Gemeinderat,
2. Sitzung vom 23.5.2001, Wörtliches Protokoll
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schwarz-blaue sozusagen mehr oder weniger noch etwas
draufgelegt. Draufgelegt heißt, sie haben zunächst einmal die Schulen, die
LehrerInnen, die Bildung verunglimpft, um dann zu sagen, man muss
1,5 Milliarden S einsparen.
Der zweite Punkt ist, dass dann die hilfreiche
Gewerkschaft eingesprungen ist, und zwar sowohl die SPÖ-Fraktion als auch die
ÖVP-Fraktion, und hat in den Pflichtschulen ein Jahresnormmodell entwickelt,
bei dem der Vorsitzende, Herr Helm, der möglicherweise mit einem netten
Dienstposten in der niederösterreichischen Landesregierung belohnt wird, und
zwar mit dem Landesschulratpräsidenten vielleicht noch, gesagt hat, er bekenne
sich zum Sparziel. 1,5 Milliarden S sollen gespart werden. Und zwar
bei der Bildung, bei den Kindern, bei der Zukunft der Republik. Wunderbar. Wie
reagiert die SPÖ darauf? - Sie will auch 8 Milliarden S mit
einsparen. (GR Mag Sonja Wehsely: Na, bitte!) Der Herr Bürgermeister hat
es unterzeichnet.
So! Wo kommt das Geld jetzt her in Wien? - Erster
Punkt: Natürlich wird auch bei den LehrerInnen und bei den SchülerInnen und bei
den Eltern und in der Schule gespart.
Jetzt wird verhandelt: Zunächst 1 400
LehrerInnen sollen eingespart werden, dann weniger, weniger, weniger,
schlussendlich sind wir bei 380 Dienstposten gelandet.
Wer bekleidet diese Dienstposten? - Das sind keine
Lehrerinnen mit großem I, sondern Lehrerinnen mit kleinem I. Frauen,
die in Wirklichkeit 365-Tage-Verträge bekommen haben wie Tagelöhnerinnen und
jetzt auf der Straße stehen und keine Arbeit in ihrem Bereich mehr finden
können. Und immer die große Frauenförderpartei, die SPÖ. Was fördert sie jetzt?
- Die Arbeitslosigkeit von Lehrerinnen.
Zweiter Punkt: Immer die tollen Interventionen in der
Bildung. SPÖ macht alles für die Leute, es gibt eine ganz große
Unterschriftenaktion des Herrn Bürgermeister und seiner Vizebürgermeisterin,
Sparen bei der Bildung ist dumm, wir müssen alles Mögliche machen.
Was wurde gemacht? - Man hat nicht einmal die Kosten
übernommen für Wien. 200 Millionen S hätte es gekostet. Wie viel
kostet hingegen 1 Kilometer Lobau-Autobahn? - Einige Milliarden! Sie sind
nicht bereit, das zu übernehmen. (GR Johann Driemer: Das ist ein Vergleich!)
Auch für die restlichen zwei Jahre, die diese schwarz-blaue Bundesregierung
vielleicht noch überhat, nicht einmal dafür!
Hätten wir doch die Volksgaragen genommen. Da gibt es
genug, 450 Millionen! (Beifall bei
den GRÜNEN.) Kein Problem. Und wie wird das ausschauen, Ihr Sparangebot? -
Nämlich nicht Ihr Bildungsangebot an die Wienerinnen und Wiener, sondern es
wird heißen: Größere Klassen, schlechtere Integrationsbedingungen, schlechtere
Bedingungen in den Schulen. Wie wollen Sie zum Beispiel, wo es
Montessori-Unterricht gibt, den Leuten erklären, dass sie jetzt die
Klassenschülerzahlen erhöhen? Oder eine Lehrerin einsparen, wie zum Beispiel in
der Kindermanngasse, wo dann der Montessori-Unterricht mit 48 Schülerinnen
von zwei Lehrerinnen durchgeführt werden soll. Da stellen Sie sich hinaus und
sagen: Wir haben 1 Milliarde investiert in die Bildung. Ja, wo denn? - In
diesem Bereich ganz sicher nicht. Es stimmt, die SPÖ hat einiges in Wien
investiert, aber genau in diesem Punkt, wo es um die Qualität der Bildung geht,
weil nämlich die Klassenschülerzahlen nämlich nicht gesenkt werden, wie im
Bildungsvolksbegehren angepeilt, auf 25, sondern erhöht, und zwar um
1 Schülerin oder 1 Schüler oder gar um 2. Dann war es auf einer
Veranstaltung, wo ein ÖVP-Bezirksvorsteher-Stellvertreter sich hinstellt und
sagt: Ich bin in einer Klasse gewesen, wo 45 SchülerInnen gewesen sind und
schauen Sie, was aus mir geworden ist. (Heiterkeit
bei den GRÜNEN.) Stellen Sie sich vor, ein Politiker der ÖVP sagt das im
Wahlkampf. Der Kollege Strobl sagt daraufhin zu mir: Man kann sich seine Leute
nicht aussuchen! Aber genau das ist das, was die Bildungspolitik in Wien
charakterisiert. Einfach ein Armutszeugnis! - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GR Josefa Tomsik: Ich
danke. - Als nächster Redner ist Herr GR Dr Salcher zum Wort gemeldet. Ich
erteile es ihm. (Der Redner sucht sein Manuskript und kommt aus seinem Platz
in der letzten Reihe zum Rednerpult, was einige Zeit dauert. - GR Mag Christoph
Chorherr: Auch 50 Schüler in der Klasse? - Heiterkeit bei den GRÜNEN.)
GR Dr Andreas Salcher (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): "Da es in den letzten
Wochen auf Grund der Sparvorhaben im Bildungsbereich unter vielen Eltern eine
große Beunruhigung gibt, ersuche ich um verlässliche Weitergabe folgender
Information." Da steht dann drinnen, dass es entgegen den drastischen
Auswirkungen des Finanzausgleichs nicht 1 400 Minus-Planstellen gibt,
sondern es nur zu 500 Dienstpostenkürzungen kommen wird. Und dann wörtlich
zitiere ich wieder: "Mit dieser Vorgabe kann zwar im kommenden Schuljahr
keine Angebotserweiterung vorgenommen werden, der Weiterbestand des gut
ausgestatteten Wiener Schulwesens ist aber gewährleistet. Ängste mancher
Eltern, dass es zu einer ersatzlosen Einstellung der Nachmittagsbetreuung, der
Behindertenintegration oder der Maßnahmen zur Ausländerpädagogik kommt, sind
derzeit unbegründet."
Dieser Brief - unterschrieben vom Präsident Scholz - an die
Wiener Direktorinnen und Direktoren war sein politisches Todesurteil, weil es
die Inszenierung der SPÖ in diesem Wahlkampf massiv gestört hat. Und der
Unwille mit dem Präsidenten Scholz war dann bei der SPÖ offensichtlich so groß,
dass Sie sogar in Kauf genommen haben, die Präsentation des neuen
Stadtrat-Teams medial damit zu beschädigen, indem Sie seine Ablöse bekannt
gegeben haben. Eine absolute Mehrheit der SPÖ hat nicht etwa einen Unabhängigen
in die sozialdemokratische Regierung genommen, sondern sie hat den einzigen
unabhängigen Sozial-
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