Mitschrift
Mona Müller, wien.at-Hunger auf Kunst und Kultur', die derzeit mit einer Ausstellung auf sich aufmerksam macht."
180.000 Menschen, die in Wien leben, sind von Armut betroffen. Was das heißt, ist für Nicht-Betroffene nur schwer vorstellbar. Denn neben dem Problem für das tägliche Leben, zu wenig Geld zu haben, stellen sich oft auch soziale und emotionale Begleiterscheinungen ein.
Martin Schenk, Armutskonferenz: "Eines der größten Probleme, die immer mit Armut einhergehen, ist Scham - also sich genieren. Ist klar, in einem Land, wo die meisten halbwegs in Wohlstand leben, ist es besonders schlimm, wenn man draußen ist, wenn man ausgeschlossen ist, wenn man draußen vor der Tür ist. Und Scham ist nichts anderes als die Bedrohung des eigenen Ansehens. Das heißt, man fühlt sich einfach nicht so viel wert wie die anderen, zieht sich zurück, traut sich nicht mehr hinaus. Das ist etwas, was natürlich auch nicht hilft, aus der Armut heraus zu kommen."
Aus der Armut rauskommen können Menschen da, wo sie das Gefühl haben, etwas bewirken zu können. In der Volkshochschule im 9. Bezirk hängt derzeit unter anderem das Ergebnis von drei Menschen, die von Armut betroffen sind. Sie haben gemeinsam mit dem Fotografen Nick Mangafas ihre Sichtweisen in Bezug auf Kunst und Kultur festgehalten.
Rudi Lehner: "Ich habe versucht jene Destinationen, die uns Kulturpass-BesitzerInnen immer freundlichst empfangen haben, dokumentarisch festzuhalten. Beispielsweise im Volkstheater, wo wir wunderbare Aufführungen sehen durften und die Menschen an der Kassa uns absolut nett behandelt haben - man hat sich sogar den Platz aussuchen können."
Rudi Lehner ist Kulturpassbesitzer, ein Stück Papier, das Menschen die Möglichkeit gibt, ins Theater, Museum oder Kino zu gehen, auch wenn sie den Eintrittspreis dafür nicht aufbringen können. Rund 25.000 Menschen in Wien tragen einen solchen Pass mit sich.
Monika Wagner, Hunger auf Kunst und Kultur: "Es ist uns immer wichtig, auch die Personen, die betroffen sind, selbst letztlich zu Wort kommen zu lassen. Sei es eben durch ihre künstlerischen Ausdrucksweisen oder eben auch in Interviews et cetera. Es ist uns immer wichtig, dass die Personen auch selbst hier Stellung nehmen können und erzählen können, wie ihre Erfahrungen mit dem Kulturpass sind."
Daher ist auch diese Ausstellung entstanden. Fotograf Nick Mangafas hat einerseits in vier Situationen Kulturpass-BesitzerInnen fotografiert und andererseits in Workshops den drei Co-Fotografen das Rüstzeug für ihre Inszenierungen mitgegeben.
Rudi Lehner: "Ich habe zum Beispiel immer sehr gerne fotografiert, weiß aber jetzt erst, was so eine kleine Digitalkamera alles kann."
Nick Mangafas, Fotograf: "Wir haben nur einfache Sachen gelernt, einfache Dinge: Wie man atmet, wenn man ein Foto macht. Was passiert, wenn wenig Licht da ist? Ganz einfache Grundregeln haben wir gelernt."
Bis 26. November ist es möglich, die Ausstellung zu sehen. Wer Zeit und Lust hat, geht einfach in die Volkshochschule im 9. Bezirk. Und:
Rudi Lehner: "Beim Augustin gibt es auch eine Amateurtheatergruppe, wo ich aktives Mitglied bin. Das heurige Stück nennt sich 'Kellerbekanntschaften mit Dachschaden' und im Groben geht es um desolate Wohnungen, Schmiergelder und Neiddebatten."
Mona Müller, wien.at-TV: "Im kommenden Jahr feiert 'Hunger auf Kunst und Kultur' sein zehnjähriges Bestehen. Die Ausstellung 'Kulturpassiert' wird zu diesem Anlass auch noch an weiteren Standorten zu sehen sein."
Archiv-Video vom 15.11.2012:
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Aktion "Hunger auf Kunst und Kultur" in der VHS Alsergrund
Die Initiative "Hunger auf Kunst und Kultur" bietet von Armut betroffenen Menschen die Möglichkeit sich in diesem Bereich zu verwirklichen. Eine Ausstellung dazu nennt sich "KULTURPASS/iert!" und ist derzeit in der VHS Alsergrund zu sehen.
Länge: 3 Min. 45 Sek.
Produktionsdatum: 2012
Erstausstrahlung: 16.11.2012
Copyright: Stadt Wien