Landtag, 2. Sitzung vom 17.12.2020, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 30
zwecke im Marchfeld, auch nicht auf die Grundwasseranreicherung des Marchfelds durch den Marchfeldkanal. Wo die Stadt Wien Einfluss hat, nehmen wir unsere Verantwortung wahr, unsere Verantwortung für die Sicherung des Grundwasservorkommens und die Sicherung des Grundwassers als Wasserreserve durch die bestehende Dotation.
Es ist so, dass seitens der Stadt die Wasserzüge der Oberen Lobau seit dem Jahr 2001 pro Sekunde mit bis zu 500 l frischen Wassers versorgt werden. Es wird im Verlauf des Dotationswegs entlang der Lobau-Gewässer versickern und reichert somit das Grundwasser an. Zusätzlich ist Weiteres geplant, und zwar wird schon im Winter 2021/22 ein weiterer Dotationsweg über die Panozzalacke mit Wasser der Neuen Donau errichtet. Über diesen zusätzlichen, weiteren Dotationsweg werden weitere bis zu 1.000 l pro Sekunde der Lobau zugeführt.
Es gibt auch noch ein zweites, damit im Zusammenhang stehendes Thema: Man muss natürlich auch der Tatsache ins Auge blicken, dass die Lobau-Gewässer wie jedes natürliche Gewässer durch den natürlichen Eintrag wie Äste, Laub, aber auch durch das Wachstum der Ufervegetation wie Schilf zu Verlandung neigen. Das ist natürlich ein Thema, weil die Verlandung ist, wie oben beschrieben, zwar ein natürlicher Vorgang, schränkt aber auch die Verbindung zum Grundwasser ein.
Zur Ertüchtigung des Durchflusses im Oberleitnerwasser und zur Verbesserung der Verbindung zum Grundwasser wird deshalb auch von der Stadt Wien, und zwar schon ab Feber 2021, dieser Abschnitt des Oberleitnerwassers auf eine Länge von etwa einem Kilometer geräumt werden.
Präsident Ernst Woller: Danke für die Beantwortung. Die 1. Zusatzfrage wird von Frau Abg. Sequenz gestellt. Ich erteile ihr das Wort.
Abg. Mag. Heidemarie Sequenz (GRÜNE): Guten Morgen allerseits! Sehr geehrter Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat, danke für Ihre sehr versierten Ausführungen!
Ich habe es letzte Woche schon gesagt: Was mich natürlich freut, ist, dass Maßnahmen gegen die Austrocknungen für die Obere Lobau vorgesehen sind. Es hat mich gefreut, dass Sie jetzt Zahlen genannt haben, die stehen nämlich im Koalitionsübereinkommen nicht drinnen, wie viel dotiert wird. Leider wissen wir aus der Vergangenheit, dass die Zahlen, die Sie genannt haben, die jetzt über das Mühlwasser eingespeist werden, nie und nimmer eingehalten werden.
Was aber noch immer nicht beantwortet ist: Wie schaffen wir es, die Austrocknung der Unteren Lobau zu verhindern? Sie haben richtig gesagt: Würde man dort Wasser einspeisen, hat das Auswirkungen auf die Qualität des Wassers aus dem Wasserwerk in der Lobau. Sie wissen aber auch, dass es dafür eine Lösung gäbe, nämlich eine Wasseraufbereitungsanlage, so wie sie schon seit 2004 geplant war. 2004, Sie können das googeln, es gibt OTS, in denen man sich abfeiert, das war teilweise schon vorfinanziert. Warum wurde dieses Projekt nie umgesetzt? Danke.
Präsident Ernst Woller: Ich bitte um Beantwortung.
Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Danke für die Frage. Wie bereits vorher ausgeführt, ist es so, dass natürlich die Dienststellen der Stadt nicht nur bis jetzt, sondern auch ab jetzt intensiv und laufend an der Thematik der Grundwassersituation für die ganze Lobau arbeiten, einen intensiven fachlichen Austausch mit verschiedensten wissenschaftlichen Einrichtungen pflegen, gemeinsame Strategien entwickeln und dann diese Strategien eben auch umsetzen.
Die zusätzliche Dotation über die Panozzalacke entspricht genau diesem Prozess, und die Erweiterung der Dotation im Bereich der Oberen Lobau wird sich, wie bereits dargelegt, auch positiv auf den Grundwasserspiegel in der Unteren Lobau auswirken.
Aber um die konkrete Frage bezüglich der Trinkwasseraufbereitung zu beantworten, möchte ich Folgendes deutlich sagen: Eine Trinkwasseraufbereitung wäre aktuell wirtschaftlich völlig undarstellbar, kein Rechnungshof der Republik, ob Stadtrechnungshof oder Bundesrechnungshof, würde solche Kosten auch nur entfernt akzeptieren können. Wir reden noch dazu von einem wirklich signifikanten Eingriff in den Nationalpark. Das ist meiner Meinung nach nicht vernünftig, zumal die Trinkwasserversorgung der Stadt auch bei einem Ausfall einer der beiden Hochquellwasserleitungen gesichert wäre. Wir reden da also von einem Bypass, der extrem viel kostet und sehr, sehr invasiv für die Au wäre, und dagegen spreche ich mich aus.
Präsident Ernst Woller: Danke für die Beantwortung. Die 2. Zusatzfrage wird von Frau Abg. Hungerländer gestellt. Ich erteile ihr das Wort.
Abg. Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP): Guten Morgen, Herr Stadtrat!
Jetzt treffen wir einander bei einem neuen Thema, das weniger ideologisch ist, wieder. Ich muss gestehen, mir fehlt ein bisschen Ihre Antwort darüber, was Sie für die Untere Lobau planen. Es ist ein extrem schwieriges Thema und sehr komplex und Sie hatten wenig Zeit, sich einzuarbeiten, aber gibt es Pläne oder können Sie sich vorstellen, dass zumindest versuchsweise die Untere Lobau in den nächsten fünf Jahren während Ihrer Amtsperiode dotiert werden könnte?
Präsident Ernst Woller: Ich ersuche um Beantwortung.
Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Also ich kann nur nochmals wiederholen, was ich gesagt habe. Erstens einmal ist es so, dass die Untere Lobau und die Obere Lobau nicht zwei völlig voneinander unabhängige Bereiche in unserer Stadt, getrennt durch eine Mauer, die bis in den Grundwasserkörper reicht, sind, sondern sehr, sehr eng vernetzt sind. Das Projekt, an dem wir jetzt intensiv arbeiten, das im Winter 2021 umgesetzt werden soll, hat natürlich auch Auswirkungen auf den Grundwasserstand der Unteren Lobau, hat also auf die gesamte Lobau eine positive Auswirkung.
Ich möchte aber auch anführen, dass das nicht einfach ein politisches Projekt ist, das irgendjemand lustig findet, sondern das Ergebnis einer intensiven Arbeit mit allen Expertinnen und Experten, mit Universitäten, die uns in diesem Zusammenhang beraten. Ich kann nur zusichern, dass das natürlich selbstverständlich auch für
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