Gemeinderat,
2. Sitzung vom 23.5.2001, Wörtliches Protokoll
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als Anwältin der
kleinen Nutzer, auch der kleinen Nutzer, und sehen Sie mich und sehen Sie meine
Fraktion als sehr aufmerksame Beobachterin des so genannten Quartier 21. Nochmals
zur Erinnerung: Alles unter einem Umbrella. Ich bin nach wie vor der Meinung:
Wir benötigen das nicht.
Und das erst
kürzlich von Herrn Morak ins Leben gerufene Qu 9 oder Quartier 9,
das, wie man verschiedenen Medien in den letzten Tagen entnehmen konnte, eine
Plattform für Kunstschaffende aus den Bundesländern sein soll, wird ebenso sehr
aufmerksam von uns zu beobachten sein.
Wir stimmen
also dem Antrag der GRÜNEN heute zu. Wir haben unsere Meinung im Vergleich zum
vergangenen Jahr überhaupt nicht geändert, und es wird auch weiterhin Teil
unserer politischen Debatte, Teil unserer politischen Wachsamkeit sein, die
Autonomie der einzelnen Einrichtungen im Museumsquartier zu erreichen, vor
allem der kleinen Kunst- und Kultureinrichtungen, und die Wachsamkeit wird
gegeben sein, bis sie hoffentlich erreicht ist.
Wir haben bei
all dem, liebe Marie Ringler, nur ein Problem gemeinsam zu bewältigen: Diese
Thematik der Kleinnutzer und die Finanzierung ist Teil des Bundes, und wir
müssen gemeinsam sehr stark sein und sehr gut zusammenwirken, dass wir es gemeinsam
erreichen können. Denn wir wollen wahrscheinlich gemeinsam nicht, dass dieser
Umbrella das Muster blau-schwarz haben wird.
Zum Abschluss
noch: Es gibt Tendenzen, dieses wunderbare Museumsquartier, diese Vielzahl der
Einrichtungen, gemeinsam mit dem so genannten Quartier 21, unter diesen
Umbrella zu nehmen. Ich sage zum Schluss: Wir brauchen keinen zentralistisch geführten
Kulturtanker. Und die Sozialdemokratische Fraktion steht nach wie vor und immer
und über all die Jahre hindurch in ihrem grundsätzlichen Verständnis zur
Freiheit der Kunst auf der Seite aller Kunst- und Kulturschaffenden und somit
auch auf der Seite jener, die nach der Definition von Schwarz-Blau politisch -
und so kommt es dann immer wieder durch - entweder brav oder böse sind und
demnach Subventionen erhalten oder eben keine - siehe Public Netbase, dessen
Akt heute noch separat besprochen werden wird.
Wir
Sozialdemokraten bekennen uns immer zum Dualismus, das heißt für das Museumsquartier
Vielfalt, Autonomie, ein befruchtendes Neben- und Miteinander der verschiedensten
großen, mittleren und kleineren Einrichtungen. Denn im fertigen Museumsquartier
wird für jeden Geschmack, für jede Altersgruppe, für jede Interessenlage etwas
vorhanden sein. Wohlgemerkt: dann, wenn das Museumsquartier wirklich fertig
ist, nämlich nächstes Jahr. Und wir freuen uns schon alle darauf. - Vielen
Dank. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Danke, Frau Gemeinderätin. - Herr GR Mag
Chorherr verzichtet auf seinen Debattenbeitrag.
Zum Wort
gemeldet ist Herr GR Dr Salcher. Ich erteile es ihm.
GR Dr Andreas Salcher (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Das Bauwerk,
das wir hier diskutieren und über dessen Geschichte schon lange gesprochen
wird, hat einen Wert von ungefähr 2,5 Milliarden S. Es hat sich aber
in den letzten Jahren im Gemeinderat hier vor allem fokussiert auf eine
Diskussion von zirka 5 bis 6 Prozent der Nutzung.
Was mir gefallen hat bei der
Rede der Frau Kollegin Ringler bei den Unterschieden, die ich auch habe und
dann darlegen möchte, ist aber, dass sie immerhin immer von einem
Museumsquartier gesprochen hat. Und ich glaube, das ist das Wichtigste, was wir
einmal erkennen, dass es darum geht, dass sich hier nicht nur einzelne
Institutionen gegeneinander profilieren, sondern dass es eine Trademark, eine
Marke nach außen gibt.
Erfolgreiche
Beispiele wie das Lincoln-Center in New York oder das Centre Pompidou haben wir
alle erst anzustreben. Ich wünsche mir auch, dass das Museumsquartier einmal
aus demselben Grund revitalisiert werden muss, wie das beim Centre Pompidou der
Fall war, nämlich weil dort zehnmal mehr Besucher gekommen sind, als
ursprünglich eigentlich kalkuliert wurde. Das würde ich mir für das Museumsquartier
durchaus auch wünschen.
Wenn ich von
einer gemeinsamen Marke spreche, muss ich schon eines sagen: Wenn man mit
ausländischen Journalisten oder Experten oder Kulturpolitikern spricht, die
nach Wien kommen und sich das anschauen, so schlagen sie eigentlich nur die
Hände über dem Kopf zusammen, dass es bei uns eine ernsthafte Debatte darüber
gegeben hat, ob es ein gemeinsames Ticketservice geben kann, ob es eine gemeinsame
Vermarktung geben soll, ob es gemeinsame Bookshops geben soll. Ja, bei uns wird
sogar darüber diskutiert, ob das Museumsquartier gemeinsam eröffnet werden
darf, weil der Leiter der Kunsthalle meint, er muss eine Woche vorher allein
das Museumsquartier oder seine Kunsthalle eröffnen.
Ja, sehr geehrte
Damen und Herren, der Sinn kann doch wirklich nur darin liegen, dass wir dieses
wunderbare, unter schwierigsten Umständen und nach sehr langer Zeit zustande
gekommene, aber doch jetzt wichtigste neue Kulturbauwerk der Republik gemeinsam
vermarkten. Und das sage ich auch in aller Deutlichkeit dazu: Was das
Marketing, den Benutzernutzen betrifft - bitte, an oberster Stelle, habe ich
heute in der Früh gesagt, haben im Schulsystem die Schüler zu stehen -, so hat
natürlich das oberste Interesse bei der Nutzung dem Besucher zu gelten. Für den
Besucher muss es möglichst einfach sein. Natürlich muss es sein, wie im
Lincoln-Center oder im Centre Pompidou, wo ich als Besucher ja zu schätzen
weiß, wann immer ich dort bin, dass ich mir halt Karten für alle Veranstaltungen
kaufen kann. Es kann nicht so sein, dass
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