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Gemeinderat, 3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 68 von 127

 

so ein bisschen die fröhliche Renaissance der Theaterpolitik aus dem Handtaschl ist. So, ich gebe dir jetzt den Rabenhof. Jeder in dieser Stadt, der sich mit Kulturpolitik auseinander setzt, weiß, dass man eine Mittelbühne - und eine solche ist der Rabenhof - als Sprechtheater nicht mit 2 oder 3 Millionen S führen kann. Das kostet im besten Fall 8 Millionen S, vielleicht sogar 10 Millionen S. Aber was hat man getan? - Na, vor der Wahl hat man aus dem Bezirksbudget einmal 2 Millionen S gegeben, was in Wirklichkeit eine Lizenz zur fahrlässigen Krida ist. Und jetzt, im letzten Kulturausschuss, hat man mit einer Zweidrittelmehrheit weitere 2 Millionen S durchgepeitscht. Aus dem Handtaschl, das man irgendwo hergenommen hat.

 

Wer wird Intendant dieses neuen Theaters? Hat es eine Ausschreibung gegeben, wo man mit den Bewerbern rechtzeitig gesprochen hat, mit Hirzenberger, Vitasek und vielen anderen? - Nein! Die Politik hat das entschieden und zieht den Herrn Welunschek aus dem Handtaschl.

 

Zuvor hat man übrigens den einzigen ernsthaften Bewerber, der sich an die von Peter Marboe gehaltenen Bedingungen, nämlich es ohne Geld zwei Jahre zu betreiben, den Gerhard Bronner, durch persönliche Beleidigungen abgeschreckt, das zu tun.

 

Jetzt wissen Sie natürlich, Herr Kollege Mailath-Pokorny oder Kollege Woller, dass ein Notgroschen nicht ausreicht, um ein Theater ordentlich zu führen, aber dem Herrn Welunschek sagt man, jetzt haben wir dir ein bisschen was aus dem Bezirksbudget gegeben, jetzt geben wir 2 Millionen S - auch so genannt - Überbrückungskredit, und wenn es dir dann wieder schlecht geht und wenn du endgültig schwer verschuldet bist, na, dann werden wir dich schon irgendwie entschulden aus dem Handtaschl, irgendein Geld finden wir schon und wir werden das schon für dich machen. (Amtsf StR Mag Dr Andreas Mailath-Pokorny schüttelt verneinend den Kopf.) Na, wenn Sie dem 2 Millionen S geben für ein Theater, das 8 Millionen S braucht, dann kann ich Ihnen nur sagen: Diese Politik ist bekannt. Wir kennen sie aus der Ära Pasterk. Und wir kennen auch die Folgen. Wie wir die Theaterlandschaft in Wien verantwortlich übernommen haben, waren viele Wiener Theaterschaffende - und das können Sie nicht abstreiten - persönlich schwer verschuldet. Und das Erste, was wir tun mussten, war eine Entschuldung dieser Theaterschaffenden.

 

Und es hat auch keine Durchlässigkeit in der Theaterszene gegeben, sondern es war so ein bisschen ordentliche Subvention und eine Mischung aus der Nähe zum jeweils politischen Verantwortlichen, zu einem Koeffizienten. Man hat das dann nobel Entschuldung genannt. Das heißt, es gab eine ordentliche Subvention, die aber nicht ordentlich genug war, um auskommen, und dann eine jeweils zu verhandelnde persönliche Entschuldung.

 

Erstens einmal halte ich diese Abhängigkeit der Künstler, die ständig wie ein Damoklesschwert über ihnen hängt - sie sind ja persönlich verschuldet, nicht ihre Theater, denn die gehören ihnen in den meisten Fällen -, einfach für falsch. Ich halte es für intransparent und ich halte es für ungerecht, denn die Budgetehrlichen, die, die Budgets einhalten, sind die Dummen in diesem System. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Und mich würde zum Beispiel interessieren - Sie können ja dann Stellung nehmen -, woher diese 2 Millionen S Überbrückungsgeld jetzt tatsächlich kommen, denn aus dem Theaterbudget können sie nicht kommen, das ist vergeben. Es muss aus einem anderen Bereich - was weiß ich, vom Tanzquartier oder von wo auch immer - herkommen. Es ist auch alles mit Ihrer persönlichen Stadtratsweisung passiert und damit ist auch klar, wo die politische Verantwortung ist.

 

Das heißt: Wir haben eine Situation übernommen, wo wir entschulden mussten. Der Peter Marboe hat es geschafft, dass in seiner Periode in vier Jahren kein einziger zusätzlicher Verschuldensfall im Theaterbereich aufgetreten ist. Sie haben das keine drei Monate durchgehalten (Amtsf StR Mag Dr Andreas Mailath-Pokorny: Theater in der Josefstadt!), denn es ist jetzt schon absehbar, dass die Situation im Rabenhof so nicht weitergehen kann.

 

Und der Kollege Woller hat, ein halbes Jahr, nachdem es einen ÖVP-Stadtrat gegeben hat, der diese Theaterlandschaft übernommen hat, mehrmals den Antrag gestellt, einen Theaterstrukturplan für Wien zu machen, was ich ja an und für sich für eine gescheite Idee halte, mit Konzeption, Anforderungsprofil und so weiter. Da muss ich schon sagen: Wenn ich seit 1945 als Partei die Macht habe, die Theaterstruktur dieser Stadt massiv zu beeinflussen, und ein halbes Jahr, nachdem es eine andere Partei übernommen hat, stelle ich einen derartigen Antrag, ist das etwas verwunderlich.

 

Ich glaube immer: Wenn Sie diese Politik, die Sie beim Rabenhof betreiben - und das ist ein klarer Bruch mit dem, was vier Jahre lang vorher passiert ist -, fortsetzen, dann werden wir keinen Theaterstrukturplan brauchen, sondern dann werden wir wieder einen Sanierungsplan und einen Entschuldungsplan brauchen. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Und es gibt keinen Grund, warum man beim Rabenhof nicht so vorgegangen ist, wie wir das zum Beispiel beim Schauspielhaus vorexerziert haben: eine Ausschreibung und eine Besetzung durch eine unabhängige Jury. Jeder konnte sich bewerben. Eine unabhängige Jury hat ein Ergebnis gebracht, das übrigens, glaube ich, quer durch alle politischen Parteien und auch in der Öffentlichkeit anerkannt wurde. Es gibt eine Budgetsicherheit durch den Dreijahresvertrag und eben die Konsequenz, dass wir es mit der Politik geschafft haben, dass es viereinhalb Jahre lang unter Marboe keine weitere Verschuldung gegeben hat. StR Marboe hat nämlich gewusst, dass eine Mittelbühne 8 bis 10 Millionen S kostet. Wenn man das Theaterbudget der Stadt Wien kannte, konnte man es nicht

 

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