Landtag, 27. Sitzung vom 28.09.2018, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 51
machen, die nicht eine Kinderpopulation im Alter von neuneinhalb Jahren auseinanderreißt. Unsere Maßnahmen gehen da in die Richtung der Bildungsgrätzel, die wir stark ausbauen, und der Campusschulen, das sind Standorte, wo Kinder von 0 bis 14 Jahren gemeinsam lernen können.
Eine weitere Sache, bei der ich mich mit ihr in einer Meinung sehe, ist, dass wir laufend die Frage stellen müssen, wie man zusätzliche Unterstützungen an die Schulen mit besonderen Herausforderungen und damit aber auch Klarheit für die Pädagoginnen und Pädagogen schafft, welche Konsequenzen sie setzen können, wenn sie in schwierigen Situationen sind. Im Hinblick auf zusätzliche Unterstützung hat die Stadt Wien seit vielen Jahren das Modell der Förderung 2.0. Das ist gerade ein Modell, bei dem wir nicht mit der Gießkanne sagen, jede Schule erhält zusätzliche Unterstützung. Das an sich wäre wichtig, weil wir der Überzeugung sind, dass es Kinder gibt, die am Nachmittag allein gelassen werden beim Lernen, nicht, weil es die Eltern nicht wollen, sondern weil es die Eltern schlicht nicht können oder sich keine Nachhilfe leisten können. Aber bei der Förderung 2.0 gehen wir genau nach der Frage vor, wo ist die Herausforderung am größten, dort braucht ihr mehr Unterstützung.
Das ist, oder ich möchte sagen, war auch beim Thema der zusätzlichen SozialarbeiterInnen so. Sie wissen, der Bund hat zusätzliche Sozialarbeiter für Brennpunktschulen zur Verfügung gestellt. Die sind alle weg, das waren alleine in Wien 41 Leute. Der Bürgermeister und ich haben aber letzte Woche hier auch klargemacht, uns geht es da gar nicht um ein Hickhack, sondern um ein Ausstrecken der Hand, wenn der Bildungsminister bereit ist, diese so schlechte Maßnahme für die Brennpunktschulen zurückzunehmen, können wir uns vorstellen, das aufzuteilen.
Zum Thema Herausforderung und Klarheit der PädagogInnen: Ich glaube, ich habe gestern sehr lange über das Thema des Runden Tisches zum Thema Gewalt an Schulen gesprochen, auch der weiteren Schritte. Ich lasse das heute weg oder beantworte das gerne in einer Nachfrage.
Was es auch - und ich habe das schon zu Beginn gesagt - verstärkt braucht - auch ein Thema, über das wir gesprochen haben-, ist eine verstärkte Vernetzung aller AkteurInnen im Jugendbereich. Es gibt ja nicht nur Schule, wo die Kinder sind, sondern eben auch die Sozialarbeit, Jugendzentren, Polizei und Jugendarbeit. Es heißt ja eben: „It takes your village to raise a child.“, und da können LehrerInnen prinzipiell darauf zählen, dass wir sie nicht allein lassen dürfen. In Floridsdorf gibt es derzeit ein sehr intensives Arbeiten an einem sehr umfangreichen Projekt mit dem Titel „Neue Autorität“. Das ist ein Fachbegriff von einem israelischen Wissenschaftler, Haim Omer, bei dem es darum geht, alle Unterstützungssysteme bis hin zur Jugendgerichtsbarkeit, Polizei, et cetera um die einzelnen Kinder und Jugendlichen herum zu vernetzen.
Vielleicht noch ein zusätzliches Thema, das auch im Buch angesprochen wird, das aber viele Leute in Österreich seit Jahren fordern - das ist ja nichts Neues, auch der Herr Bürgermeister und ich haben das letzte Woche noch einmal zum Thema gemacht -, ist unser Eintreten für einen gemeinsamen Ethikunterricht für alle SchülerInnen. Wenn wir sagen, es gibt Themen, die nicht angesprochen oder im Religionsunterricht zu schlecht angesprochen werden, dann dürfen wir auf gar keinen Fall das Thema Ethikunterricht - so wie es jetzt in den letzten Tagen vom Bund angedacht worden ist - als Ersatz für die, die nicht in Reli gehen, oder als Strafe für die, die nicht in Reli gehen, begreifen, sondern als zusätzliches Fach, als zusätzliches Thema für alle Schülerinnen und Schüler. Schade, dass der Bund noch nicht in diese Richtung geht. Wir werden diese Forderung weiter erheben.
Zusätzlich war es auch für mich noch Thema, das wir in Wien massiv vorantreiben - bei dem wir auch auf Unterstützung von allen Seiten angewiesen sind - das ist der Ausbau ganztägiger Schulformen. Wir haben allein in Wien in den letzten Jahren sehr viel in diesem Hinblick getan. Das sind nämlich Schulformen, in denen Kinder und Jugendliche auch am Nachmittag die Förderung bekommen, die sie sonst nicht bekommen. Wir haben in Wien derzeit 45 Prozent aller Volksschulen ganztägig ausgebaut, davon die Hälfte in verschränkter Form. Das ist nichts, bei dem man sich auf die Schulter klopfen soll und sich ausruhen soll, aber schon eine Sache, auf Basis derer man sagen kann, man würde sich auch hier deutlich mehr Unterstützung von Bundesseite wünschen.
Um das alles zusammenzufassen: Meiner Überzeugung nach ist es unser aller gemeinsame Aufgabe, weiterhin Lehrerinnen und Lehrern zuzuhören. Und zwar auch dann, oder vielleicht sogar gerade dann, wenn sie Kritik üben, sie ernst zu nehmen und dann zu versuchen, die Herausforderungen anzugehen. Wegschauen hilft nichts, aber Benzin reinschütten und dann „Feuer“ schreien, hilft auch nichts. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Präsident Ernst Woller: Danke für die Beantwortung. Die 1. Zusatzfrage stellt Frau Abg. Mag. Jischa.
Abg. Mag. Birgit Jischa (SPÖ): Schönen guten Morgen, Herr Landesrat! Vielen Dank für Ihre Ausführungen.
In der aktuellen Debatte zur Situation an Wiener Schulen zeigt sich, dass viele Lehrer und Lehrerinnen nicht wissen, wohin sie sich wenden können, wenn sie mit ihrem Latein am Ende sind und Unterstützung brauchen. Auf Initiative des Bürgermeisters und des Stadtrates wurde gestern eine Hotline für Lehrkräfte präsentiert. Was passiert, wenn Lehrkräfte dort anrufen?
Präsident Ernst Woller: Bitte, Herr Landesrat.
Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Vielen Dank für die Frage.
Nun ja, Probleme und Konflikte an den Schulen - ich habe ja davon gesprochen - können nur gelöst werden, wenn man darauf hingewiesen wird, auch um die richtigen Stellen und Unterstützungssysteme einschalten zu können. Das ist natürlich jetzt schon der Fall, aber wir haben gerade in den letzten Wochen und Monaten das Feedback bekommen, dass es Sinn macht und notwendig wäre, hier einen direkten Draht, wenn man so will,
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