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Landtag, 38. Sitzung vom 27.06.2019, Wörtliches Protokoll  -  Seite 6 von 63

 

Grundsätzlich ist es so, dass wir natürlich laufend bemüht sind, die Personalplanung und natürlich auch die Einteilung des Personals auf die unterschiedlichen Regionen beziehungsweise die Fälle betroffener Familien nicht von den Ressourcen her zu denken, sondern natürlich von den Notwendigkeiten. Denn im Mittelpunkt steht das Kind, und das ist die Richtschnur für alle Maßnahmen der Kinder- und Jugendhilfe. Dort, wo Unterstützung gebraucht wird, bemühen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestmöglich, bis hin eben zur Dienststellenleitung natürlich, diese Unterstützung nach den Qualitätsbestimmungen und unseren Standards auch zur Verfügung zu stellen. Das haben wir in den letzten Jahren auch immer wieder gemacht. In dem konkreten Fall zeigt sich eigentlich auch, wie gut grundsätzlich diese Standards in Wien passen. Wir unterscheiden uns da auch von anderen Bundesländern, so ist etwa das Vier-Augen-Prinzip eine durchaus personalintensive Maßnahme, die uns aber sehr am Herzen liegt.

 

In dem konkreten Fall geht es ja weniger um die Anzahl des zur Verfügung stehenden Personals, sondern um die Entscheidung, dass man zu einem Zeitpunkt, zu dem die Kinder - auf die sich natürlich auch der ganze Fokus der Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen gerichtet hat - an sich stabil und unterstützt und gut versorgt gewirkt haben, wenn man so will, diese in die Volljährigkeit entlassen hat und nicht noch einmal genauer auf die psychiatrischen Warnsignale geschaut hat, die es in den Jahren davor bei der Mutter gegeben hat. Das soll in Zukunft nicht mehr passieren können, da es auf jeden Fall notwendig ist, dass in so einem Zusammenhang dann auch der psychologische Dienst eingebunden werden soll.

 

Präsident Ernst Woller: Die 2. Zusatzfrage wird von Frau Abg. Schwarz gestellt.

 

9.22.56

Abg. Sabine Schwarz (ÖVP): Guten Morgen! Ich habe jetzt noch eine andere Frage bezüglich Unterbringung von Kleinstkindern, wo wir ja alle wissen, die beste Unterbringung, wenn es Fremdunterbringung sein muss, sind die Krisenpflegeeltern. Wir wissen aber, dass es viel zu wenig gibt und wir - und da sage ich bewusst, wir, weil wir das ja alle irgendwie mittragen müssen - in die Krisenzentren ausweichen müssen, die aber nicht dafür ausgestattet sind und auch nicht diese Behütung geben können, die Krisenpflegeeltern geben können.

 

Wo sehen Sie die Möglichkeit oder haben Sie einen Plan, wie man mehr Menschen dazu bringen kann, sich als Krisenpflegeeltern zu engagieren?

 

Präsident Ernst Woller: Bitte, Herr Landesrat.

 

Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Zuerst einmal möchte ich auch von meiner Seite wirklich mit großer Überzeugung sagen, dass in den Krisenpflegezentren eine wirklich engagierte und auch fachlich einzigartig gute Arbeit geleistet wird, auch in diesen Sondersituationen, die sich niemand wünschen kann und die auch besonders für die Kinder nicht ideal sind, wo Kleinstkinder zwischenzeitlich in einem Krisenpflegezentrum betreut werden müssen.

 

Sie haben völlig recht, das Ziel muss sein und das Ziel ist es, dass jedes Kind so familiennah wie möglich unterstützt und betreut werden kann. Das bedeutet natürlich zu allererst einmal das Ausschöpfen des gesamten Maßnahmenpakets präventiv bis zur Unterstützung der Erziehung, um überhaupt Kinder auch in den Familien lassen zu können, aber natürlich, in Krisenfällen oder wenn es gar nicht mehr weitergeht und eine Abnahme angezeigt ist, dafür dann auch die Unterstützungsleistungen anzubieten, und die sind natürlich im Idealfall durch Krisenpflegeeltern respektive Pflegeeltern angeboten. Da haben wir uns in den letzten Jahren wirklich mit einem großen Maßnahmenpaket und auch extrem viel Energie der Kinder- und Jugendhilfe bemüht, erstens einmal die bestehenden Krisenpflegeeltern und Pflegeeltern bestmöglich zu betreuen. Pflegeeltern in Wien wissen, es gibt ein lückenloses und intensives und nahezu wöchentliches Angebot an Unterstützung, von einer Ausbildung, von einem Austausch, von einer Netzwerkarbeit, einer Betreuung durch die MA 11 in den Pflegeelternzentren der Stadt, wo auch in der Vergangenheit ein neues aufgemacht hat.

 

Aber wir bemühen uns natürlich auch, laufend neue zu finden. Eine Maßnahme dafür war im letzten Jahr das Anstellungsmodell für Krisenpflegeeltern. Eine weitere Maßnahme ist unsere laufende und gute Zusammenarbeit mit den Dachorganisationen in diesem Zusammenhang. Und eine dritte Maßnahme ist ein laufendes Werben. Sie kennen alle die Sujets mit dem Brokkoli. Es ist nicht umsonst eines der berühmtesten Sujets des Presse- und Informationsdienstes der Stadt, weil es nämlich so intensiv geschalten wird, da uns das Suchen und Werben um Krisenpflegeeltern und Pflegeeltern ein großes Anliegen ist. Ich bin überzeugt, dass es ein Anliegen ist, das hier in diesem Haus jeder Einzelne und jede Einzelne mitträgt.

 

Ich kann dazu nur sagen, dass das Bessere immer der Feind des Guten ist und dass man einfach noch mehr Unterstützung geben kann. Was ich wirklich auch finde, ist, dass unsere Gesellschaft generell, besonders aber die Politik aufpassen muss, dass man keine kontraproduktiven Signale setzt. Bei den Pflegeeltern ist es als kontraproduktives Signal angekommen, dass man im Hinblick auf den Verlust der Familienunterstützungsleistung beziehungsweise des Zustehens von Familienbeihilfeleistungen erst ab dem 91. Tag auf Bundesebene nicht mehr versucht hat. Da gibt es einfach zwei unterschiedliche Sichtweisen, die ehemalige Familienministerin Bogner-Strauß war auf dem Standpunkt, das geht nicht anders, wenn überhaupt, dann sollen die Länder etwas machen. Alle Krisenpflegeeltern und Pflegeeltern, mit denen ich rede, denken da grundlegend anders, denken sich, wir sollten uns da mehr überlegen, auch der Bund sollte sich da mehr überlegen. Wir haben da erst kürzlich in der letzten Familienreferenten- und Familienreferentinnen-Konferenz darüber gesprochen, auch ich konnte dazu einen Antrag einbringen. Also ich wünsche mir da eigentlich nach wie vor eine Lösung dieser Sache. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Präsident Ernst Woller: Die 3. Zusatzfrage wird von Frau Abg. Mag. Berner gestellt. Ich erteile ihr das Wort.

 

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