Landtag, 34. Sitzung vom 19.06.2024, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 79
1 EUR erhöhen. Das ist noch immer nicht passiert. Wir haben das vor 2 Jahren wieder gefordert, und mein Kollege wird heute noch einen entsprechenden Antrag einbringen, denn 27 Jahre später ist die Inflation bei Weitem höher. Hier sollte also tatsächlich etwas geschehen.
Dass in einem so sensiblen Bereich wie dem Gesundheitsbereich Fehler vorkommen, lässt sich nicht ganz verhindern. Wir wissen: Überall, wo Menschen arbeiten, passieren auch Fehler. Gerade in diesem Bereich geht es aber nicht um eine Sache, sondern da geht es immer um Menschen. Deshalb sind Fehler in diesem Bereich besonders tragisch, und daher muss man sich hier besonders bemühen. Es wurden tatsächlich sehr, sehr schwerwiegende Fälle aufgezeigt. Es zeigen sich sehr deutlich und in erster Linie systematische Probleme, und im Hinblick darauf muss man sehr wohl eine genaue Analyse einfordern. Mir ist ganz klar, dass die Mitarbeiter in Wiener Spitälern und Pensionisten-Wohnheimen unter sehr schwierigen Bedingungen großartige Arbeit leisten. (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN.)
Herr Dr. Jelinek! Sie kritisieren im Bericht den bestehenden Personalmangel, und Sie sprechen sehr deutlich auch von Mehrklassenmedizin. Ich meine, das ist sehr wohl alarmierend! Ich nenne in diesem Zusammenhang ein paar eklatante Beispiele: Ein Patient mit Kreislaufproblemen und blutigem Durchfall suchte um eine stationäre Aufnahme an. Ihm wurde eine Behandlung im niedergelassenen Bereich mit dem Argument empfohlen, dass sonst im Spital kein Platz für Herzinfarktpatienten wäre. Ein Wachkomapatient lag vier Stunden unbetreut im Wartebereich für Krankenhaustransporte und auf Grund personeller Unterbesetzung und erhöhtem Patientenaufkommen vergaß man in der Leitstelle den Rücktransport. Erwähnt wurde schon die Mandel-OP, Wartezeit ein Jahr. Und besonders problematisch - und mit dem habe ich natürlich in erster Linie zu tun - ist der Umgang mit älteren Patienten, die natürlich oft auch Drehtür-Patienten sind, weil bei ihnen ja sehr oft Krankheiten anfallen beziehungsweise die Krankheit stärker wird. Und viele dieser Menschen sind sehr, sehr einsam. Wir wissen, dass es gerade in Großstädten und in Wien im Besonderen sehr viele Menschen gibt, die allein leben. Und da ist es natürlich ganz besonders wichtig, dass sie das Gefühl haben - und nicht nur das Gefühl haben, sondern dass es auch da ist -, dass ihnen wirklich geholfen wird, dass man sich um die kümmert, vor allem dann, wenn sie entlassen werden. Und da ist auch die Rede von stundenlangem Warten, ohne Essen und Trinken in Notfallambulanzen. Oder bei einem tumorkranken, älteren Patienten wurde vier Mal - das muss man sich einmal vorstellen - das Behandlungsspital geändert, weil nur eine tagesklinische Betreuung möglich war. Weiters wird kritisiert, dass die Palliativabteilung in einem großen Wiener Gemeindespital fehlt, die Palliativabteilung, so unglaublich wichtig für alte Menschen, und deshalb mussten Krebspatienten in Mehrbettzimmern der onkologischen Station versterben. Mehr brauche ich dazu nicht sagen.
Jetzt kommt das Entlassungsmanagement. Das Entlassungsmanagement ist unglaublich wichtig, wenn das gut funktioniert, dann ist das Halbe schon gelöst. Und ich muss Ihnen schon sagen, und da freue ich mich auch darüber, ich stehe nicht da, um nur zu kritisieren, ich bekomme auch viele Mitteilungen gerade beim Entlassungsmanagement, wo ich dann angerufen werde von Patienten, die sich bedanken und sagen, ich werde so gut betreut, das hat so gut funktioniert, da ist vorher angerufen worden und ich bekomme schon das Essen auf Rädern. Also in vielen Bereichen funktioniert es. Dort, wo es aber nicht funktioniert, und das ist halt doch noch ein großer Teil, da sind diese Menschen sehr, sehr arm. Ein reibungsloser Übergang in den Alltag sollte eine Selbstverständlichkeit sein, und wirklich zu 100 Prozent. Es handelt sich einfach um ein Managementversagen, was in weiterer Folge, laut Ihnen, Herr Dr. Jelinek, natürlich auch zu Transportwartezeiten führt. Das hat ja alles eine Kettenreaktion. Und da muss ich schon sagen, das ist schon sehr tragisch. Da haben wir zum Beispiel auch einen alleinstehenden Patienten, der wurde im Liegegips nach Hause entlassen, konnte sich nicht selbst versorgen. Offenbar hat man vergessen, etwas zu organisieren, sodass er drei Tage lang keine warme Mahlzeit erhielt. Das muss man sich vorstellen, da muss man sich in so eine Person hineindenken. Eine onkologische Patientin musste auf Grund fehlender Kapazitäten auf eine private Pflegeeinrichtung ausweichen, das angesparte Geld reichte nur für einen Monat. Dann wurde vom FSW ein Platz gefunden, allerdings wieder ohne die benötigte Remobilisierung, die da unbedingt dazugehört. Ein ganz besonders tragischer Fall, ein dementer Patient wurde vom Fahrtendienst nach Abschluss der stationären Behandlung spät abends in das Pensionistenheim zurückgebracht. Es gab nur eine ferngesteuerte Öffnung der Eingangstür. Der Fahrer lieferte den Patienten ab, am nächsten Tag wurde der Heimbewohner tot im Gang liegend vorgefunden.
Meine Damen und Herren, das sind alles Fälle, insbesondere der letzte, bei denen unfassbar ist, mit welchem Leid das verbunden ist. Und noch einmal, bei allem Verständnis für Fehler auch im Gesundheitsbereich, hier handelt es sich um systematische Missstände, die von der Stadtregierung zu verantworten sind. (Beifall bei der ÖVP.)
Es müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit das in Zukunft nicht passieren kann. Und da muss man schon sagen, wir haben im Vorjahr einen Antrag zur Optimierung des Entlassungsmanagements gestellt. Das wurde einstimmig von uns allen gemeinsam beschlossen und dem Ausschuss zugewiesen. Im Ausschuss wurde dieser Antrag nie behandelt, er wurde aber von StR Hacker beantwortet: Alles paletti, Entlassungsmanagement ist laut Hacker seit Jahren in Ordnung. Der Bericht heuer zeigt sehr klar auf, Missstände im Entlassungsmanagement sind sehr, sehr stark kritisiert worden. Wir bringen jetzt diesen Antrag wortgleich wieder ein. Ich bedaure, dass der Herr StR Hacker nicht da ist, aber ich werde es ihm schon noch sagen, das muss man wirklich ernst nehmen. Also das enttäuscht mich, jeder, der sich im Gesundheitsbereich ein bisschen auskennt, weiß, wie wichtig das Entlassungsmanagement ist, und dass man da so drübergeht und schreibt, eh alles in Ordnung, was wollt ihr eigentlich, ihr tut nur kritisieren. Ich habe jetzt nur einige
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