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Landtag, 34. Sitzung vom 19.06.2024, Wörtliches Protokoll  -  Seite 42 von 79

 

Beispiel im Auge etwas ist, und da haben Sie ein Beispiel genannt - da hat eine Augenärztin eine Akutzuweisung geschrieben -, dann sollte man meiner Meinung nach mindestens binnen fünf Tagen diese MRT-Untersuchung haben. Und ich frage mich schon, wie das geht, wenn man begründet, man hat zu wenig Platz in der MRT-Ordination, also keine Kapazitäten, und dann kommt einer und sagt, ich zahl mir das aber selbst, dann hat er schon die Kapazität. Das ist für mich jetzt nicht ganz erklärbar, wie man das rechtfertigen soll, der, der zahlt, kommt dran. Das ist natürlich eine Zweiklassenmedizin, und dass wir eine Mehrklassenmedizin haben, ist aber schon lange bekannt, hoffentlich. Wir haben immer wieder gehört, von allen möglichen Leuten, na ja, ist alles toll und großartig und wir haben keine Zweiklassenmedizin. Das ist schon lange nicht mehr so und das liegt nicht nur an der Politik. Es liegt auch daran, dass es einfach überbordende Begehrlichkeiten gibt. Ich rede jetzt auch von Ambulatorien, wo irgendeine Firma, vielleicht irgendwann einmal die Firma Pepsi Cola dann sagt, wir machen ein Gesundheitszentrum in Wien. Das möchte ich nicht haben, das möchte ich gleich auch einmal sagen, dass man das absolut verhindern muss. Das muss man verhindern, denn das führt zu einer Noch-Mehr-Klassen-Medizin und das führt zu einer absoluten Schieflage. Ich halte das für wirklich gefährlich. Und ich halte das auch insofern für Patientinnen und Patienten gefährlich, auch für die, die sich das leisten wollen, denn, wie wir genau wissen, wird in so teuren Bereichen, wo teure Therapien verwendet werden, auch - ich muss das vorsichtig ausdrücken - Schindluder getrieben, indem man eher sozusagen die Bereicherung dieser Institution dem Gesundwerden vorzieht und die Leute einfach ausnimmt. Und das ist auch eine Entwicklung, die nicht gut ist.

 

Zusammengefasst gesagt, wenn man nach Deutschland schaut, das ist nur eines von vielen Ländern, da sind die ganzen öffentlichen Krankenhäuser privatisiert worden, das heißt, gewinnorientiert und das heißt auch, eine Mehrklassenmedizin. Und dort ist es dann aber so, dass auch in den nicht mehr öffentlichen Spitälern, also in den Privatspitälern extrem geschaut wird, welche Untersuchungen mache ich und welche nicht, denn da habe ich nämlich selber Nachteile, wenn ich dort angestellt bin, das hat man uns dort sehr gut erklärt. Der Manager dieses Spitals hat gut erklärt, dass man als Anforderer, wenn ich eine MRT-Untersuchung im Spital anfordere, das gut begründen muss, beziehungsweise, wenn es auch gut begründet ist, man quasi dafür haftet. Das heißt, das Einkommen kann dann weniger sein, wenn man zu viele teure Untersuchungen macht. So ist das in Hamburg. Das möchte ich niemals in Wien erleben.

 

Deswegen, achten wir darauf, dass wir eine öffentliche Gesundheitsversorgung haben, eine ausgezeichnete öffentliche Gesundheitsversorgung, die nicht gewinnorientiert ist, sondern den Menschen, den Patientinnen und Patienten zugewandt, die im Moment sehr viel Geduld haben müssen. Und wir werden alles daransetzen, diese Ziele umzusetzen. (Beifall bei der SPÖ und von Abg. Mag. (FH) Jörg Konrad.)

 

Präsident Mag. Manfred Juraczka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Dr. Gorlitzer. Ich erteile es ihm.

 

13.29.40

Abg. Dr. Michael Gorlitzer, MBA (ÖVP)|: Sehr geehrter Herr Dr. Jelinek! Sehr geehrter Präsident! Meine Damen und Herren!

 

Zuerst einmal ein großes Dankeschön an das Team von der Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwaltschaft und an den Herrn Doktor für seinen sachlichen und auch sehr ausführlichen Bericht. In der Statistik zeigt sich, dass die Fallzahlen etwas zurückgegangen sind, allerdings auf der anderen Seite der Betrag der entschädigten Fälle seit 2019 deutlich gestiegen ist, auf über 2,9 Millionen EUR. Was wir in diesem Bericht der Patientenanwaltschaft sehen, und wir haben das schon einmal miteinander besprochen, ist eigentlich die Spitze des Eisberges. Die Patientenanwaltschaft ist dafür da, rasch und unbürokratisch zu helfen. Das tut sie auch, mit hoher Effizienz.

 

Was auch in diesem Bericht drinnensteht, ist, der Aufwand der zu bearbeitenden Fälle wird auch immer komplexer und benötigt viel Geduld, viel Zeit und auch viel Fingerspitzengefühl. Das ist richtig, denn auch die Medizin wird komplexer, aber auch die Erwartungshaltung der Menschen wird immer mehr und widerspricht allerdings dem Gesundheitsbewusstsein und der Gesundheitskompetenz in unserer Bevölkerung. Das zeigt sich auch in den Zahlen. Nur 22 Prozent der Beschwerden sind berechtigt oder teilberechtigt. Und was einen eigentlich als Mediziner ein bisschen beruhigt, ist, von diesen 8.500 Anfragen und Eingaben betreffen nur 10 Prozent Behandlungsfehler. Und da sieht man auch, wie komplex die Materie ist. 44 Prozent dieser Behandlungsfehler sind noch in Bearbeitung, weil eben die Patienten, um die es da geht, möglicherweise gar nicht fehlbehandelt sind, sondern weil die Komplexität der Behandlung und auch die Polymorbidität, also die Vielfacherkrankungen immer mehr werden, und nur 9 Prozent haben eine entsprechende Entschädigung durch Behandlungsfehler erhalten.

 

Was aber viel öfter vorkommt, und Frau Dr. Laschan hat es schon angesprochen, sind Beschwerden über Wartezeiten, OP-Verschiebungen, Bettensperren und fehlendes Personal. Ja, das ist ein Strukturmangel, den wir als Wiener ÖVP auch immer wieder kritisieren, denn so kommt es zu den Fehlern. Sie schreiben das auch in Ihrem Bericht: Inwieweit ein Personalmangel für Behandlungsfehler ursächlich ist, lässt sich naturgemäß nicht eindeutig feststellen, aber es besteht ein Zusammenhang zwischen Zeitdruck und individueller Fehlleistung. Ja, das stimmt, Zeitdruck, fehlendes Personal, Überlastung führen zu Fehlleistungen. Das sind oft auch strukturelle Probleme, deswegen kommt es zu OP-Wartezeiten. Und es ist immer ein menschliches Schicksal, das dahintersteht. Das ist auch für den Arzt nicht sehr angenehm, wenn man zum Patienten kommt und sagt, leider kommen sie heute nicht mehr dran, sie werden auf den nächsten Tag verschoben. Dann kommen sie am nächsten Tag wieder und sagen das Gleiche. Das ist nicht nur für den betroffenen Menschen sehr unangenehm, sondern auch für das Personal.

 

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