Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
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nicht dort, wo wir
heute sind, nämlich dass die Bank Austria Teil einer normalen Geschäftsbank und
nicht eine politische Angelegenheit ist. (Beifall
bei der ÖVP. - GR Harry Kopietz: Herr Kollege, Sie haben noch drei Minuten
Zeit!)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Zur Geschäftsgruppe
Finanzen, Wiener Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke liegt keine
Wortmeldung mehr vor.
Wir kommen nun
zur Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft.
Als erste
Rednerin ist Frau GR Ringler zum Wort gemeldet. Wo ist sie? - Da ist sie. Ich
habe Sie links gesucht und habe nicht angenommen, dass Sie so ganz rechts
hinten sitzen. (Heiterkeit.) - Bitte.
GR Marie Ringler (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich bin froh,
dass wir alle unseren Humor noch nicht verloren haben und würde gern ein paar
Worte zu diesem Rechnungsabschluss 2000, zum Bereich der Kultur verlieren.
Alles in allem
wollen wir uns eigentlich in dieser Debatte zur Kultur nicht sosehr der
Vergangenheitsbewältigung anschließen, sondern eher auch in die Zukunft
schauen. Natürlich hat es auch im Jahr 2000 einige anzuerkennende Maßnahmen
gegeben, wie zum Beispiel die Eröffnung des Denkmals am Judenplatz, was sicherlich
ein wichtiger Schritt in Wien war, oder die Reform und erste budgetäre Aufstockung
des Wiener Film Fonds, die hoffentlich noch nicht abgeschlossen ist.
Leider müssen
wir feststellen, dass vom Jahr 2000 auf das Jahr 2001 doch einige, wenn auch
kleine, so doch Kürzungen im Kulturbudget festzustellen sind, und da muss man
sich dann doch fragen, ob die Kultur in diesem Voranschlag, der ja noch von
einer rot-schwarzen Regierung beschlossen wurde, vielleicht dieser Koalition
doch nicht so viel wert war, wie sie oft sagt.
Noch immer
wird hier in dieser Stadt sehr viel Geld für Museen, für Archive, für die so
genannten reproduktiven Künste, für das Theater et cetera ausgegeben, und das
ist auch gut so, denn schließlich sind diese Institutionen auch die Basis
unseres internationalen Rufs als Kulturstadt. Die Frage ist: Kann das so
bleiben? Kann es sich der neue Herr Kulturstadtrat leisten, die nächsten fünf
Jahre weiter fortzuschreiben? - Und hier glauben wir, dass wir mit einem klaren
Nein auf diese Frage antworten müssen.
Wir glauben
auch, dass die Zukunftsunfähigkeit der ÖVP, wie sie sie gerade im Bund an den
Tag legt, kein Maßstab sein darf. Ich erinnere Sie nur an eine doch
einigermaßen visions- und konzeptlose Sparpolitik, die wie ein Rasenmäher über
vieles drüberfährt und dann doch oft, gerade bei den kritischen Institutionen,
besonders deutlich spart.
Was sind also
unserer Meinung nach die anstehenden Probleme für die nächsten Jahre? -
Natürlich die Frage der Budgets. Einige Kollegen haben es heute schon
angesprochen: Die Inflation ist gestiegen, Stabilitätspakt,
Maastricht-Kriterien machen es auch für die Kultur nicht leichter und oft - so
hat man den Eindruck - ist die Kultur einer der ersten Ansatzpunkte, wenn es
darum geht, bei den Ausgaben zu sparen.
Wir glauben,
dass das ein großer Fehler wäre für Wien, ein großer Verlust wäre. In diesem
Sinne richten wir auch einen Appell an den Herrn Finanzstadtrat, hier keine
Kürzungen der Kulturbudgets zuzulassen, sondern im Gegenteil diese
inflationsbereinigt fortzuschreiben und auch weiter zu erhöhen.
Aber natürlich
ist das nicht ausreichend. Man wird sich durchaus den Kopf zerbrechen müssen,
wie diese Budgets etwa umgeschichtet werden können und wie hier auch neue
Prioritätensetzungen vorgenommen werden können.
Lassen Sie
mich vielleicht einen kleinen Vergleich anstellen. Sie kennen alle, Sie sind
alle schon einmal geflogen, diese safety on board-Karte, viele Bilder, nicht
viel Text, immer gut zu lesen. Wenn man also davon ausgeht, dass der
Kulturstadtrat der Pilot in einem Flugzeug ist, in einem Luftraum, in dem viel
los ist, dann glauben wir, dass es durchaus Sinn macht, hier auf Bordcomputer
und Kompass zurückzugreifen. In diesem Sinne begrüßen wir sehr die kulturpolitischen
Leitlinien, die angekündigt wurden, und hoffen, dass diese einiges Mehr an
Nachvollziehbarkeit in der Kulturpolitik ermöglichen werden.
Wenn es
Schwierigkeiten gibt, gibt es aber in einem Flugzeug auch immer ein paar
Gegenstände, die jeder Pilot mitführen muss. Dazu gehören vier, die mit roten
Symbolen gekennzeichnet sind, so ganz in der Tradition Otto Neurath, und eines,
das grün ist.
Eines der
roten ist das Megafon. Sie kennen alle das Megafon. Wir glauben, dass das Megafon
ein sehr gutes Hilfsmittel sein kann, wenn es darum geht, unsere Forderung nach
einer erhöhten Transparenz bei Budgetvergaben und Personalentscheidungen zu verwenden,
das heißt, klar und deutlich zu sagen: Warum bekommt wer wann und von wem Geld?
Genauso bei
den Personalentscheidungen. Es stehen ja einige Besetzungen gerade im
Theaterbereich an, beim Theater der Jugend, in der Josefstadt, im Volkstheater
oder auch im sicher noch zu diskutierenden Bereich Rabenhof. Hier fordern wir
ganz klar eindeutige Richtlinien, nachvollziehbare Findungskommissionen oder
auch Ausschreibungen.
Dann gibt es
den Feuerlöscher. Den Feuerlöscher braucht man dort, wo es schon brennt. Und es
gibt einen Bereich, wo es schon ziemlich brennt in Wien, und das ist der
Bereich der freien Theaterszene und der unabhängigen Kulturinitiativen. Die
werden gerade in den letzten eineinhalb Jahren besonders vom Bund ausgetrocknet.
Hier greift das Rasenmähersparen mit großem Effekt. Denn wenig Geld, das noch
weniger Geld wird, macht das Leben noch schwieriger.
Beim Theater steht
außerdem, so glauben wir, ein Generationswechsel an. Wir haben das auch schon
einige Male im Kulturausschuss diskutiert. Hier wäre etwa zu evaluieren, wer
zum Beispiel auch in Zukunft
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