Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
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jemand anderem
wegnehmen. Er hat daher gesagt: Okay, versuchen wir, damit das Theater nicht
zugesperrt werden muss, es als Kulturstätte zu erhalten, für eine Übergangszeit
von zwei Jahren, aber nicht als ein Sprechtheater, um nicht Leute
hineinzuhetzen in eine Situation, die finanziell nicht machbar ist. (Amtsf StR Mag Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Wie soll man das finanzieren?)
Aber jetzt
komme ich ohnehin auf den Rabenhof zu sprechen. Um nicht missverstanden zu
werden: Wir wollen selbstverständlich, dass der Rabenhof als wertvolles Theater
in dieser Stadt erhalten bleibt, das steht völlig außer Zweifel. Ich sage
gleich dazu: Im Gegenteil, der Rabenhof war, wie er bei der Josefstadt war, mit
Sicherheit eines der besten Theater dieser Stadt, weil er es verstanden hat,
ein qualitatives Programm mit einem sehr hohen Publikumszuspruch zu
vereinbaren, und das noch dazu ein bisschen weg von dem Kulturzentrum
1. Bezirk. Ich habe als einer, der auch politisch für einen Randbezirk
Verantwortung hat, gesagt: Das halte ich durchaus für eine gute Idee und der
Rabenhof ist eine spannende Location, um das dort zu machen.
Wir haben auch
nichts gegen den Herrn Welunschek, dass er dieses Theater führt. Der macht das mit
den Möglichkeiten, die er jetzt hat, künstlerisch sicher nicht schlecht.
Wogegen wir etwas haben, ist, dass man nicht erst die Finanzierung
sichergestellt hat, nämlich die notwendige von 8 Millionen S. (Amtsf StR Mag Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Schauen Sie sich das an und dann reden Sie! Erst schauen und dann reden!) Na
entschuldigen Sie. Der Peter Marboe hat diese Situation der Josefstadt
übernommen, dafür konnte er ja nichts. Das ist ja eine Situation, die in der
Josefstadt passiert ist. Für die übrigens die Politik nichts kann, weder die
rote Politik noch die schwarze Politik.
Faktum ist,
dass es notwendig wäre, für den Rabenhof zuerst eine ausreichende Finanzierung
zur Verfügung zu stellen, im Ausmaß von 8 bis 10 Millionen S, dann das
Projekt öffentlich auszuschreiben, wo sich alle darum bewerben. Das schaue ich
mir an, dass Sie das jetzt machen. Na, ich bin gespannt. Wenn Sie mir sagen, so
werden Sie das machen, bin ich einverstanden. Dann wundere ich mich allerdings,
warum am Mittwoch auf der Tagesordnung eine weitere Überbrückungshilfe von
2 Millionen S steht und warum dann dort nicht ein Betrag von 6 bis
8 Millionen S steht. Also ich bin neugierig und wie Sie richtig
sagen, wir werden es an den Taten sehen.
Wenn wir aber
schon beim Thema der Besetzungspraxis sind, dann würde ich Sie auch bitten,
nachher dazu Stellung zu nehmen, ob Sie bei der Vergabepraxis Ihres Vorgängers
bleiben werden, wie wir das beim Film Fonds, beim Tanzhaus, beim Schauspielhaus
gemacht haben, nämlich die Positionen öffentlich auszuschreiben, erst
auszuschreiben, und dann liegt es an Ihnen, das selbst zu entscheiden, eine
Jury einzusetzen, wie auch immer. Aber es muss die Möglichkeit geben, dass
jeder Interessierte sich daran beteiligt.
Und ich würde
auch gerne wissen, ob Sie zur Sanierungsvereinbarung, die im Fall der
Josefstadt zwischen Bund, der Stadt und der Geschäftsführung beschlossen wurde,
auch weiterhin stehen und wie Sie in der Besetzungsfrage der Josefstadt
vorgehen. Ich erwarte jetzt nicht von Ihnen, dass Sie hier den neuen Direktor
verkünden, aber ich würde gerne wissen, wie die Vorgangsweise ist, und ich
glaube, das ist auch etwas, was die Öffentlichkeit interessieren könnte.
Und ich würde
Sie auch bitten zu sagen, was Sie in der Frage vorhaben, die für die
Theaterschaffenden dieser Stadt die wichtigste ist, nämlich in der Frage der
Dreijahresverträge weiterzumachen. (Amtsf
StR Mag Dr Andreas Mailath-Pokorny: Das habe ich Ihnen ohnehin schon gesagt!)
Ich möchte
auch in kurzen Worten einige Schwerpunkte sagen, die uns als ÖVP in Zukunft
wichtig sein werden.
Kunst im
öffentlichen Raum. Wien ist das einzige Bundesland, das noch keine gesetzliche
Grundlage für diesen Bereich hat. Man könnte sich etwa das
niederösterreichische Modell als Vorbild nehmen.
Uns
interessiert sehr wohl weiter die Neupositionierung des Theaters an der Wien
als Musiktheater. Sie haben schon gesagt, der Tausch mit der Volksoper ist für
Sie obsolet. Dann würde uns interessieren, wie Ihre Konzeption dazu ausschaut.
Wir wünschen
uns weiter eine transparente Besetzungspolitik, das heißt, dass alle Positionen
ausgeschrieben werden.
Uns ist auch
das Thema Musikschulen wichtig. Mein Kollege Strobl wird das in der Debatte
morgen einbringen. Ich sage gleich dazu: Da gibt es viel Verbesserungs- und
viel Handlungsbedarf. Das ist auch ein Thema, das die Menschen, vor allem die
Eltern, in dieser Stadt sehr interessiert. Wir haben in der letzten Periode
hier Anträge gestellt. Da ist leider im Ressort der Frau VBgm Laska wenig passiert.
Wir werden daher morgen einen Antrag einbringen, dass diese Musikschulen, die
meiner Meinung nach sinngemäß in den Kulturbereich gehören, im Sinne einer
Geschäftsverteilungsänderung in das Kulturressort hinübergehen. Es gibt jetzt
auch parteipolitisch keinen Grund, das nicht zu tun, denn die politische
Verantwortung bliebe ja ohnehin im selben Bereich.
Ich möchte jetzt noch
ein zweites großes Thema ansprechen, weil es heute in der
Rechnungsabschlussdebatte von einigen angesprochen wurde. Also, ich habe
zeitweise wirklich das Gefühl gehabt, ich befinde mich hier im Nationalrat. Die
Sehnsucht einiger oder sehr vieler Gemeinderäte, hier Bundesthemen zu
diskutieren, ist ja eine ungeheure. Selbst der Finanzstadtrat dieser Stadt hat
den Großteil seiner Rede dazu verwendet, über bundespolitische Fragen zu
diskutieren. (GR Dr Kurt Stürzenbecher:
Der Kollege
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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