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Landtag, 38. Sitzung vom 27.06.2019, Wörtliches Protokoll  -  Seite 54 von 63

 

18 Workshops machen, die angeboten werden. Hat man diese absolviert, bekommt man so wie zum Schulstart nochmal eine finanzielle Unterstützung. Ich denke, dass das auch ein Modell für Wien sein könnte und da würde mich auch Ihre Meinung dazu interessieren. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Ich möchte jetzt aber auf etwas kommen, Sie haben ja dann in den letzten vier Seiten Vorschläge oder Forderungen, wo Sie auch schreiben „Das Recht auf bestmögliche Bildung.“ Und da steht auf Seite 99: „Es ist notwendig, ein Schulsystem zu entwickeln, das sozial fair und inklusiv ist und in dem die Trennung der Kinder nach ihren Interessen und Begabungen erstmals am Ende der Schulpflicht erfolgt. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft fordert eine gemeinsame Schule für alle 6- bis 15-Jährigen.“ Also das geht mir jetzt dann schon ein wenig zu weit, weil ich denke mir, wenn es Ihre Aufgabe als Kinder- und Jugendanwälte ist, die Interessen der Kinder zu vertreten und dann zu sagen, in der Schule sollten sie eigentlich erst mit 15 das erste Mal nach ihren Interessen gefördert, getrennt oder Sonstiges werden, da denke ich mir dann, wenn ein Kind jetzt Interesse hat, mit 9 Fußball zu spielen, Landhockey zu spielen, Flöte zu spielen, Gitarre zu spielen, warum sollte es dann diese Möglichkeit nicht auch in der Schule bekommen? Warum sollte es dann nicht die Möglichkeit geben, dass das Kind auch, und ich gehe hier jetzt wirklich nach den Interessen, nach den Interessen gefördert wird? Kinder sollen sich ausprobieren können, Kinder sollen ihren Weg finden. Das können sie aber nur, wenn sie sich eben ausprobieren können. Deswegen sollte man so früh als möglich beginnen, die Interessen der Kinder zu fördern und ihnen nachzugehen, weil dann sieht man oder kann das Kind für sich entscheiden, welchen Weg es einschlagen will. Ich denke, wir als Erwachsene haben die Aufgabe, die verschiedenen Wege aufzuzeigen, sie zu begleiten. Die Entscheidung, welchen Weg dieses Kind für sein Leben einschlagen möchte, liegt dann bei dem Kind. Unsere Aufgabe ist es, ihm Wurzeln zu geben, damit es fliegen kann. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Und ich möchte … (Zwischenruf von Abg. Dr. Kurt Stürzenbecher.) Ja, Sie können einem Kind Wurzeln geben, damit es fliegen kann, damit es nämlich dann wieder sanft landen kann und weiß, wo es ist. Das ist ein schönes Bild. Lassen Sie es zu! Stimmt vielleicht nicht ganz mit Ihrer Ideologie überein, aber öffnen Sie sich!

 

Dann sagen Sie auch zur Inklusion und ich möchte Ihnen da schon auch einmal ein Schicksal von einem Jungen erzählen, das ist gar nicht so lange her und da muss ich mich dann auch bei der Stadt Wien bedanken, der ein schwer autistisches Kind ist. Die Eltern versuchen seit zwei Jahren, in Wien einen Schulplatz zu finden, in dem sich das Kind wohlfühlt, in dem das Kind nach den Möglichkeiten des Kindes gefördert werden kann. Zwei Jahre lang! Das Kind hätte einmal beinahe einen Verweis bekommen, weil es eben aggressiv geworden ist, weil es mit ganz vielen Reizen nicht umgehen kann. Das Kind kann keine langen Autofahrten auf sich nehmen. Die Eltern haben mich dann angerufen und haben gesagt: „Wir wissen nicht mehr, was wir tun sollen. Unser Kind wird von der nächsten Schule ausgeschlossen.“ Man hat dann einen weiteren Weg gesucht, das Kind in der Stadt Wien unterzubringen. Das hat auch nicht funktioniert. Da hat die Lehrerin gleich gesagt, die Direktorin, das Kind hat keinen Platz. Es sind dann die Eltern gekommen und haben gesagt, es wäre die Möglichkeit in Niederösterreich, zu Fuß zirka zehn Minuten, das Kind könnte dort in einer Schule mit einer Art Mosaikklassen untergebracht und gefördert werden. Und da muss ich wirklich der Stadt Wien Danke sagen, weil da hat die Stadt Wien dann geholfen. Da muss ich wirklich ganz herzlich Danke sagen, und auch die Bildungsdirektion, muss ich auch sagen. Dann zeigt mir das aber, warum Sie gerade als Kinder- und Jugendanwälte sagen können: Wir sind für Inklusion. Ich meine, es ist ja nicht das einzige Beispiel, das es gibt, es ist nur ein Beispiel. Man muss doch den Kindern den Raum geben, den sie brauchen und den sie auch schaffen. Inklusion ist nicht für alle Kinder das Beste. Daher werden wir auch, und aus anderen Gründen, diesem Bericht nicht zustimmen. Ich danke trotzdem für Ihre Arbeit. Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Präsident Ernst Woller: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Ellensohn. Ich erteile es ihm.

 

14.51.39

Abg. David Ellensohn (GRÜNE)|: Herr Präsident! Meine Damen und Herren,! Liebe Kinder- und Jugendanwältin! Lieber Kinder- und Jugendanwalt!

 

Das ist mein persönlicher Lieblingsbericht von den vielen Berichten. Es sind alle wichtig. Aber es ist mein persönlicher Lieblingsbericht, weil man auf jeder Seite und aus jedem Text spürt, dass man sich zu 100 Prozent für Kinder und Jugendliche einsetzt. Das merkt einfach auf jeder Seite und das ist der beste Bericht zum Lesen, weil er auch viel Kraft und viel Energie gibt, und weil Sie nur Gutes tun. Danke. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Die ganz großen Linien, die drinnen sind, sind natürlich dann auch, weil das ist ja dann der Vorwurf politisch, weil ob man Kinderarmut bekämpft oder nicht, ist natürlich schon eine politische Entscheidung. Man kann auch sagen, es ist einem egal, das würde ich aus verschiedenen politischen Maßnahmen ableiten, oder eben nicht. Es wird ja nachher wieder bekrittelt werden. Aber jetzt bin einmal ich dran, schauen wir dann, was alles noch kommt.

 

Ich wünsche der neubestellten Kinder- und Jugendanwältin, der Dunja Gharwal, sehr viel Erfolg und hoffentlich auch viel Spaß bei der Arbeit und dem wiederbestellten Ercan Nik Nafs natürlich auch. Aber es ist ja ein Bericht, der nach hinten geht. Also dürfen wir zu Recht unser Augenmerk auch auf Monika Pinterits richten, die seit 1. Juli 1999 20 Jahre lang federführend in der Kinder- und Jugendanwaltschaft tätig war. Alleine für das, was alles geleistet wurde in diesen zwei Jahrzehnten vielen, vielen Dank! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Wir haben da oft eine Diskussion „Bekämpfung von Kinderarmut“, jetzt wieder, was heißt, Chancen für alle Kinder, was heißt, Bildungschancen allen Kindern geben, was heißt, geflüchteten Kindern helfen. Und dann gibt es eine Diskussion, ob sie alle das sagen dürfen oder nicht. Na wenn das die Kinder- und Jugendanwaltschaft nicht

 

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