Gemeinderat,
2. Sitzung vom 23.5.2001, Wörtliches Protokoll
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sich da irgendwelche
kleinen gallischen Dörfer bilden, die am liebsten Stacheldrahtzäune um ihre
Institutionen aufstellen würden. Es geht um ein Museumsquartier der
Stadt Wien und da können wir miteinander darüber diskutieren, wie man das am
besten international und bei den Österreicherinnen und Österreichern vermarktet.
Ein paar Worte zum
Quartier 21 und zu den angesprochenen fünf bis sechs Prozent der Nutzung,
über die wir ja immer wieder diskutieren. Ich weiß nicht, woher die Fakten
kommen. Die Fakten liegen klar am Tisch. Es gibt ein Angebot in einem Brief an
die hier angesprochenen Nutzer und auch an alle anderen Interessenten und es
gibt auch Antwortbriefe von denen. Und es gibt - und da verstehe ich Frau
Kollegin Themel nicht ganz - ein abgesegnetes Konzept der beiden Eigentümer,
nämlich des Bundes und der Stadt Wien, das der Geschäftsführer, der Dr Waldner,
vorgelesen hat. Es ist ja eine Illusion zu glauben, dass der Dr Waldner hier
ohne seine beiden Eigentümer wesentliche Entscheidungen treffen kann. Natürlich
gibt es das, und es gibt halt nur ein Angebot für zwei Jahre, nicht nur für die
hier aufgezählten und im Antrag angeführten Institutionen, sondern für alle. Warum
ist das so? - Weil es ja nicht Sinn sein kann, wenn wir über Zeitgenössisches,
über das Neue, über das Moderne sprechen, dass wir jetzt quasi bereits
Pragmatisierungen bis zum Ende des Museumsquartiers aussprechen. Es muss doch
zumindest 5 bis 6 Prozent der Flächen geben, über die man relativ schnell
und relativ flexibel verfügen kann.
Daher halte
ich das Wort Fixstarter für sehr gut, nur, aus den Fixstartern dürfen keine
Dauerparker werden. Alle, die schon länger in kulturpolitischen Diskussionen in
dieser Stadt integriert sind, wissen, dass es ein natürliches Bestreben gibt -
gegen das habe ich ja gar nichts -: Jede Initiative in dieser Stadt, sei es
eine Sozialinitiative, sei es eine Kulturinitiative, will natürlich, dass sie
möglichst lange und auch möglichst immer fortgeschrieben wird. Aber gerade im
zeitgenössischen Bereich darf es doch bitte nicht herausgehoben für drei oder
vier Organisationen Pragmatisierungen geben, sondern die müssen sagen: Ja, wir
sind gut genug, wir sind bereit für den Wettbewerb, wir sind auch bereit, uns einer
Evaluierung zu stellen, alle zwei Jahre, und wir sind bereit, das Spannende,
das Neue in diese Stadt hineinzulassen.
Denn was ist
die andere Konsequenz? - Angenommen, wir geben denen dort Fünfjahresverträge,
Zehnjahresverträge, Zwanzigjahresverträge, und auf einmal, in zwei, drei Jahren
gibt es tolle neue Initiativen in dieser Stadt, tolle neue Projekte. Die können
nie wieder in dieses Museumsquartier hinein. Ist das die Vision des Zeitgenössischen?
- Das kann ich mir nicht vorstellen. Daher ist es sinnvoll, dass - und ich sage
es noch einmal - beide Eigentümer, der Bund und die Stadt Wien, gesagt haben,
dass wir für einen bestimmten, ganz kleinen Teil der Fläche, nämlich für 5 bis
6 Prozent, für das so genannte Quartier 21, eine offene Bespielung
vorsehen.
Ich verstehe
ehrlich gesagt nicht, warum hier immer wieder eine Debatte über etwas geführt
wird, wo die Fakten völlig klar am Tisch liegen. Hier versucht man halt
irgendwie, einen Widerspruch zwischen zeitgenössischer Kunst und auf der
anderen Seite den etablierten Institutionen herbeizuführen. Das erscheint mir
nicht sinnvoll, weil das Museumsquartier wird natürlich nur spannend werden,
wenn wir der klassischen Moderne, die ohnehin bisher zu schlecht vertreten war
in der Stadt, dem Zeitgenössischen und der Tradition dieser Stadt, die sich ja
auch in Gebäuden, in der Architektur widerspiegelt, wenn wir dem allen gerecht
werden.
Ein paar Worte
zur Kunsthalle vielleicht noch, auch im Zusammenhang mit Public Netbase, weil
es hier, glaube ich, ein bisschen ein Missverständnis hinsichtlich einer großen
Institution wie der Kunsthalle, aber auch von kleineren Institutionen wie
Public Netbase gibt. Ich mache es einmal am Beispiel von Public Netbase
deutlich. Ich habe als einer der ersten den ursprünglichen Gründungsantrag von
Public Netbase gesehen. Da ist es darum gegangen, im Bereich der neuen Medien
international eine Plattform Infrastrukturkünstlern zur Verfügung zu stellen.
Das haben wir unterstützt. Wir haben es sogar so weit unterstützt, dass der Dr
Marboe in seiner Zeit sehr bald eine Dreijahresfinanzierung für eine völlig
neue Initiative gegeben hat. Ich tu mir hier auch leicht. Ich habe Public
Netbase hier gegen Angriffe der Freiheitlichen, die völlig unsachlich waren, im
Gemeinderat vertreten.
Nur, eines
muss ich schon sagen, und der Kollege Strobl wird dann noch genauer darauf
eingehen. Was wir nicht wollten, ist, dass Public Netbase oder auch die
Kunsthalle sich teilweise als Institut zur Bekämpfung der Bundesregierung verstehen.
Dafür gibt es den Republikanischen Club, aber ich kann mir nicht vorstellen,
dass die Kunsthalle und auch Public Netbase mit ihrem Millionenbudget quasi
eine pragmatisierte Institution zur Bekämpfung der Bundesregierung sein können.
Das können sie auch nicht abstreiten. Wenn ich mir zum Beispiel die erste Seite
ihrer Homepage anschaue, da sind drei große Projekte. Das eine heißt government-austria
offers a virtual alternative to Austria's far right government by proposing
models and concepts for a truly democratic information society.
Also, jetzt stelle
ich mir nur die Frage: Also, es positioniert sich Public Netbase offensichtlich
ganz bewusst als Antiregierung und als Antiregierungsinstitution. Das war nicht
der Auftrag, mit dem wir Public Netbase gegründet haben. Ich bin, um nicht
missverstanden zu werden, für eine starke Opposition, auch für eine starke
Opposition hier in Wien und auf Bundesebene gegen die jeweils Regierenden. Aber
das ist Aufgabe der politischen Parteien, und es ist die Möglichkeit jedes
Künstlers, sich gegen jede Regierung zu formulieren. Aber es kann doch nicht so
sein, dass man sich die Macht, die ihnen der Wähler auf Bundesebene nicht
gegeben hat, jetzt aus dem Kulturbudget
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