Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
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Andenken, zu seinen
Ehren eine sehr inhaltsvolle Debatte darüber machen. Dass wir dann überhaupt
noch darüber reden müssen, ob es sinnvoll ist, einem solchen Symposium einen
Zuschuss zukommen zu lassen, der vom Bund gestrichen wird, dass wir im Kulturausschuss
darüber debattieren müssen, das ist für mich - Sie entschuldigen - wirklich
nicht nachvollziehbar. Das müssen Sie auch erst einmal in der Öffentlichkeit
argumentieren, warum bei so einer Veranstaltung - im Übrigen der Bund allen
voran - gesagt wird, das ist politisch, das kann man nicht vertreten, weil der
Erich Fried vielleicht ein Linker war.
Da sind wir
genau bei dem Punkt, wo ich meine, dass wir eigentlich gemeinsam darüber stehen
sollten, dass wir schlussendlich nach politischen Kriterien die Subventionen
zusagen. Ich weiß, dass das im Bund so geschieht. Es ist ganz offensichtlich
so. Das war eigentlich auch der Debattenbeitrag, über den ich - das muss ich
sagen - persönlich sehr enttäuscht war. Ich weiß, persönliche Befindlichkeiten
haben hier keine Dimension, aber es geht darum, was da zu Public Netbase von
Mag Ebinger gesagt wurde, den ich bisher auf Grund seiner Äußerungen im
Kulturausschuss durchaus schätzen gelernt habe.
Vielleicht
könnte man auch einmal ein Wort darüber verlieren, was Public Netbase tatsächlich
ist, was Public Netbase tatsächlich getan hat, welchen Stellenwert Public
Netbase in der nationalen und internationalen Kunstdiskussion hat.
Vielleicht
könnte man auch einmal ein Wort über all die Künstlerinnen und Künstler
verlieren, die Sie erwähnt haben. Ich weiß gar nicht, ob Sie wissen, wer die
alle sind. Wenn Sie beispielsweise vom elektronischen Frühstück und von einer
Künstlerin namens Buddy Mink sprechen, so ist das eine international höchst anerkannte,
mit Preisen überhäufte Künstlerin, wo Sie - ich weiß nicht, Sie müssen wahrscheinlich
viel Zeit haben, ich gratuliere Ihnen dazu - sozusagen ellenlange Seiten
durchgehen und so weit schauen, dass irgendwo, irgendwann einmal etwas Kritisches
auf einer Homepage erscheint. Das kann es wohl nicht sein. Auf diese Debatte
möchte ich mich auch in aller Zukunft nicht einlassen müssen.
Vielleicht
könnten wir tatsächlich dann auch über inhaltliche und über die künstlerisch
relevanten Themen sprechen, weil sonst sind wir wirklich dort, dass es darum
geht, Subventionen bekommt derjenige, der politisch beliebt ist, und wenn wo
eine kritische Meinung geäußert wird, dann gibt es halt keine Subvention, dann
stimmen wir dagegen, aber über die künstlerische Auseinandersetzung trauen wir
uns nicht, das ist auch nicht das Wesentliche.
Ich würde Sie
gerne dazu einladen, dass wir diese Debatte über künstlerische Felder und über
künstlerische Inhalte führen. Ich glaube, da kommen wir wahrscheinlich
wesentlich weiter und würden das auch wesentlich schneller machen. Eines wird
jedenfalls nicht stattfinden, solange ich Kulturstadtrat bin, nämlich dass
Subventionen nach politischer Beliebigkeit oder nach politischer Zustimmung
vergeben werden, weil das sind Rückfälle in die ältesten Zeiten! (Beifall bei der SPÖ.)
Meine Damen
und Herren! Lassen Sie mich ein bisschen etwas zu den in aller Kürze hier
geäußerten Beiträgen sagen. Es wird sicher nicht der Fall sein, Frau GR
Ringler, dass es mir darum geht, einfach das weiterzuschreiben, was bisher
geschehen ist. Das wäre natürlich eine schlechte Politik. Ich glaube, Sie
können in all dem, wo ich auch ein bisschen programmatisch beigetragen habe -
das war einiges und manches davon wurde heute schon erwähnt, auch das Weißbuch,
aber auch verschiedene programmatische Kulturprogramme und anderes mehr -,
nachlesen, dass das mit Sicherheit nicht der Fall ist. Aber ich freue mich auch
da über eine inhaltliche Debatte.
Die
strategische Frage, die die Kulturpolitik angeblich nicht beantwortet habe, was
mit dem Museumsquartier ist und was das Publikum ist, das dort hineinkommen
soll, ist, glaube ich, im Grunde genommen beantwortet und auch relativ leicht
zu beantworten. Dabei geht es um ein sehr differenziertes Publikum. Dabei geht
es um ein Publikum, das in das Museumsquartier kommen soll, um sich sozusagen
mit diesen sehr unterschiedlichen Kunstformen, die dort präsentiert werden,
auseinander zu setzen. Das geschieht ohnedies und das ist auch über die Jahre
hinweg immer geschehen. Das ist auch das Spannende an diesem Museumsquartier.
Darum liegt mir - wie ich weiß, auch dir und vielen anderen - sehr daran, dass
gerade diese Kleinnutzer, die im Grunde genommen das Leben des Museumsquartiers
ermöglicht haben, weiter bestehen und auch rechtlich abgesichert bestehen.
Insofern muss man sich gar nicht allzu sehr Gedanken darüber machen, was mit
dem Museumsquartier passiert. Das Museumsquartier gibt es seit gut
15 Jahren in den unterschiedlichsten Formen, aber das brauche ich nicht
weiter auszuführen. Ich denke mir, dass natürlich von Wien und von der
Kulturpolitik aus dieser Weg fortgesetzt werden muss.
Bezüglich
Ausgliederung stimmt es, wir haben ein sehr ambitioniertes Vorhaben der
Ausgliederung vor - auch das übernehme ich, stehe aber vollinhaltlich dazu -,
nämlich des Historischen Museums. Ich stehe auch deshalb dazu, weil ich nicht unmaßgeblich
beteiligt war, als die Bundestheater im Bund ausgegliedert wurden, ebenso bei
der Debatte über die Ausgliederung der Bundesmuseen. Über große Teile, glaube
ich, kann man heute bereits eine erfolgreiche Bilanz ziehen.
Ich danke all
denjenigen - insbesondere dem Direktor des Historischen Museums -, die bis
jetzt den Mut gehabt und sich der Anstrengung unterzogen haben, sich dieser
Aufgabe zu stellen. Das ist keineswegs selbstverständlich. Ich denke mir, dass
es nun darum geht, diesen Übergang möglichst gut zu gestalten. Die
Ausgliederung ist keine Frage der Privatisierung oder der Weglegung von
Verantwortung oder des sich Zurückziehens von der Politik. Die Ausgliederung
ist
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