Gemeinderat,
2. Sitzung vom 23.5.2001, Wörtliches Protokoll
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was alles im Bildungsbereich vorangehen soll und auf der
dritten Seite diese Ankündigungen von Kürzungen.
Zum Zweiten. Die Wiener SPÖ hat im Wahlkampf
versprochen, dass es zu keinen Einsparungen im Bildungsbereich kommen wird. Was
wir gesagt haben, ist, dass wir uns diesen Weg der Bundesregierung nicht
gefallen lassen und mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln darum kämpfen
werden, dass diese Bundesregierung ihren Verpflichtungen im Bildungsbereich
weiterhin nachkommt. Und zwar nicht nur in Werbekampagnen, sondern tatsächlich
auch in realen Zahlen.
Was bedeutet, dass wir in den Verhandlungen
klargestellt haben, dass auf Grund der Gesetze bestimmte Bereiche in Wien
besondere Berücksichtigung zu finden haben. Das sind einerseits die ganztägigen
Schulformen, das sind auf der anderen Seite alle Schulformen, die die
Integration von Kindern mit besonderen Bedürfnissen im körperlichen Bereich zu
berücksichtigen haben und darüber hinaus von Kindern mit besonderen
Bedürfnissen im sprachlichen Bereich. Darüber hinaus gibt es in Wien die besondere
Situation jener Kinder, die sich in Spitälern befinden, und zwar aus dem ganzen
Bundesbereich, und dort unterrichtet werden, und darüber hinaus gibt es die
besondere Situation in Wien, dass wir sehr viele Kinder mit unterschiedlichsten
Religionsgemeinschaften zu unterrichten haben, was auch eine deutliche Zahl von
Lehrerdienstposten erforderlich macht.
Dieser Kampf wurde insofern erfolgreich geführt, als
die Vorlage des vorläufigen Dienstpostenplans und dessen Richtlinien diese
Forderungen Wiens schon berücksichtigt haben, und daher zu Ihrer eigentlichen
Frage kommend, die Gemeinde Wien wird selbstverständlich das tun, was sie immer
schon getan hat, nämlich mit dem hohen Stellenwert der Bildung in Wien, auch in
Zukunft die nötige Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Das heißt, wir haben
derzeit schon mehr als 250 Millionen S investiert, um alle Wiener
Pflichtschulen - im Gegensatz zu den Bundesschulen - im Wiener Bildungsnetz zu
vernetzen. Wir haben die Schulneubauten so errichtet, beziehungsweise beim
Renovieren so unterstützt, dass die Voraussetzungen für einen modernen und
ordnungsgemäßen Unterricht mit allen modernen Unterrichtsformen auch
tatsächlich gewährleistet sind.
Was wir allerdings nicht tun werden, und das bitte
ich Sie zu akzeptieren oder zur Kenntnis zu nehmen, oder zu erleiden, dass ich
es Ihnen so lange wiederhole, wie meine pädagogische Erfahrung mich lehrt es zu
tun, damit der Unterrichtsertrag sichergestellt wird, nämlich jedenfalls keine
Kosten zu übernehmen, die eine andere Gebietskörperschaft zu tragen hat.
Und Lehrerkosten sind Bundeskosten und deshalb hat
der Bund auch aufgefordert zu werden, mit Nachdruck so viele Dienstposten zur
Verfügung zu stellen, dass die Qualität der Bildung in Wien auch für die
Zukunft sichergestellt werden kann.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke. - Die erste Zusatzfrage, Frau GR Jerusalem. - Bitte.
GR Susanne Jerusalem (Grüner Klub im
Rathaus): Ich bin natürlich für alle Belehrungen immer sehr dankbar,
weil da lerne ich unheimlich viel.
Wir konnten in letzter Zeit
in der Zeitung wiederholt lesen, dass es um 380 Dienstposten in Wien
weniger geben wird. Ich habe das als eine Kürzung des Bundes bezeichnet. Ich
möchte mich jetzt anders ausdrücken, damit meine Frage auch richtig ankommt. Es
verschwinden also 380 Dienstposten aus dem Wiener Pflichtschulbereich.
Andererseits hat die SPÖ im
Wahlkampf angekündigt und so titelte auch eine große Tageszeitung
"Bildungsmilliarde soll Lehrerabbau verhindern". Ich konstatiere
jetzt einen großen Widerspruch zwischen Versprechen in der Wahlkampfzeit und
Ihrer jetzigen Bemerkung, dass Sie keine Kosten einer anderen
Gebietskörperschaft übernehmen werden.
Meine Frage lautet daher: Wie wird die
Bildungsmilliarde, die vorgesehen war gegen den Lehrerabbau, nunmehr eingesetzt
werden?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte.
VBgm Grete Laska: Sehr geehrte Frau
Gemeinderätin!
Sehen Sie, Ihre Fragestellung macht gerade das
deutlich, warum ich so darum kämpfe, dass es zu keinem Bildungsabbau in Wien kommt.
Wie wichtig es ist, die Kinder in der Schule bereits den kritischen Umgang, mit
Medien zum Beispiel, zu lehren, dass sie nämlich nicht Gefahr laufen, einfach
alles und jedes, was in einer Tageszeitung steht, kritiklos als bare Münze zu
nehmen, sondern zu hinterfragen, sich andere Informationen einzuholen, um dann
auch mit einem kritischen Medienzugang eine eigene Meinung bilden zu können und
tatsächlich als mündige Bürgerinnen und Bürger der Gesellschaft dann
tatsächlich zu einem Fortschritt zu verhelfen und nicht zu sagen, nun heute
richte ich meine persönliche Meinung nach der Presse, weil die habe ich
gelesen, morgen ist es die Kronen-Zeitung, wenn ich Glück habe ist es
übermorgen der Standard und wenn ich dann sozusagen Pech haben will, dann schaue
ich mir auch noch an, was das Netz bietet. Da muss ich allerdings schon in eine
Wiener Pflichtschule gegangen sein, damit ich auch befähigt wurde, das zu tun.
Ich bedaure es sehr, dass Sie Meldungen, die in
Zeitungen betitelt werden, tatsächlich für bare Münze nehmen. Ich darf Sie auch
aufklären, dass die Wiener SPÖ über keine eigene Tageszeitung verfügt und daher
das, was in einer Tageszeitung tituliert wird, bestenfalls der Versuch der
Wiedergabe der Meinung der SPÖ-Wien sein kann. Jedenfalls würde ich Sie
ersuchen, dass Sie in Zukunft sozusagen nicht eins zu eins übernehmen.
Aber nun zu Ihrer eigentlichen Frage. Herr Finanzstadtrat
Rieder hat diese zusätzliche Milliarde für Wien für Bildungsinnovation in Wien
angekündigt, hat aber auch bei seiner Ankündigung klar gesagt, dass mit dieser
Milliarde keine Lehrerdienstposten bezahlt
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