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Gemeinderat, 3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 89 von 127

 

eine reine organisatorische Frage. Wie meiner Meinung nach das Beispiel der Bundestheater und Bundesmuseen bewiesen hat, fahren diese damit sehr gut. Ich denke mir, dass das letztendlich gar nicht eine kulturpolitische, sondern eine organisatorische Frage ist. Wir werden das, glaube ich, mit aller zu Gebote stehenden Sensibilität behandeln. Das Gesetz wird selbstverständlich ganz normal zur Begutachtung ausgeschickt, aber ich stehe für jede Debatte und für jede Anregung gerne zur Verfügung.

 

Kollege Salcher, wie gesagt, ich glaube, die Hausaufgaben, die Sie mir da auf liebevolle Art und Weise sozusagen zugeschanzt haben (GR Dr Andreas Salcher: Höfliche Fragen!), übernehme ich gerne, sie wären aber zu einem guten Teil schon an den Peter Marboe zu richten gewesen. Ich habe jedoch überhaupt keine Scheu, das alles aufzugreifen und weiter zu betreiben, es ist auch notwendig.

 

Zur Kollegin Unterreiner kann ich nur sagen, ich stehe für jede Debatte zur Verfügung, insbesondere auch über die Architektur, aber für viele Dinge, die sie da sozusagen als Beiträge und Beschlussanträge übergeben hat, muss ich sagen, sind wir schlicht und einfach nicht zuständig. Für die Albertina, für die Freilufttheater und für die Musikschulen sind wir nur höchst bedingt zuständig, aber wir werden uns das sicher gerne anschauen.

 

Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich nur noch ein Thema sagen, weil das auch angesprochen wurde und mir wichtig ist. Das ist das Thema der Integrationspolitik, die aus meiner Sicht nicht nur auf einer sachpolitischen, pragmatischen Ebene betrieben werden sollte, sondern auch und vor allem auf einer kulturellen. Es geht darum, dass man Menschen anderer Ethnien, die hier in Wien ansässig sind, die Möglichkeit auf symbolische Repräsentanz ihrer Kulturen einräumen kann.

 

Das Recht zu erzählen, ist mehr als nur ein sprachlicher Akt, hat ein Philosoph einmal gesagt, und wir können nicht ständig unsere eigene große Kulturerzählung von Mozart und Schubert, von Freud und Wittgenstein, von Klimt und Schiele wiederholen, ohne auch unsere Mitbürger, die von anderen kulturellen Zusammenhängen geprägt sind, zu Wort kommen zu lassen. Ob es notwendig ist, ein solches auf Dialog setzendes Unternehmen, eine neue Infrastruktur, sprich ein Haus der Kultur und der Welt zu schaffen, oder ob das besser im Rahmen eines kuratorischen Auftrags oder unter stärkerer Einbindung von bestehenden Festivals und Institutionen stattfinden soll, das wird noch ausreichend zu prüfen sein.

 

Auf jeden Fall dürfen wir nicht das Fremde zum Inbegriff für die absonderlichsten Abweichungen werden lassen, die dem Eigenen seine Identität verleihen, wie der afrikanische Theoretiker Mudimbi einmal geschrieben hat, sondern wir müssen dieses Fremde zum selbstverständlichen Bestandteil des Kulturangebots machen und so dazu beitragen, dass Vorurteile, die auf Nichtwissen gründen, abgebaut werden. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Meine Damen und Herren! Ein weiterer Punkt, der mir vor allem im Hinblick auf die Osterweiterung wichtig erscheint, ist der Ausbau des work flows zwischen Wien und den benachbarten großen Städten. Ich glaube, hier wurde eine historische Chance bislang nicht genügend wahrgenommen, Wien als bevorzugten Ansprechpartner zu positionieren und zu profilieren. Kulturell gesehen sind uns heute noch London, New York und Paris näher als Budapest, Prag, Warschau und Moskau. Das mag mit einer Westfixierung von Medien und Öffentlichkeit zu tun haben, kann aber kein Grund für die Kulturpolitik sein, diesen Zustand einfach fortzuschreiben.

 

Im Gegenteil, ich glaube, wir sind gefordert, einen multilateralen Gedankenaustausch in Gang zu bringen, der nicht den Muff der amtlichen Kulturbegegnungsinitiativen verbreiten soll.

 

Ein Polenschwerpunkt bei der Frankfurter Buchmesse lenkt das allgemeine Interesse für die berühmten Warhol'schen 15 Minuten auf eine mehr oder minder fremde Literaturszene, die dann umso gründlicher wieder vergessen wird. Nein, hier müssen wir kreativer denken. Sei es, dass die junge Wiener Elektronikszene zu einem Internet-Konzert mit Kollegen aus Tschechien, Polen, Ungarn zusammengeschlossen wird, sei es, dass junge Fotografen, Designer, Musiker, Autoren - quasi nach dem Vorbild der Stadtschreiber - als Wiener Stadtkünstler verpflichtet werden, um hier über einen längeren Zeitraum multimediale Projekte zu entwickeln. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

 

Zum Schluss, meine Damen und Herren, noch ein letzter Ansatz. Wien zehrt, vor allem touristisch, sehr stark noch von seinen großen Kulturtraditionen, von Mozart und dem Drei-Mäderl-Haus, seit einiger Zeit auch von der wohlschmeckenden Dekadenz des Fine de Siècle, von Freud, Schiele, Klimt, Kokoschka, den Wiener Werkstätten. Das ist auch gut so und wir sind stolz darauf, dass uns dieser kulturelle Reichtum zu einer der Welthauptstädte der Kultur gemacht hat, obwohl wir nur etwa über ein Zehntel der Einwohner New Yorks verfügen.

 

Aber ich glaube, es ist hoch an der Zeit, neue Traditionen zu bilden, Wien für die Zukunftskompetenzen eines zusammenwachsenden Europas fit zu machen, das vielleicht mehr auf junge dynamische Kräfte setzt, als auf das Weinlaub der Vergangenheit.

 

Wir haben die kreativen Impulse hier in unserer Stadt. Wir haben vorhin schon von der Elektronikszene gesprochen, die mittlerweile zum weltweiten Kanon der Popavantgarde zählt. Ich möchte auch auf unsere jungen und reiferen Filmemacher, Filmemacherinnen wie Barbara Albert, Michael Haneke hinweisen, auf Künstler wie Peter Kogler und Architekten wie Aichinger oder Knechtl, um nur einige zu nennen, um zu dokumentieren, die künstlerische Energie ist da.

 

Was noch fehlt, ist der optimale Transfer, der Impact, der diese Kunst auf eine Höhe heben kann, wo

 

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