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Landtag, 48. Sitzung vom 25.09.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 13 von 22

 

die zweitgrößte Gruppe sind die deutschen StaatsbürgerInnen mit 2,6 Prozent.

 

Zum zweiten Punkt, der heute auch gefallen ist, nämlich Wien hat eine aktive Integrationspolitik verschlafen, es ist nichts passiert, das Falsche passiert. Ich sage Ihnen dagegen, Wien ist Vorreiterin und Vorzeigebeispiel. Wir haben seit 25 Jahren einen Stadtrat/eine Stadträtin für Integration, wir haben auf Bundesebene vergleichbar gerade einmal 10 Jahre eine Zuständigkeit im Staatssekretariat oder Ministerium. Seit mehr als 30 Jahren haben wir einfach die Bedeutungen einer proaktiven Integrationspolitik in Wien erkannt. Es wurde vor fast 30 Jahren in Wien der Integrationsfonds gegründet, seit 1996 haben wir einen Integrationsstadtrat oder eine Integrationsstadträtin und seit 2004 auch die heute schon erwähnte Magistratsabteilung.

 

Sie haben lange über das Thema Deutsch gesprochen, Kinder in Wien sprechen kein Deutsch mehr, man hört kein Deutsch mehr, wenn man in Favoriten ist, im Gemeindebau. Kollege Wiederkehr hat es auch schon gesagt, Ihnen kommt es ja überhaupt nicht über die Lippen. Mehrsprachigkeit ist so eine wertvolle Ressource, ist so ein Goldschatz, und diesen Schatz gilt es eben, hervorzuholen, glänzen zu lassen.

 

Mehr als die Hälfte der Wiener SchülerInnen wachsen mehrsprachig auf, aber ihre gemeinsame Sprache ist Deutsch. Die Umgangssprache von Kindern sagt nichts über Deutschkenntnisse aus, da möchte ich gleich über den Antrag von gestern von Ihnen, Frau Kollegin Schwarz, noch einmal zu sprechen kommen. 52 Prozent der Wiener SchülerInnen wachsen mehrsprachig auf, und für sie ist der Umgang in anderen Sprachen selbstverständlich, denn sie sind in der Schule, im täglichen Leben mit Deutsch konfrontiert, sprechen Deutsch, aber haben zu Hause eben zusätzlich diese Sprache aus den Herkunftsländern ihrer Eltern. Das ist doch einfach eine wertvolle Ressource, die positiv für die Kinder ist, die positiv für die Menschen ist, aber gesamtgesehen auch eine große Wichtigkeit für Wien ist und eben auch aus der Perspektive der Stadt heraus sehr wertvoll ist.

 

Ich denke auch, dass es uns sehr gleichgültig sein muss, ob die Kinder dann zu Hause mit der Familie Englisch oder Französisch sprechen, Türkisch, Polnisch oder Rumänisch. Alle Sprachen sind wertvoll, wenn sie hier in Wien auch gesprochen werden.

 

Zum speziellen Vorwurf, in Wien wird nicht mehr allgemein Deutsch gesprochen: Die Daten der Wiener Lebensqualitätsstudie 2018 zeigen, dass für 58 Prozent der Wienerinnen und Wiener mit Migrationshintergrund der 1. Generation und für 77 Prozent der Wienerinnen und Wiener mit Migrationshintergrund der 2. Generation Deutsch im Alltag die häufigste gesprochene Sprache ist.

 

Kollege Nepp ist nicht mehr im Saal, aber ja, das sehen auch wir, das sagen auch wir und dafür arbeiten wir ja auch: Deutsch ist der Schlüssel zur Integration, und deshalb stecken wir auch so viel Effort und so viele Gelder und Know-how in Sprachmaßnahmen. (Zwischenruf.) Wien investiert mehr in Integrations- und Jugendarbeit, Kollege Blind, als alle Bundesländer, und allein für Deutsch- und Integrationskurse geben wir im Jahr in Wien 11 Millionen EUR aus. Wir haben des Weiteren noch das dichteste Netz an außerschulischer Jugendarbeit in Europa, und unser Integrationsprogramm für NeuzuwanderInnen der Stadt Wien wurde von der Europäischen Kommission als Best Practice ausgezeichnet. Das heißt, wir werden auch über die Stadtgrenzen hinaus gesehen, wir werden beobachtet und auch als Vorbild oder Vorzeigebeispiel gesehen.

 

Um noch einmal explizit auf die Deutschkenntnisse zu kommen: Es ist uns allen klar, dass Deutsch eine wichtige Voraussetzung ist, um im Zusammenleben in der Stadt, aber auch bei den Chancen am Arbeitsmarkt zu reüssieren. Das ist allen Beteiligten klar, auch den meisten Eltern von den Kindern, die hier in der Schule sind, ist das klar, das ist unbestritten. Ja, es gibt aber auch viele Kinder, die intensive Förderung beim Deutschlernen brauchen, und es ist unsere gemeinsame Aufgabe, alle Kinder dabei auch bestmöglich zu unterstützen. Das heißt, dass wir alles daran setzen, dass Kinder möglichst rasch und gut Deutsch lernen.

 

Da möchte ich noch einmal auf Kollegen Wiederkehr kommen, der meint, wir schauen weg. Nein, wir schauen hin. Ich sage nur, Chancenindex, dabei bekommen Schulen mit besonders großen Herausforderungen zusätzliches Personal im Bereich von Schulsozialarbeit, und darüber hinaus hat Wien ja auch mit einem weiteren Unterstützungsangebot, nämlich den Schulkooperationsteams, gestartet, die auch eine ganz wichtige Schnittstelle zwischen Schule und Familie sind.

 

Ganz wichtig, heute auch leider noch zu wenig gefallen, ist der Ausbau der Ganztagschulen. Hier werden Kinder umfassend gefördert. Hier gibt es im Herbst die große Ankündigung von unserem Bürgermeister, von unserem Bildungsstadtrat, sie kostenfrei zu machen und weiter auszubauen. Das ist auch eine ganz wichtige integrationspolitische Maßnahme.

 

Ich komme zurück auf die gestrige Rede von meinem Kollegen Heinz Vettermann, der gesagt hat, er wünscht uns positive Energie. Ich glaube, das ist es, was wir brauchen, und das brauchen wir eben auch im gesamten integrationspolitischen Arbeiten. Ich finde, die Schule hat die Chance, die Gesellschaft positiv zu verändern, und wir können bewirken, dass die Kinder den gesellschaftlichen Anschluss nicht verlieren, wir können ihnen individuelle neue Zukunftsperspektiven eröffnen und generell zu einem gesellschaftlichen Miteinander hier in Wien beitragen.

 

Speziell noch zu den Jugendlichen: Es heißt ja auch immer, die Jugendlichen mit Migrationshintergrund liegen in der Hängematte, sie streunen nur herum, sie sind die BildungsverliererInnen. Hier möchte ich Ihnen sagen, dass zugewanderte Jugendliche sehr wohl ihre Bildungschancen nutzen. Rund 60 Prozent der Jugendlichen mit Migrationshintergrund aus Drittstaaten machen Matura, und der Bildungserwerb der Wiener Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren hat sich in den letzten Jahren auch angeglichen. Jugendliche mit Eltern aus Drittstaaten besuchen also heute viel öfter eine Ausbildung ab der Matura, und insgesamt gab es zuletzt

 

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