Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
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Dieser neue
Technologiepark soll am jetzigen ÖBB-Areal, beim geplanten neuen Hauptbahnhof
entstehen, also im Gebiet zwischen Sonnwendgasse und Gudrunstraße im
10. Bezirk und Arsenalstraße im 3. Bezirk. Wir wollen da auf einem
Areal von 60 Hektar vor allem der Informationstechnologie neue
Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Wir folgen damit internationalen Beispielen,
etwa dem Technologiepark im Berliner Stadtteil Adlershof oder auch dem Wissenschafts-
und Technologiepark in Paris, weil auch in diesen anderen europäischen
Metropolen solche Technologieparks zu einem Motor der Stadtentwicklung geworden
sind. Wir wollen in einem Gründerzentrum in diesem Favoritner Areal jungen
Unternehmen günstige Betriebsobjekte zur Verfügung stellen. Wir wollen, dass
dieses Gründerzentrum aber zugleich für diese Jungunternehmen eine
Inkubatorfunktion erfüllt, eine Inkubatorfunktion, welche das neue Unternehmen
durch seine gesamte Wachstumsphase begleiten soll und wodurch sich das junge
Unternehmen voll auf seine Kernkompetenz, auf seine Erfindung etwa, auf seinen
eigentlichen Geschäftsgegenstand konzentrieren kann, weil ihm eben das
Gründerzentrum alle Nebenfunktionen abnimmt, von der Haustechnik über die
Büroinfrastruktur bis hin zur juristischen Beratung, aber auch zur steuerlichen
und zur Finanzierungsberatung. Wir wollen damit vor allem der
Informationstechnologie wieder neue Chancen in der Stadt auch flächenmäßig
erschließen. Wir wollen damit 5 000 neue und zukunftsorientierte
Arbeitsplätze im Zentrum der Stadt schaffen und wir wollen in unmittelbarer
Nachbarschaft, gleich daneben, auch 2 000 Studienplätze für
IT-Spezialisten schaffen.
Das neue
Fachhochschulzentrum, das wir dort planen wollen, soll also von Beginn an in
direktem Kontakt mit der Industrie stehen, und wir wollen daher damit auch eine
Ausbildungsoffensive im IT-Bereich starten, eine Wiener Ausbildungsoffensive,
durch die wir eben unsere Wiener Wirtschaft dann auch mit eigenen
EDV-Spezialisten versorgen können.
Herr
Finanzstadtrat! Wir sollten daher am Schluss dieser Debatte keine politische
Märchenstunde veranstalten, keine Märchenstunde von der Personaleinsparung,
wenn es tatsächlich um 50 Beamte mehr gegeben hat. Wir sollten auch keine
Märchenstunde von der höchsten Investitionsquote, Herr Kollege Driemer,
veranstalten, wenn die baulichen Investitionen der Stadt, die ja für den
Beschäftigungseffekt entscheidend sind, tatsächlich auf einen historischen
Tiefstand gesunken sind, und wir sollten vor allem auch keine Märchenstunde vom
Wiener Budget als Konjunkturmotor veranstalten, wenn das Wifo gerade jetzt in
seiner aktuellsten Studie unsere langjährige Kritik bestätigt hat, dass Wien
immer mehr zum wirtschaftlichen Schlusslicht wird.
Herr Stadtrat!
Wir sollten dieser Realität vielmehr ins Auge sehen - und Sie selbst haben ja
sogar einmal sehr selbstkritisch aus dieser Wifo-Studie in der Öffentlichkeit
zitiert. Wir sollten gemeinsam, rasch und energisch Impulse für die
wirtschaftliche, vor allem technologische Entwicklung in dieser Stadt schaffen,
denn eine politische Märchenstunde passt vielleicht in sozialistische
Sektionslokale, aber sicher nicht in dieses Hohe Haus. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Zum Wort
gemeldet ist Herr GR Dkfm Dr Aichinger. Ich erteile es ihm.
GR Dkfm Dr
Fritz Aichinger (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatter! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Der
Rechnungsabschluss 2000 ist für mich Realität und damit natürlich gleich auch
wieder Vergangenheit. Als Unternehmer kann man nur erfolgreich sein, wenn man
den Blick in die Zukunft richtet und das möchte ich heute hier unbedingt tun.
Die Wiener
Wirtschaftstreibenden werden daher ganz genau beobachten, wie sich die
Rahmenbedingungen in dieser Stadt entwickeln, ob der Bürokratieabbau
fortgesetzt wird, ob es zu finanziellen Belastungen kommen wird oder, wie wir
natürlich hoffen, zu Verringerungen. Der Herr Vizebürgermeister hat in seiner
Rede erwähnt, dass kein Anlass zur Dramatik besteht, aber dass wir diese
Situation sehr, sehr genau beobachten müssen. Ich möchte daher auf einige
Schwerpunkte eingehen, die für uns in der Zukunft von größter Bedeutung sein
werden.
Die
Wirtschaftspolitik wird nicht mit neuen, aber mit wesentlich geänderten
Herausforderungen konfrontiert werden. Diese können in zwei Schwerpunkten
zusammengefasst werden: Erstens geht es um die Festlegung und die Unterstützung
der städtischen Wachstumspole und zweitens um die Verbesserung der Rahmenbedingungen
für die städtische Wirtschaft.
Meine Damen
und Herren! Die Wachstumspole, nämlich Forschung und Entwicklung, die
Innovation, die Branchen der New Economy, die Unternehmensgründungen, die heute
ebenfalls schon sehr oft angeschnitten wurden, die Neuansiedlungstätigkeit -
auch das ein sehr wesentlicher Punkt - sowie vor allem die verstärkte
Exporttätigkeit der Wiener Wirtschaft werden sehr wichtig sein. Diese
Wachstumspole müssen gezielt gestärkt werden, damit sie sich als
Multiplikatoren auf alle anderen Wirtschaftsbereiche auswirken können. Es ist
daher Flexibilität gefragt und dazu zählt vor allem eine wirtschaftsnahe
Verwaltung, eine Verwaltung, die sich auf das Notwendigste beschränkt und dabei
gleichzeitig innovative Instrumente einsetzt. Hier wurde in der Vergangenheit
und auch unter der Koalitionsregierung bereits einiges geleistet, meine Damen
und Herren, aber das muss eine Fortsetzung finden. Ein vorrangiges Ziel muss es
sein, eben Forschung und Entwicklung mit allen nur möglichen Mitteln zu
fördern.
Die Wirtschaftskammer
hat im vergangenen Jahr eine Innovations- und Technologieagentur vorgeschlagen,
um dort weiterzukommen. Sie soll eben eine Erhöhung der Innovationsrate, eine
Beschleunigung des Innovationsprozesses und vor allem eine Verringerung
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