Mitschrift
Katastrophenschutz in Wien - Hochwasserschutz
In den vergangenen fünf Jahrhunderten veränderte jedes Hochwasser auf der Donau deren Lauf. Durch die Vielzahl an Haupt- und Nebenarmen wurden besonders die Siedlungen in der Leopoldstadt häufig von Hochwassern bedroht.
Vor 120 Jahren wurde als erste Schutzmaßnahme gegen diese Bedrohung ein neues 280 Meter breites Flussbett geschaffen. Am linken Ufer der Donau errichtete man das 450 Meter breite Überschwemmungsgebiet. Die Bedrohung der Wiener Bevölkerung durch die Hochwasser ging aber nicht nur von der Donau aus.
Die Wien fließt auf einer Strecke von 15 Kilometern durch die Stadt und führt etwa 200 Liter Wasser pro Sekunde ab. Bei extremen Regenfällen kann der Pegelstand innerhalb von zehn Minuten auf 2,5 Meter steigen. Das ist im Vergleich zum Normalwasserstand mehr als das 2.000-Fache.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Wienfluss reguliert und teilweise eingewölbt. Zu beiden Seiten wurden Sammelkanäle errichtet. Der Donau-Hochwasserschutz in Wien ist für eine maximale Hochwassermenge von 14.000 Kubikmetern pro Sekunde konzipiert. Das entspricht den Wassermassen des Katastrophenhochwassers von 1501.
Das Hochwasserentlastungsgerinne - die Neue Donau - das innerhalb des damaligen Überschwemmungsgebietes errichtet wurde, bestand seine Bewehrungsprobe anlässlich der Hochwasser von 1991 und 2002.
Die Neue Donau wird nur bei Hochwasser durchflossen und kann in diesem Fall 5.200 Kubikmeter Wasser pro Sekunde abtransportieren. Der Durchfluss wird über Wehranlagen gesteuert.
Das Einlaufbauwerk in Korneuburg regelt die Aufteilung der Wassermengen zwischen dem Strom und der Neuen Donau.
Es besteht aus fünf Wehrfeldern zu je 24 Metern Breite, die von jeweils vier Meter breiten Pfeilern gestützt werden. Die hydraulisch betriebenen Drucksegmente werden von der Hochwasserschutzzentrale-- die sich im Einlaufbauwerk befindet - gesteuert.
Wehr eins und Wehr zwei regeln bei Hochwasser den weiteren Abfluss der Wassermassen. Durch das Wehr zwei kann bei geringeren Hochwassern das Einströmen von Donauwasser geringerer Qualität in die Neue Donau verhindert werden.
Eine weitere wichtige Schutzeinrichtung gegen Hochwasserkatastrophen stellt das System von Begleitdämmen zu beiden Seiten der Donau dar. Das insgesamt 66,4 Kilometer lange System beginnt am linken Donauufer mit dem Donaugrabendamm am Fuße des Bisambergs und führt über einen Damm am Ufer der Neuen Donau bis zu den Umschließungsdämmen der Oberen und Unteren Lobau. Am rechten Donauufer reicht ein Damm von Nussdorf bis zum Hafenumschließungsdamm in der Freudenau.
Donaukanal-Rückstaudämme verhindern bei Hochwasser die Überflutung des Donaukanals und somit die Gefährdung des Bereiches in dem die U4 fährt.
Rund um den Wienfluss sind die Anforderungen an einen effektiven Hochwasserschutz anders als bei der Donau.
Hier müssen plötzlich auftretende Hochwasserspitzen berücksichtigt, für ausreichend Rückhalteraum vor dem innerstädtischen Bereich gesorgt und maximales Speichervolumen zum richtigen Zeitpunkt geschaffen werden.
Kernstück des Hochwasserschutzes im innerstädtischen Bereich des Wienflusses ist der Wiental Kanal. Der Kanal bietet Platz für 110.000 Kubikmeter Abwasser und funktioniert wie kommunizierende Gefäße - völlig selbstständig. Nach jedem Regen wird das Wasser wieder ausgepumpt, um Platz für den nächsten Regen zu machen.
Über dem Wiener Stadtgebiet gehen jährlich rund 800 Liter Regenwasser pro Quadratmeter nieder.
Um bei Starkregenfällen Schäden durch Überschwemmungen zu vermeiden, kann das 2.300 Kilometer lange Wiener Kanalnetz bis zu 600.000 Kubikmeter Regenwasser aufnehmen und speichern.
Durch die Wiener Kanalnetzsteuerung können auch plötzlich auftretende Wassermassen gefahrlos abgeleitet werden.
Über 160 Sensoren melden über Glasfaserkabel automatisch die Wasserstände und Durchflussmengen im Kanalnetz an die Steuerzentrale auf der Donauinsel.
Ein Niederschlagsprognose-Modell, das auf Radarwetterdaten aufbaut, und 24 zusätzliche Messstellen liefern weitere Daten, die eine Berechnung der Abflussmengen ermöglichen.
Ein Rechner steuert ein System von Schiebern und Pumpwerken um das Wasser gleichmäßig zu verteilen und der Hauptkläranlage Simmering zuzuführen. Ein Mitarbeiter der MA 30 überwacht die Funktion des Systems und kann im Notfall eingreifen.
Archiv-Video vom 13.04.2010:
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Hochwasserschutz Wien
Der heutige Hochwasserschutz in Wien ist auf das Schlimmste vorbereitet. Bei der Errichtung hat man sich am dramatischen Hochwasser von 1501 orientiert.
Länge: 6 Min. 10 Sek.
Produktionsdatum: 2007
Copyright: Stadt Wien