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Landtag, 30. Sitzung vom 22.11.2018, Wörtliches Protokoll  -  Seite 74 von 98

 

Geschichte, also ganz, ganz bitter, und die Politik reagiert in solchen Dingen, und das ist auch völlig verständlich. Das ist die eine Sache.

 

Wir haben damals in vielen Punkten zugestimmt, dem einen mit dem Maulkorb nicht, weil wir der Meinung waren … Wir haben bisher immer gegen die Existenz der Rasseliste angeredet. Ich habe mit dem Wort Rasse schon ein Problem. Ich sage auch deswegen eben immer Listenhunde, und Kampfhunde gibt es auch keine. Jeder Züchter, jeder Mensch kann einen Hund zum Kampfhund machen.

 

Ich komme vom Land und da kenne ich jemanden, der hat einen Dackel einfach so dressiert, dass er jedes Mal, wenn der Pfarrer vorbeigegangen ist, getobt hat. Das kann man machen. Es ist überhaupt kein Problem. (Abg. Mag. Wolfgang Jung: Das kommt darauf an, wo der Pfarrer gesessen ist!) Offensichtlich geht das. Unser Problem ist in Wirklichkeit: Wir wollten eigentlich bei der ganzen Debatte nicht zunächst einmal bei den Hunden ansetzen, sondern eigentlich bei den Haltern. Es ist schon immer so klar, dass der auf der anderen Seite der Leine eigentlich derjenige oder diejenige ist, die/der Verantwortung trägt.

 

Ich fahre ganz oft mit dem Rad, ich sehe auf der Donauinsel oder auf dem Hubertusdamm immer wieder Menschen, da hat der Hund keine Leine, da hat der Hund keinen Maulkorb, obwohl die Leute wissen, dass es so ist. Ich habe aber eigentlich nur ein einziges Mal eine schlechte Erfahrung gemacht, die Schrammen waren dann bald weg, und er hat sich dann 1.000 Mal entschuldigt, aber eigentlich ist vielleicht der Besitzer um eine Spur gescheiter geworden.

 

Aber jetzt zu der Geschichte. Die FPÖ hat eine für mich unglaubliche Wandlung gemacht. Ich kann mich erinnern, gleich danach hat es ein Plakat gegeben, so wie das da. (Der Redner hält ein Plakat in die Höhe.) Sechs von zehn Hunden im Tierheim sind aus dem Ausland. Das macht der Herr Waldhäusl. Der Herr Waldhäusl hat ein Plakat … (Zwischenruf von Abg. Ing. Udo Guggenbichler, MSc.) - Warte, warte, warte! (Abg. Mag. Wolfgang Jung: Weil die Tierheime überfüllt sind mit den beschlagnahmten Hunden aus dem Ausland!) Herr Waldhäusl ist ja gleich mit Maulkorbpflicht gekommen und hat am Bild den Maulkorb verkehrt auf das Tier draufgegeben. Das muss man sich einmal vorstellen! Ich weiß aber von ganz vielen Leuten, dass sie entweder Angst haben, ihrem Tier, ihrem Liebling einfach den Maulkorb anzulegen, und sie können es ganz oft schlicht nicht. Da ist aber das Tier nicht verantwortlich, sondern immer der Besitzer oder die Besitzerin.

 

Deswegen unser Ansatz: Hundeführschein oder in dem Fall Sachkundenachweis für alle HundebesitzerInnen. Das ist ganz wichtig. Das geht nämlich nicht auf das Tier, sondern geht immer auf den Besitzer. Der muss nachweisen können, dass er erstens einmal weiß, wie ein Tier gefüttert wird, wie ein Tier gehalten wird, wie man damit umgeht. Viele, viele Bissvorfälle, Zwickereien, nicht alle … Die Zahlen sind da immer schwierig, da sagen die einen das, die anderen das, das haben wir auch gerade gesehen, aber in Wien ist es vielleicht nicht so. Faktum ist aber, dass zu Hause immer wieder Bissvorfälle und Zwickereien vorkommen, und da, muss man leider sagen, hilft der Maulkorb gar nichts, sondern da hilft einfach Kenntnis, Wissen, wie man damit umgeht. Deswegen ist uns wichtig, und das wird es jetzt auch in dem neuen Gesetz geben: Sachkundenachweis für HundebesitzerInnen, die mit dem Hundebesitzen anfangen. Es gibt dann noch die Klausel, wenn er zwei Jahre keinen gehabt hat, aber auf jedem Fall ab 1. Juli werden neue HundebesitzerInnen mit diesem verpflichtenden Sachkundenachweis konfrontiert werden.

 

Das ist uns ganz, ganz wichtig, weil damit natürlich auch die Chance besteht, dass die Bissvorfälle, die halt aus Unkenntnis passieren … Ich erinnere nur an die Geschichte mit dem berühmten Dackel in Niederösterreich bei einem Heurigen in Perchtoldsdorf. Wie war das? - Das Kind ist unten am Boden auf allen Vieren, der Hund unten frisst, das Kind greift in die Schüssel hinein, der Hund zwickt es. Das ist einfach ein Bissvorfall, der natürlich für das Kind grauslich ist, aber eigentlich ist der Hundehalter verantwortlich, denn der muss wissen, und letztendlich auch die Eltern des Kindes: Hallo, das geht nicht. Eine Geschichte, die wahrscheinlich ganz, ganz oft vorkommen wird, aber hoffentlich nicht in so einem Ausmaß.

 

Das war der Punkt, warum uns der Sachkundenachweis beziehungsweise Hundeführschein „light“ wichtig war. Wichtig ist, es gibt ganz viele ExpertInnen dabei, TierschützerInnen, Tierschutzorganisationen, aber vor allem die HundeführscheinprüferInnen. Das sind für uns die wahren ExpertInnen. So, wir haben uns mit denen getroffen, ich habe auch eine Pressekonferenz mit einer Dame von dort gemacht, und es war klar, es muss beim Halter angesetzt werden. Das Gute an der neuen Novelle ist, dass diese Geschichte mit dem Sachkundenachweis kommt.

 

Jetzt sage ich, für uns war es immer: Maulkorb schwierig, Listenhunde schwierig. Wir sind in einer Koalition mit den Sozialdemokraten und Sozialdemokratinnen. Da stehe ich dazu, ich halte auch sehr viel von der Frau Landesrätin. In diesem Fall war es klar, wir werden früher oder später, besser früher, zu einem Kompromiss kommen. In dem Kompromiss war für uns beide klar, dass wir beide einfach in einem Punkt nachgeben werden. Das eine war, wie gesagt, der Sachkundenachweis, da bin ich sehr stolz, dass wird den drinnen haben, und die zweite Sache war, wir sind über diese Maulkorbpflicht … Der Name Maulkorbpflicht statt Beißkorbpflicht klingt schon einmal ganz anders.

 

Noch einmal: Bei dieser Maulkorbpflicht war uns wichtig, es muss die Möglichkeit von Ausnahmen geben. Die Ausnahmen, die wir hineingebracht haben, waren Rettungshunde, Diensthunde, Therapiehunde, aber auch die Assistenzhunde. Es kann einfach nicht sein, dass ein Blindenhund einen Maulkorb tragen muss. Das geht nicht, da waren wir auch schnell mit diesem Kompromiss fertig.

 

Wir haben einen anderen Kompromisspunkt auch noch drinnen, der uns auch persönlich ganz wichtig war. Es muss auch die Hoffnung für Menschen geben, die einen dieser Listenhunde haben, dass man, wenn der Hund wirklich gut trainiert ist, wenn die Person sich wirk

 

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