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Landtag, 36. Sitzung vom 26.09.2024, Wörtliches Protokoll  -  Seite 22 von 32

 

Punkt getriggert. So kommt es mir vor. Bei Schuldiskussionen und bei Ihrer Parteivorsitzenden ist Wien immer das Vorzeigemodell in der Bildung. Ich sage Ihnen etwas: Der Film „Favoriten“ spricht eine ganz andere Sprache. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Alper, Amina, Arian, Danilo, David, Davut, Enes, Manessa, Mohammed, Natalia, das sind zehn Namen aus dem Film „Favoriten“, der gerade in Österreich Premiere hat. Felix Stadler hat schon davon gesprochen. - Herr Bildungsstadtrat, Sie kennen ihn auch. Der Film verfolgt eine Schulklasse in Favoriten über drei Jahre. Das tut er, ohne viel zu kommentieren. Er muss auch gar nicht viel kommentieren, denn das Bild … (Zwischenrufe bei den NEOS.) Ich weiß, Sie werden schon wieder nervös, aber Zuhören ist auch eine Grundkompetenz, die man in der Schule lernt. Offensichtlich ist das an Ihnen vorbeigegangen. (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP.) Dieser Film zeigt, ohne viel zu kommentieren, wie die Situation in Wiens Klassenzimmern wirklich ist. Da ist ein großes Problem die Deutschkompetenz. Viele Kinder sind hier geboren. Sie sind aber nicht in der Lage, ausreichend Deutsch zu sprechen. (Zwischenruf von Abg. Mag. Dolores Bakos, BA.) Daran sind natürlich wir schuld. Das ist auf alle Fälle eh klar. - Vielleicht können Sie (in Richtung des Vorsitzenden) dafür sorgen, dass man hier auch wieder diskutieren kann. (Abg. Mag. Bettina Emmerling, MSc: Wenn wir diskutieren, dann müssen wir alle reden!)

 

Präsident Mag. Manfred Juraczka (unterbrechend): Also, ich halte die Zeit kurz an. Vielleicht ganz grundsätzlich: Zu einem gelebten Parlamentarismus gehören auch Zwischenrufe. Sie sollten aber in so einem Umfang stattfinden, dass wir alle noch etwas von der Debatte haben. Ich bitte beide Seiten, dem Rechnung zu tragen. Vielen Dank. - Frau Abgeordnete Sie können mit Ihren Ausführungen gern fortfahren.

 

Abg. Mag. Mag. Julia Malle (fortsetzend): Danke schön. - In dem Film gibt es die Mutter, die nicht helfen kann, weil sie putzen muss, den Vater, der den ganzen Tag auf der Baustelle steht. Das sind die Kinder, die nicht mit dem goldenen Löffel im Mund geboren sind. Da sind wir ja schon mitten im Problem: Ein Drittel aller ErstklässlerInnen in Wien kann nicht ausreichend Deutsch. Dieses Problem beginnt im Kindergarten. Diese Kinder können nicht einmal beurteilt werden. Da, wo Sie kompetenzrechtlich zuständig sind, werde ich Sie immer adressieren. Da brauchen Sie sich gar nicht aus der Verantwortung zu stehlen. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Was bräuchte es im Kindergarten? Keine SpringerInnen mehr, die von Standort zu Standort springen und einmal da fünf Stunden und einmal dort drei Stunden in einem Kindergarten stehen. Wir brauchen Sprachförderkräfte, die ein Teil des Teams sind. Denn es ist so wichtig, diese Beziehungsebene zu den Kindern aufzubauen, damit es wirklich eine nachhaltige Sprachförderung sein kann. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Ein zweiter Aspekt, der mich an diesem Film sehr bewegt, ist auch die Elternkommunikation. Man sieht ganz gut, dass Eltern eigentlich das Beste für ihr Kind wollen. Mir tut es sehr weh, wenn ich sehe, wie Kinder bei Elternsprechtagen und bei Kinder-Eltern-Gesprächen zwischen den Lehrerinnen und Lehrern und sich selbst übersetzen müssen. Da frage ich mich, Herr Wiederkehr, wie es Ihnen eigentlich damit geht. Ich frage mich, wie es Ihnen geht, wenn Sie das sehen und gleichzeitig 1.000 EUR an Verwaltungsstrafen für Eltern fordern, die nicht kooperieren. (Widerspruch von Abg. Mag. Dolores Bakos, BA.) Das tut mir richtig weh, wenn man weiß: Der Papa geht um 5 Uhr morgens auf die Baustelle, und die Mutter versteht kein Deutsch. Das ist nicht gut. Das ist eh leider ein Problem, aber das ist nun einmal Fakt. Da fordern Sie 1.000 EUR Verwaltungsstrafe.

 

Wissen Sie, was wir fordern? Wir fordern eine Elternfachkraft, die die Kommunikation zum Teil mitübernehmen kann, die wirklich eingreifen, Probleme lösen und vermitteln kann. Eine Elternfachkraft, die Eltern in die Pflicht nimmt: Ja, da sind wir dabei, aber Elternkommunikation kann nicht nur über Strafe erfolgen. Das kann sicher nicht so sein. (Beifall bei den GRÜNEN. - Abg. Markus Ornig, MBA: Wie greift ihr ein? Fahrt ihr zum Vater auf die Baustelle? Was ist das für ein Scheiß?)

 

Wenn Sie Ihren angeblich erfolgreichen Ausbau der Schulsozialarbeit nennen: Wir haben zirka 480 Pflichtschulen und zirka 90 SchulsozialarbeiterInnen in Wien. Wenn das ein starker Ausbau ist, dann muss ich Sie wirklich fragen, ob es die NEOS in dieser Regierung braucht. Denn da ist Ihr Pink in Wirklichkeit ziemlich blass geworden. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Abschließend noch ein kleiner Punkt: Leitung und Führung - auch das zeigt der Film „Favoriten“ - sind so wichtig. Diese Lehrperson Ilkay Idiskut hat so eine Innovationskraft, wie man sie sich nur wünschen kann, und eine Beziehungsebene, die für viele Lehrerinnen und Lehrer in Wien, aber auch für Führungsebenen ein Vorbild sein kann. Auch da muss ich Sie fragen: Was ist eigentlich in der Bildungsdirektion los? Wo sind Sie da in Ihrer Kritik? Da wären Sie früher auf den Barrikaden gestanden, denn da lautet in Wirklichkeit - seien wir uns ehrlich - die einzige Frage: Wird es ein Roter, oder wird es eine Rote?

 

Es sind wiederkehrende Probleme im Wiener Schulsystem. Ich möchte mit Ilkay Idiskut enden: Wenn es den LehrerInnen gut geht, geht es auch den SchülerInnen gut. Für Alper, Amina, Arian, Danilo, David, Davut, Enes, Manessa, Mohammed, Natalia und tausende andere Kinder und LehrerInnen wünsche ich mir eine Person an der Spitze der Bildungsdirektion mit Mut, Innovationskraft und Weitsicht, die Reformen angeht und mehr Chancengerechtigkeit in dieser Stadt schafft.

 

Präsident Mag. Manfred Juraczka (unterbrechend): Ich bitte um den Schlusssatz.

 

Abg. Mag. Mag. Julia Malle (fortsetzend): Von den NEOS erwarte ich mir diesbezüglich nicht mehr wahnsinnig viel. - Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Präsident Mag. Manfred Juraczka: Zum Wort gemeldet ist Abg. Taborsky. Ich erteile es ihm.

 

11.00.24

Abg. Hannes Taborsky (ÖVP)|: Meine sehr verehrten Damen und Herren!

 

Ich habe ein umfangreiches Programm und muss ein bisschen beschleunigen. Sie haben gefragt: Was hat eigentlich die Bundesregierung gemacht? Und das wundert mich fast ein bisschen, denn offensichtlich lauschen Sie

 

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