Einreichungen für den Jubiläumsbrunnen - Online-Ausstellung
Im Rahmen eines geladenen Wettbewerbs waren Künstler*innen aufgefordert, einen Jubiläumsbrunnen anlässlich des 150-jährigen Bestehens der I. Wiener Hochquellenleitung zu entwerfen. Die Einreichungen und Ideen können Sie hier als Online-Ausstellung ansehen.
Siegerprojekt "WirWasser" von Gelatin
Video: Wiener Wasser Jubiläumsbrunnen WirWasser
"Wir steht für mehrere Personen, zu denen die eigene gehört, für einen Kreis von Menschen, in den die eigene Person eingeschlossen ist." ("Wir", Duden online)
Gelatins 150 Jahre Wiener Wasser Jubiläumsbrunnen ist ein Brunnen, der uns gehört. Er feiert das Wasser, das uns gehört. Der Brunnen gibt uns das Wir-Gefühl, unsere Kohäsion. Unser Wasser, unser Brunnen. Das bedeutet auch Verantwortung. Das bedeutet auch, dass wir es sind, die da das Wasser zusammenhalten müssen. Auf unser Wasser, das wir lieben, schauen und es schätzen, damit es auch in Zukunft unser Wasser bleibt.
Der Beckenrand des WirWasser ist ein Menschenkreis. Menschen halten das Wasser zusammen. Alle gemeinsam rücken sie zusammen, haken sich unter, schmiegen Backe und Bäuche und Beine an Backe. Große, Kleine, Alte, Junge, Helle, Dunkle, Dicke, Dünne sitzen sie im Kreis und beschützen und umkosen das Wasser. Das zentrale Element des Brunnens ist das Wasser. Als Fontäne spritzt es meterhoch.
Der Menschenkreis der das Wasser zusammenhält, das sind wir, die Wiener*innen und alle ihre Freund*innen von irgendwo.
Gelatin sind Wolfgang Gantner, Ali Janka, Florian Reither und Tobias Urban. Sie leben und arbeiten in Wien. Ihre Arbeiten sind auf zahlreichen internationalen Ausstellungen und Festivals zu sehen, unter anderem in den Jahren 2001, 2007 und 2011 bei der Biennale in Venedig. Gelatin wurde 2021 mit dem Österreichischen Kunstpreis ausgezeichnet.
Edlbauer
Vorschlag für den Jubiläumsbrunnen: eine gute Party für alle und vor allen Dingen für den Ehrengast, das doch so weitgereiste Hochquellwasser.
Partygäste und -organisator*innen: Charlotte Gash, Miriam Stoney und Salvatore Viviano
Das Brunnenbecken, ein gigantischer Kochtopf, lädt nicht nur geneigte Brunnenliebhaber*innen und sonstige nicht-skulpturale Partygäste zum Verweilen auf den Sitzstufen und Topfhenkeln ein, es wird auch von Miriam Stoney, besser gesagt ihrer Bronze-Ausführung, dafür genutzt für die Feier Farfalle, die festlichste aller Pastas, zu kochen.
Die kulinarische Wichtigkeit des Hochquellwassers beim Pastakochen wird durch eine überdimensionale Geburtstagstorte hervorgehoben und gefeiert. Das Dessert für die Jubiläumsfeier ist ein speziell maßgeschneidertes: "Spritzkerzen" werden wortwörtlich genommen und das Backwerk in eine freudige Wasserschlacht verwandelt.
Charlotte Gash sitzt auf einem tortenähnlichen Podest und wäscht sich die Füße mit einem überdimensionalen Schwamm. Während im Brunnen selbst die vor dem Bau der I. Hochquellwasserleitung in Wien so ersehnten Hygieneeigenschaften des Wassers durch Charlotte als eine Art Party-"Vorglühen" zelebriert werden, versucht der vom Hauptbrunnen separat installierte Trinkbrunnen mit Cooling-Maßnahme dort noch fokussierter zu arbeiten.
Passend zum Topfcharakter des Hauptbrunnens ist der Trinkbrunnen in seiner Grundform eine bunte Planschbecken-Pfanne mit Stiel. Aus einem überdimensionalen "Monumentalfuß" kann durch Bedienen eines Hebels am großen Zeh Trinkwasser entnommen werden. Auf einem stattlichen "Monumentalbein" aus Granit sitzen 2 Aluminium-Arme, die ein bunt bemaltes Handtuch auswringen und so den von der Hitze geplagten Wiener*innen etwas Abkühlung schenken. Der Stiel der Pfanne soll ein weiteres Element zum Verweilen sein, auch falls man von der Party, die da im Hauptbrunnen vor sich geht, eine kleine Pause benötigt. Verständlicherweise.
Denn dort im Hauptbrunnen wird eine zentral installierte Säule von einem bronzenen Salvatore Viviano in High Heels als Poledance-Stange genutzt. Eine Mega-Magnum-Flasche, von Salvatore gehalten, sprudelt dabei das Wasser in die feiernde Gruppe im Becken. Denn so wird in diesem Brunnen die wichtigste Errungenschaft der Hochquellwasserleitung zelebriert: Die Versorgung mit köstlichstem Trinkwasser.
Auf der Säule ist der Backstage-Bereich in Form eines geschrumpften traditionellen Einstiegsturms der Hochquellwasserleitung. Wie die realen Einstiegstürme, ist dieser Raum nur dem Wasser und qualifizierten Techniker*innen vorbehalten, gleichzeitig bekommt der Ehrengast durch diesen Turm auch seinen größten Auftritt und Red-Carpet-Moment: durch Öffnungen auf allen Seiten des Gebäudes strömt ein Wasserfall unaufhaltsam in den Topf.
Eine Taube auf dem Einstiegsturm freut sich schon auf die After-Party.
Lemsalu
Schneebergbrunnen
Der Berg ist der Schneeberg, aus dessen Region das Wasser in die Stadt Wien geleitet wird. Das Wesen darauf eine leicht überdimensionierte, archetypische Badewanne - gebend, gebärend, gestikulierend, die genüsslich ihre Zunge herausstreckt. Der Berg besteht aus Gussbeton-Elementen, die mit handgefärbten keramischen Fliesen verfliest sind. Die besonderen Glasuren auf den keramischen Fliesen sind dem Berg nachempfundene Naturfarben und reichen bis ins Tal des Beckens. Über diese Fliesen hinweg fließt das Wasser kontinuierlich herab und sammelt sich schließlich über dem grün-bläulich verfliesten Beckenboden, welcher dem Wasservolumen ein lebendiges Farbenspiel verleiht. Der Rand des Beckens besteht aus grünlich pigmentiertem Beton, seine breiteren Flächen laden zum Verweilen und Durchatmen ein.
Die Wanne besteht aus bläulich patiniertem Aluminiumguss. Aus ihr entspringt ein 7-strahliger Springbrunnen, der einen halben Meter über ihrem Kopfende das Wasser über dem Berg herabregnen lässt. Sie ruht in einer gleichmäßig umrandeten Kuhle, die bis zum Rand mit Wasser gefüllt ist und kontinuierlich überfließt. Ihr Wasser breitet sich gleichmäßig aus und bedeckt sanft herabfließend den Großteil des Berges.
Meine Motive und Inspirationen finde ich zumeist auf Reisen. In Wien zu sein und nach Wien zurückzukommen, ist für mich mit nichts mehr verbunden, als mit der unglaublichen Qualität des hiesigen Wassers. "Unglaublich" ist hier nicht übertrieben. Das Wiener Wasser ist von einer Frische, einem Geschmack und auch einer Konsistenz, wie es sie in keiner anderen Großstadt zu finden gibt. Das Bad, die Badewanne, ist für mich einerseits ein Ort des Luxus, der Erholung und nicht zuletzt der Hygiene. Diese, die Sauberkeit der Stadt, die Reinheit des Wassers, ist für mich das deutlichste Wahrzeichen Wiens.
Loytved
"Der fünfte Planet war auch sehr sonderbar. Es war der kleinste Planet von allen. Er hatte gerade genug Platz für eine Straßenlaterne und für einen Laternenanzünder. Der kleine Prinz konnte sich gar nicht erklären, wozu man irgendwo im Himmel, auf einem Planeten ohne einem Haus und sogar ohne Bevölkerung eine Straßenlaterne und einen Laternenanzünder benötigt." (Antoine de Saint-Exupéry, Der kleine Prinz)
Ein Felsbrocken liegt da in der Stadt, meterhoch, monumental. Wie zufällig, wie von Riesenhand geworfen oder einfach vom Himmel gefallen, ein Gruß aus dem All. Äste aus Bronze wachsen aus dem Stein, versprühen feinen Nebel wie Dunst nach dem Einschlag, während aus einer Öffnung im Stein Wasser über den Felsen in den gespaltenen Boden läuft. Ein absurdes Bild: ein Meteorit im Stadtraum, aus welchem Wasser und Nebel tritt, das bei genauem Hinsehen noch absurder wird. Denn eine einsame Straßenlaterne thront da auf dem Stein, etwas schief, wie vom Flug noch mitgenommen. Der Brunnen, den ich für den Platz vorschlage, ist zunächst ein humorvolles Spiel mit Irritation und Erwartung, ein beinahe cartoonhafter, surrealer Bruch des Alltags. Ein Naturereignis, wie natürlich, durch Zufall entstanden, aus dem mit Nebel, Wasser und fingierten Eisschollen als Brunnenbecken Wasser in 3 Aggregatzuständen tritt. Allerdings sind es konkretere Assoziationen, über die der Beitrag seine eigentliche künstlerische Kraft zieht: Denn schon der Fels an sich, der Stein als Quelle des Wassers, hat nicht nur in der (Kunst)-Geschichte zahlreicher Kulturen eine lange Tradition – vom Stein, aus dem Moses in der Bibel mit seinem Stab Wasser schlägt, über Barocke Felsengrotten bis zum japanischen Quellstein des Feng Shui. Und auch ganz buchstäblich liegt dem Gestein das kristallklare Trinkwasser zugrunde, das in Wien ganz selbstverständlich aus der Leitung kommt: Erst durch meterdicke Schichten Fels und Stein gefiltert, kommt es so rein über unterirdische Fließwege an den Quellen nach oben. Der massive Brocken des Brunnens soll daher nicht aus kosmischem Material bestehen – sondern vielmehr an die Gesteinsarten erinnern, durch die das Wasser im Rax- und Schneeberggebiet über die Jahrhunderte zum klaren Trinkwasser wurde. Sie treten hier künstlerisch interpretiert, in nachgebildeter Form zu Tage, sind im Stadtraum offen zu betrachten und erzählen damit von der Zeit des Wassers in den Tiefen der Erde wie ein Museumsdiorama. Das ist aber nur die eine Seite. Überzeitliche, prähistorische, materialästhetische Ideen treffen in dem Entwurf nämlich auf Zivilisation, wenn der Felsen in Form einer Straßenlaterne – die Straßenbeleuchtung als urbane Errungenschaft schlechthin – wie mit der Flagge auf dem Mond, wie mit dem Kreuz auf dem Gipfel, kolonisiert wird. Es ist eine Art Traumbild, das dem "kleinen Prinzen" entsprungen sein könnte, ein deplatziertes Stück Normalität, das in der absurden Szene gerade nachts, wenn die Laterne die Einschlagstelle beleuchtet, Fragen aufwirft. Ist es etwa doch ein Stück unseres eigenen Planeten, das hierher geschleudert wurde? Ist das hier ein Gruß der Apokalypse, weil wir mit unserem Planeten nicht so haushalten, wie wir sollen? So wird der gefallene Felsbrocken eine Art Endzeit-Chiffre aus dem Katastrophenfilm, die letztlich auch ein ganz reales Weltuntergangsszenario mit morbidem Humor aufgreift: Schließlich ist es gerade die weltweite Klima-Schieflage, die in einer ständig von Überhitzung bedrohten Stadt wie Wien in den letzten Jahren immer spürbarer wird, und die solche Brunnen immer notwendiger macht. Auch die falsche Eisscholle um den Brunnen können, als Polkappen-Ersatz, so gelesen werden. So wird das gemütliche abendliche Sitzen an der Abbruchkante des Brunnens zum Tanz auf dem Vulkan. "Crush" spannt damit auf ironische Weise einen weiten Bogen: Vom Heute zurück in die Frühgeschichte, als das Wasser noch unter der Erde lag, nicht aus Brunnen lief. Im Übrigen: Zahlreiche Forscher*innen gehen davon aus, dass vor Milliarden Jahren das Wasser erst durch Asteroiden, von Steinen aus dem All, auf unseren Planeten kam.
Pfelder
Ein riesiger, bronzener Wasserhahn steht frei in 10 Meter Höhe über dem Platz an der Sonnwendgasse in Wien. Ohne sichtbare Wasserleitung sprudelt das Wasser aus dem Hahn. Es scheint, als schwebe er auf der eigenen Wassersäule.
Das Wasser fällt in ein 7 x 7 Meter großes, flaches Becken mitten zwischen den 4 Bäumen auf dem Platz. Das Wasser sammelt sich im quadratischen, leicht abfallenden Betonbecken und füllt dieses etwas mehr als zur Hälfte.
Passant*innen bleiben verblüfft stehen und betrachten diese ungewöhnliche Brunnenskulptur. Der Wasserhahn wird zum magischen Anziehungspunkt. Er steht zeichenhaft als Skulptur und als Blickfang in der urbanen Landschaft des rund um den Helmut-Zilk-Park neu entstandenen Sonnwendviertels.
Sagadin
- Monumentalbrunnen "roots and fruits" von Maruša Sagadin
- Konzeption und technische Planung mit Monika Trimmel
Mein Projekt "roots and fruits" sieht eine 2-teilige Arbeit vor, bestehend aus einem rechteckigen Becken mit der Hauptbrunnen-Säule in Längsrichtung der Platzfläche und quer dazu positionierten Cooling-Säulen. Bezugnehmend auf die Umgebung mit dem Jugendzentrum, der jungen Bevölkerung und Familien in der Nachbarschaft wird auf den spielerischen und benutzbaren Charakter des Monumentalbrunnen großes Augenmerk gelegt.
Weber
In einem weißen, runden und schlichtem Brunnenbecken steht ein monumentales Kind (6,5 Meter), das 2 Fontänen in den Händen trägt. Es ist geprägt durch ein silberglänzendes, futuristisches Ganzkörperkostüm. Die Reflexionen und der Glanz des Kostüms stehen im direkten Dialog und in Interaktion mit den Spiegelungen und Reflexionen des bewegten Wassers.
Beide Unterarme leicht nach vorne ausgestreckt, als würde es ein Tablett tragen, entspringen aus seinen nach oben gerichteten Handflächen senkrecht 2 Fontänen, die aus einer Höhe von 4 bis 5,5 Meter, wie 2 kleine Wasserfälle im Brunnenbecken landen. Sie halten das Wasser im Becken in konstanter lebendiger plätschernder Bewegung.
Das Kind trägt die Fontänen stolz und staunend, mit einem gewissen Respekt, wie ein Kind das einen bunten Frosch, einen ausgefallenen seltenen Pilz oder ähnlich Wunderbares, beziehungsweise Obskures gefunden hat. Was führt es im Schilde, will es das Handwunder zeigen oder damit etwas anstellen? Es hat den Kopf entgegen seiner Schrittrichtung zur Seite gedreht, so als ob es durch einen Ruf oder Gedanken aus seinem Gang gerissen worden ist. Auf seinem Gesicht ist ein ambivalenter Gesichtsausdruck, sweet, aber auch so als ob es gleich etwas ausfressen wird. Wir alle kennen diesen "unschuldigen" Blick von Kindern.
2 Hochquellenleitungen in der Hand
Die 2 Unterarme sind in einem leichten V nach außen gerichtet und zeigen in die Himmelsrichtung der 2 Hochquellenleitungen, wie sie in Wien ankommen. Die linke Hand präsentiert Hochquellenleitung I, die rechte Hochquellenleitung II.
Ein Fuß in der Vergangenheit, den anderen in der Zukunft. Fest geerdet.
Die Geste, sowohl der Körpersprache, wie der Symbolik ist inspiriert vom Zeitalter des Klassizismus, die Zeit, in der Wien sein heutiges Wasser bekommen hat.
Diese klassizistische Geste wird kontrastiert mit dem modernen "digitalen wiremesh" auf Haut und Kostüm, einer Gitterstruktur die im digitalen 3D-Modellieren entsteht und verwendet wird. Es werden 2 verschiedene Grade an Auflösung eingesetzt. Ein sehr feines Netz auf Gesicht, Händen und Füßen, das in Farbe und Feinheit an das Krakelee in weißer Keramik erinnert. Dieses Netzt entspricht einem 3D-Modell mit hoher Auflösung.
Das "Kostüm" wiederum ist aus einem sehr groben wiremesh entwickelt, das vertieft wird. Dies entspricht einer sehr geringen Auflösung. Durch die Vertiefung entstehen 3-eckige Kacheln, die wie eine Silberapplikation beziehungsweise Spiegel-Pailletten wirken. Es wirkt surreal poppig, als könnte es von Ziggy Startdust oder Lady Gaga getragen werden, beziehungsweise ein Design aus der Zukunft sein.
Das Spannungsfeld aus klassizistischer Geste und Surrealismus könnte man als eine Art phantastischen Realismus beschreiben.
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