Gemeinderat,
1. Sitzung vom 27.4.2001, Wörtliches Protokoll
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Da ist es halt
bedauerlich, dass hier einige Schlagworte von Demokratie fallen, es aber nicht
diesen Wurf gibt, den wir uns hinsichtlich eines Demokratiepaketes erwarten.
Da ist es
unser Wunsch und unsere Aufforderung, dass hier etwas neu gestaltet wird. Das
beginnt eben mit dem Wahlrecht, weil ein Wahlrecht, das bei 47 Prozent der
Wähler 52 Prozent der Mandate und 100 Prozent aller
Ausschussvorsitzenden, 3 von 4 Vorsitzenden und 2 von 3 Präsidenten bringt,
nicht das ist, was man sich in einer gelebten Demokratie unter Darstellung der
Vielfalt von verschiedenen politischen Positionierungen vorstellt, die einfach
notwendig ist.
Wenn einer
meiner Vorredner gesagt hat, dass die Wahlrechte in den anderen Bundesländern
nicht so viel anders wären, dann darf ich hier einige Zahlen anfügen:
Während
nämlich in Wien ein Restmandat um 60,8 Prozent teurer ist, als ein
Grundmandat (GR Christian Oxonitsch: Das
stimmt nicht! Sie wissen das genau! Sie wissen das ganz genau! - Aufregung bei
der SPÖ.), ist es in Kärnten um 36,6 Prozent, in Vorarlberg um
14 Prozent - keine Nervosität, ich weiß, es ist unangenehm zu hören -, in
Oberösterreich lediglich um 1,8 Prozent, im Burgenland um
17,7 Prozent und in Salzburg um 18,3 Prozent billiger! Das heißt, wir
sehen, dass es hier verschiedene Modelle von Wahlrechten gibt und Wien hier
einen Nachholbedarf hat. Wir haben in der letzten Legislaturperiode den
Koalitionspartner auch immer wieder darauf hingewiesen und ich glaube, wir
sollten hier tatsächlich nunmehr einen Anlauf nehmen.
Wir freuen uns
darüber, wenn tatsächlich die Briefwahl kommt. Wir würden uns auch freuen, wenn
andere Möglichkeiten der Ausübung des Wahlrechts außerhalb von Wien - etwa in
den verschiedenen Landeshauptstädten - möglich wären. Es ist nicht einzusehen,
warum man sehr wohl bei den Nationalratswahlen woanders das Wahlrecht ausüben
kann, nicht aber bei den Wiener Gemeinderatswahlen. Genau dort wäre das
notwendig.
Ein
Demokratiepaket sollte auch vorsehen, dass die Bürgerbeteiligung, die von
Bernhard Görg in dieser letzten Legislaturperiode gelebt wurde, weiter
ausgebaut wird und dass hier weitere Schritte gesetzt werden, damit sich der
Bürger einfach als ein Mitgestalter der Verwaltung dieser Stadt sieht.
Wir vermissen
aber auch viele andere Momente, die zu dieser Stadt dazugehören. Das geht über
die verschiedensten Themenbereiche. Wir sehen Sozialpolitik auch im Hinblick
auf die Bürgergesellschaft, wo die Bürger hier vieles, was der Staat und die
Stadt einfach nicht mehr so gestalten können, tun können. Das geht eben von den
Schülerlotsen bis zur Frage, wie Generationen miteinander leben. Das sind
Fragen, wo wir einfach mehr Fantasie einfordern, wo mehr gelebt werden sollte.
Etwas, meine
Damen und Herren, was auch notwendig wäre, ist, dass wir uns etwa auch im
Wohnbereich nicht nur darauf beschränken sollten, das, was in den letzten
Jahrzehnten an Gemeindewohnungen geschaffen worden ist, einfach so
fortzusetzen, sondern dass einfach auch für das sozial verpflichtete Wohnen die
Eigentumsbildung einen ganz anderen Stellenwert in dieser Stadt bekommt. Auch
hier sind ja in der letzten Legislaturperiode Ansätze gesetzt worden. Wir
vermissen hier den Hinweis, dass sich das auch entsprechend weiterentwickeln sollte.
Für die
Österreichische Volkspartei ist Privatisierung keineswegs ein Fetisch, sondern
Privatisierung ist eine Möglichkeit, um hier einerseits Vermögen für anderes zu
verwenden, aber auch um Unternehmen entsprechende Möglichkeiten zu geben, um zu
überleben. Im Bereich von Energieunternehmen sind in allen anderen
Bundesländern, auch in solchen, in denen die Sozialdemokratie die Mehrheit hat,
einige Teile dieser Unternehmen sehr wohl an Private gegeben worden. Das
fördert einfach auch die Wirtschaftskraft und das fördert auch die Kundennähe
dieser Unternehmen. Daher glauben wir, dass man hier tabulos diskutieren muss.
Es ist eine Möglichkeit, dass wir hier das Geld lukrieren, das uns fehlt, um in
den Bereich Wissenschaft und moderne Technologie, aber auch in viele Fragen der
Lebenssicherung der Sozialpolitik zu investieren.
Wir müssen
daher die Privatisierungsdiskussion in Wien weiterführen und wir werden sie
auch weiterführen. Wir glauben, dass dazu auch die Frage gehört, dass auch den
Mietern von Gemeindewohnungen die Möglichkeit eingeräumt werden sollte,
derartige Wohnungen zu erwerben. Es ist ein ... (Beifall bei der ÖVP.) Wir wissen, dass es danach ein Bedürfnis
gibt und das ist eben auch eine Frage, wie wir den Bürger sehen. Ob wir den
Bürger als einen sehen, der eben auch dadurch, dass er Eigentum besitzt,
mitgestalten kann, oder ob das einfach ein Befehlsempfänger, ein Bittsteller
und Ähnliches ist.
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Wir werden eine konstruktive, aber eine sehr
unangenehme Oppositionspartei sein, die einfordert, dass Kontrolle in dieser
Stadt auch gelebt wird, dass mit dem Geld des Steuerzahlers sorgsam umgegangen
wird und dass die Bürgerinnen und Bürger in dieser Stadt mitgestalten können.
Dafür werden wir in den nächsten fünf Jahren in diesem Haus und außerhalb
dieses Hauses mit Engagement eintreten und wir sind davon überzeugt, dass wir
nach dieser Legislaturperiode in dieser Stadt viel verändern werden. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Zum Wort
gemeldet ist Frau StR Landauer. Ich erteile es ihr.
StR Karin Landauer: Herr Vorsitzender!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Herr Klubobmann
Chorherr ist leider nicht hier, aber er wird es sicherlich hören. Ich glaube,
dass ehrliche Kritik etwas ganz Wichtiges ist, aber was mir in der
vorhergehenden Periode schon völlig schleierhaft
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