn sie um 1 S mehr
haben, wird die gesamte Pension gestrichen. Von denen haben Sie aber nicht gesprochen!
Sie haben eine ganz kleine Gruppe, die zugegebenermaßen auch zu beachten ist,
angesprochen. Ich wünsche mir kein Arbeitsverbot. Damit meine ich aber alle!
Alle, die in Frühpension sind und die eben die Möglichkeit haben, egal, ob sie
eine politische Tätigkeit oder eine andere Tätigkeit ausüben wollen, sollen
kein Arbeitsverbot haben. Da würde ich Sie ersuchen, dass Sie uns dann dabei
unterstützen! (Beifall bei der ÖVP.)
Aber, meine sehr geehrten Damen und Herren, gestatten Sie mir, dass ich nun
ein Thema anschneide, das mir ein sehr großes Anliegen ist und wo ich auch in
der Wahlwerbung sehr, sehr klare Positionen bezogen habe, nämlich eine starke
Stimme für alle über 50 zu sein. Ich bin zutiefst überzeugt, dass das gerade
für Wien eine ganz eminent wichtige Frage ist. Sie kennen sicher alle den
Altersaufbau der österreichischen Bevölkerung. Frau Dr Pilz hat ja auch gestern
die Alterspyramide angeführt und in den kommenden Jahrzehnten wird sich da
Dramatisches verändern, durchaus zum Positiven, nur muss man sich darauf
einstellen.
Bei einer insgesamt nahezu gleichbleibenden Bevölkerung werden in den
nächsten Jahrzehnten die Älteren von 1,6 Millionen auf 2,7 Millionen
Menschen steigen. Das heißt, das ist ein Anstieg von ungefähr 70 Prozent.
Die demographischen Prognosen haben einen hohen Grad an Sicherheit. Hier wird
es auch in qualitativer Hinsicht bei der älteren Bevölkerung einen großen
Unterschied geben. Für den Einzelnen und für die Gesellschaft insgesamt bringt
das eine ganze Reihe von Chancen, die wir wahrnehmen müssen, aber auch eine
ganze Reihe von Risken. Eines der größten Risken entsteht natürlich im
Entstehen von massiven Generationskonflikten um Macht und auch um Ressourcen.
Den so genannten jungen Alten, also den aktiven und gesundheitlich nicht oder wenig
beeinträchtigten älteren Menschen, kommt bei der Vermeidung solcher Konflikte
auch eine Schlüsselrolle zu. Gerade mit diesen jungen Alten möchte ich mich
besonders beschäftigen, denn noch nie waren ältere Menschen physisch und mental
so jung wie heute. (Beifall bei der ÖVP.)
Sie dürfen auch klatschen! Ist es nicht so?
Sie sind nicht nur jünger, sie fühlen sich auch jünger, sie sind neugierig
aufs Leben und offen auch für neue Entwicklungen. Das stellt nicht nur die
Einrichtungen des Sozialstaates vor ganz enorme Aufgaben, sondern das gesamte
gesellschaftliche Zusammenleben und das Verhalten auch zwischen den
Generationen, die Lebensentwürfe, die Lebensweisen, die Bio-
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