Gemeinderat,
2. Sitzung vom 23.5.2001, Wörtliches Protokoll
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der Entscheidungsfindung und die Planung über die Radwege.
Ich weiß, dass es einiger gesetzlicher Maßnahmen dazu bedarf, um das in die
Praxis zu bringen. Ich sage aber auch gleich dazu, dass dieses ambitionierte
Ziel nur dann zu erreichen ist, wenn nicht nur die Kompetenzen, sondern auch
die Finanzmittel aus den Bezirken in die zentrale Kompetenz wandern.
Ohne Göd ka Musi, auch bei den Radwegen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke schön. - Die zweite Zusatzfrage stellt Herr GR Mag Gerstl. - Bitte.
GR Mag Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien): Sehr geehrter Herr
Stadtrat!
Sie sind als
Verkehrsstadtrat wahrscheinlich der mächtigste Verkehrsstadtrat von ganz
Österreich, was die Kompetenz der Wiener Verfassung schon klar darlegt, und
auch nach der Geschäftsordnung des Wiener Magistrats haben Sie alles in einer
Hand. Ihre Ausführungen haben eher den Eindruck erweckt, dass Sie eigentlich
nicht sehr viel bewegen könnten. Das kann ich mir aber trotzdem nicht ganz
vorstellen.
Und ich frage Sie daher ganz konkret: Wie haben Sie
die Abstimmung Ihres Masterplans mit der Bundesregierung vorgesehen? Wollen
Sie, wenn Sie sagen, mit der Bundesregierung gibt es so viele Probleme, Ihren
Masterplan alleine erstellen oder haben Sie vor, diesen Masterplan mit dem
Generalverkehrsplan der Bundesregierung auch konkret abzustimmen?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte.
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker: Sie
werden an den Terminen, die ich genannt habe, erkennen können, dass der erste
Teil, der sich mit internationalen und mit Bundesfragen beschäftigt, auch auf
die Terminsetzungen zum Generalverkehrsplan abgestimmt ist. Ich bin guten
Mutes, dass nach 20-jähriger oder 25-jähriger Übung auf Bundesebene vielleicht
doch einmal ein Generalverkehrsplan zu Stande kommt. Sie wissen, die Länder
sind dort intensiv eingebunden und das macht mir Mut, denn die Bundesregierung
allein würde das nicht schaffen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke. -
Die dritte Zusatzfrage stellt Herr GR Dr Madejski.
GR Dr Herbert Madejski (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Ich möchte auch hier auf
Grund Ihrer Beantwortung die Gelegenheit nützen, um vielleicht einer Legendenbildung
entgegenzuwirken. Man hat nämlich bei Ihrer Beantwortung den Eindruck gehabt,
dass die Stadt Wien erst im Februar 2000, nachdem die neue Bundesregierung angelobt
worden ist, draufgekommen ist, in welchem katastrophalen Zustand die Verkehrssituation
in Wien ist. Ich möchte daran erinnern, dass es seit 1945 eigentlich ohne
Unterbrechung bis jetzt nur sozialdemokratische Verkehrsminister auf Bundesebene
gegeben hat. Ich möchte Sie daran erinnern, dass in der Stadt Wien mit wenigen,
nämlich zwei, Unterbrechungen immer nur sozialistische Stadträte den Verkehr
hier in Wien in der Hand gehabt haben. Ich möchte Sie erinnern, dass vor zirka
30 Jahren die Stadt Wien ein totales Verkehrskonzept vorgelegt hat, mit
sämtlichen Umfahrungen, mit allem Drum und Dran. Bis heute ist kaum etwas
realisiert.
Ich möchte Sie daran
erinnern, dass seit 1989 bekannt ist, dass der Eiserne Vorhang gefallen ist und
spätestens zu diesem Zeitpunkt verantwortliche Politiker, die damals an der
Macht waren - also Sie -, von der Ostöffnung eigentlich wissen mussten und auch
die Konsequenzen, wenn auch nicht in der heutigen Dimension, aber durchaus
wissen mussten, dass hier auch eine Verkehrslawine entstehen wird, oder auch
bloß der Verkehr vor allem den Osten Österreichs negativ beeinflussen wird.
Und seitdem wir in der EU
sind, und wo ja überhaupt die EU-Osterweiterung ja total, auch rechtlich,
kommen wird - egal, ob jetzt, 2003, 2004 oder 2007 -, gab es nur Versäumnisse
und es ist das, was ich Ihnen - nicht Ihnen, Herr Stadtrat, sondern Ihren Vorgängern
- hier vorwerfen möchte.
Sie haben gesagt, Sie werden jetzt mit dem Bund reden
und der Bund ist nicht bereit, hier finanziell zu unterstützen. Er streicht
gewisse Projekte heraus. Auf Grund meiner jetzigen Ausführungen
geht aber schon, glaube ich, deutlich hervor, und auch die Öffentlichkeit sieht
das so, dass ja die Versäumnisse nicht jetzt in eineinhalb Jahren, sondern in
den 30 oder 50 Jahren vorher gewesen sind.
Daher meine konkrete Frage
an Sie: Ich möchte Sie fragen, ob Sie sich daran erinnern, beziehungsweise welche
Projekte wurden von den vormaligen Bundesregierungen seit 1989 mit Wien
gemeinsam tatsächlich verwirklicht? Auf welche können Sie sich erinnern und
welche können Sie mir jetzt sagen?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte.
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker: Also,
eine Gedächtnisübung ist ganz nett, aber so vom Stehpult weg, würde ich mich
dieser Prüfung nicht gerne stellen wollen, Punkt eins.
Punkt zwei, ich glaube, Sie übersehen manches, das in
der Kompetenzsituation beim Bund über lange Zeit anders ausgesehen hat, als in
den letzten eineinhalb Jahren. Die Verkehrspolitik war in der großen Koalition
zwischen 1986 und 2000 nicht in einer Hand. Und verantwortlich für die
Straßenbaupolitik zum Beispiel - weil das heute ja auch ein Thema in den Zeitungen
ist - waren Minister Farnleiter und seine Vorgänger und Nachfolger.
Die Entscheidung darüber, dass im Bundesstraßengesetz
in den achtziger Jahren ein Gutteil des Ringes um Wien aus dem
Bundesstraßengesetz herausgenommen worden ist, wie zum Beispiel die A 21
Richtung A 4, wie zum Beispiel die A 3-Einbindung am Knoten Arsenal,
wie zum Beispiel die Nordautobahn, wie zum Beispiel der Ring im Norden,
nördlich der Donau, alle diese Dinge sind in den achtziger Jahren
herausgenommen worden.
Und damals mit gutem Grund, denn zu diesem Zeitpunkt, weit
vor dem Fall des Eisernen Vorhangs, war die Verkehrssituation tatsächlich so,
dass wir
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